Neu Wulmstorf. Fonds übernimmt erste 139 Wohnungen des Millionen-Projekts. Neuer Bauantrag für den dritten Abschnitt mit Änderungswünschen.

Mit rund 450 Wohnungen dürften die „Lessinghöfe“ in Neu Wulmstorf zu einem der größten Wohnungsbau-Einzelprojekte im Hamburger Umland zählen: Investor ist der Stuttgarter Festzelt-Unternehmer Karl Maier, der das 120-Millionen-Euro-Vorhaben eigentlich in Familienhand halten wollte, wie er vor wenigen Monaten noch beteuerte. Doch jetzt hat er den ersten Bauabschnitt mit 139 Wohnungen an den offenen Immobilienfonds „Swiss Life Living+Working“ verkauft, der gerade europaweit auf Einkaufstour ist und Büro- sowie Wohngebäude aber auch Gesundheitsimmobilien verwaltet. Ziel sei ein Portfolio mit stabilen Erträgen und nachhaltigen Werten für vorwiegend „sicherheitsorientierte Immobilien-Anleger“.

Rund 90 Mieter seien schon in die Lessinghöfe eingezogen, heißt es in einer Mitteilung des erst 2016 aufgelegten Fonds. Mit dem hier realisierten Wohnungsmix werde eine „breite Mieterzielgruppe zu bezahlbaren Neubaumieten“ und guter Anbindung an das Hamburger Verkehrsnetz angeboten, heißt es dort weiter.

Ein Verkauf großer Immobilienpakete an Immobilien oder Pensionsfonds ist derzeit in der wachsenden Metropolregion Hamburg angesichts geringer Zinserträge bei anderen Anlageformen nicht unüblich. Doch hellhörig ist man in der Neu Wulmstorfer Kommunalpolitik schon geworden, weil das Areal an der Lessingstraße nahe der B73 bereits seit den 1970er Jahren in Besitz der Familie Maier ist. Und weil das Projekt im August schon einmal Schlagzeilen machte, nachdem Maier den Makler wechselte, um die Vermarktung zu optimieren.

Besserer Nachfrage für den zweiten Bauabschnitt

Inzwischen läuft die Vermietung offensichtlich besser, wie das Abendblatt aus Branchenkreisen erfuhr. Und auch für den in Bau befindlichen zweiten Bauabschnitt gebe es Nachfrage, zum 1. Juni würden dort die ersten Mieter einziehen. Angeboten werden dort laut der offiziellen Vermietungsseite im Internet aktuell 47 bis 48 Quadratmeter große Zweizimmerwohnungen mit Kaltmieten zwischen 600 und 625 Euro (warm etwa: 726 bis 754 Euro). Größere Wohnungen seien noch im ersten Abschnitt verfügbar.

Doch warum dann der Verkauf an einen Fonds? Im Gespräch mit dem Abendblatt erklärt Investor Maier diesen Schritt mit vorher schlecht absehbaren Baukostensteigerungen um 30 Prozent. Um die Finanzierung für den zweiten und dritten Abschnitt sichern zu können, habe er daher den ersten verkauft. „Ein großer Konzern hätte das vielleicht mit Umschichtungen hinbekommen, ich bin da aber Einzelkämpfer, der ein so großes Projekt wuppen muss“, sagt der Unternehmer.

Kommunalpolitik zeigt Verständnis für den Verkauf

In der Neu Wulmstorfer Kommunalpolitik stößt seine Entscheidung zum Verkauf auf Verständnis. „Nichts wäre schlimmer, als wenn es dort mit dem dritten Bauabschnitt nicht vorangegangen wäre und wir eine Bau-Ruine bekämen“, sagt der Vorsitzende des Bauausschusses Thomas Grambow (SPD). Zumal in dem dritten und letzten Abschnitt auch eine Kita geplant ist, auf die viele der neuen Mieter warten würden.

Doch noch ist der dritte Bauabschnitt nicht völlig geklärt. Investor Maier will dazu jedenfalls einen neuen Bauantrag einreichen, wie er sagt. Grund sei die Erfahrung mit dem ersten Abschnitt. So seien dort die kleinen Wohnungen sehr schnell vermietet gewesen, während sich die von der Gemeinde gewünschten großen Familienwohnungen schlechter vermarkten ließen.

Als Hemmschuh habe sich auch der geforderte Stellplatzschlüssel von 1,3 Parkplätzen pro Wohnung erwiesen. Offensichtlich wollen viele Mieter in Neu Wulmstorf gar keinen eigenen Parkplatz, weil die Gemeinde relativ gut mit dem öffentlichen Nahverkehr erschlossen ist. „Warum soll man dann so viele teure Tiefgaragenplätze bauen? Wir müssen da nach den Erfahrungen jetzt nachjustieren“, sagt Investor Maier.