Harburg. Die Vorschläge für den Bezirk sehen die Grünen zunächst nur als Diskussionsgrundlage. Es gibt auch schon den ersten Protest.
Das Landes-Veloroutennetz wächst – mittlerweile auch in Harburg In den nächsten Jahren sollen die Velorouten 10 und 11, die Harburg und Süderelbe mit der Hamburger Innenstadt verbinden, auch hier fertig sein. Sie wachsen dabei nicht linear, sondern über den ganzen Bezirk verteilt, stückchenweise. Daran anschließen soll sich ein Bezirks-Radwegenetz. Konzepte dazu wurden in den vergangenen zehn Jahren mehrfach erarbeitet und später als veraltet verworfen, bevor sie umgesetzt werden konnten. Jetzt kommt ein neuer Vorschlag: Eine Arbeitsgruppe der Harburger Grünen hat ein Radnetz-Konzept vorgelegt. Nicht bei allen anderen Parteien kommt es gut an. CDU und FDP kritisieren es als autofeindlich.
Planer im Bezirksamt sind durch die Velorouten gebunden
Dass es trotz mehrerer Anläufe kein Bezirksradwegekonzept gibt, hat verschiedene Gründe: Zum einen sind die Radverkehrsplaner des Bezirksamtes durch die Planung der Landesvelorouten gebunden. Das war anfangs nicht so gedacht, denn diese sollte der Landesbetrieb Straßen Brücken und Gewässer bauen. Dass dieser viel Arbeit an die Bezirke abgab, hat zwar den Vorteil, dass hier die Ortskenntnisse besser sind, aber den Nachteil, dass dadurch im Bezirk Kapazitäten fehlen. Zum anderen hat sich der geplante Verlauf der Velorouten, an die das Netz anschließen soll, noch einige Male geändert. Die Grünen verstehen ihren Entwurf als Diskussionsgrundlage.
Orientierung an den Hauptachsen
Wie ein großer Wurf erscheint das, was vorgelegt wurde, zunächst einmal nicht: Im Wesentlichen orientiert sich das vorgeschlagene Radwegenetz an den vorhandenen Hauptstraßen. Lediglich bei der Querung des Göhlbachtals kommt ein spektakulärer Vorschlag: Um den Höhenunterschied zu umgehen – von der Bremer und der Eißendorfer Straße aus geht es jeweils etwa 35 Meter hinab ins Tal – soll eine Brücke vom Lübbersweg über das Göhlbachtal geführt werden. „Auch, weil Radfahrer, die von oben ins Tal hereinfahren, sehr viel Schwung mitbringen und auch brauchen“, sagt Mattis Bastian, Radverkehrsexperte der Grünen. „Wenn sie dann die Fahrradstraße Göhlbachtal oder den Autoverkehr kreuzen, wird es gefährlich. Deshalb wäre eine Brücke mit Rampen an dieser Kreuzung eine Lösung.“
Anderswo, beispielsweise am Frankenberg oder an der Denickestraße werden die Steigungen in Kauf genommen. In einem der Vor-Konzepte, dem der Nachhaltigkeitsinitiative „Harburg 21“ umging man die Steigungen, indem die Wege konsequent durch die Täler geführt wurden. So hätten Radler immer höchstens eine starke Steigung auf ihrem Weg gehabt. „Das hätte zwar einige Umwege bedeutet, aber ich denke, es hätte auch den Wegen, die die Radfahrer jetzt schon nehmen, eher entsprochen“, sagt der SPD-Politiker Frank Wiesner, der damals in der Gruppe mitwirkte.
Straßenraum muss neu geordnet werden
Um die „Fahrrad-Alltagsrouten“, wie sie in der Hamburger Verkehrsplanung heißen, auf Straßen führen zu können, auf denen bislang Autos die Priorität hatten, muss der Straßenraum neu geordnet werden – zu Lasten der Autos. Fahrradspuren, am besten baulich abgetrennt, sind die erste Wahl im Konzept der Grünen. Mancherorts müssten dafür Parkplätze weichen, und wo auch dann der Platz nicht reichen würde, soll Mischverkehr und Tempo 30 angeordnet werden, auch auf Hauptstraßen, wie dem Marmstorfer Weg, der Neugrabener Bahnhofsstraße oder dem Eißendorfer Pferdeweg. Die Neue Straße soll Fahrradstraße werden, der Krummholzberg Einbahnstraße mit Radspuren. „Das alles sind erst mal nur Vorschläge“, sagt Mattis Bastian, „aber durchaus ernst gemeinte, für die wir auch streiten würden.“
Streit scheint programmiert: „Das ist ein Anschlag auf den Straßenverkehr“, schimpft der CDU Verkehrs-Sprecher Rainer Bliefernicht. „Mit diesen Ideen erzeugt man Staus, nicht nur für Pkw sondern auch für Busse!“
Auch Viktoria Ehlers (FDP) kritisiert: „Hier sollen fast 20 Straßen zu Tempo-30-Zonen gemacht werden. Das schränkt die Bürger ein! “