Sinstorf. Teils saniert, teils neu gebaut: In den Gebäuden soll der Unterricht schon im kommenden Schuljahr beginnen.

Das hätte kaum jemand gedacht: Die neue Grundschule am Sinstorfer Weg nimmt schon im kommenden Schuljahr den Betrieb auf. Und während der ersten Jahre haben die Abc-Schützen und Vorschüler ein besonderes Privileg: Sie dürfen ihrer Schule beim Entstehen zusehen. Schulleiter Friedemann Bullerdiek hat bereits ein Büro am Sinstorfer Weg bezogen und freut sich auf wissbegierige Schüler, engagierte Eltern und ein motiviertes Kollegium.

Noch im August, als der Referentenentwurf des Schulentwicklungsplans (SEPL) veröffentlicht wurde, und darin eine neue Grundschule am Sinstorfer Weg vorgesehen war, hatte es auf Nachfrage an die Schulbehörde geheißen, dass dies eine mittelfristige Perspektive sei. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht sicher, ob die sehr in die Jahre gekommenen Gebäude, die zuletzt die unteren Klassen der Lessing-Stadtteilschule beherbergt hatten, abgerissen oder saniert werden sollten.

Jetzt ist klar: Beides geschieht. Einige Gebäude werden saniert, so dass die ersten Jahrgänge schon einmal anfangen können. Gleichzeitig wird ein Großteil der alten Schule bis zum Sommer abgerissen und ab dem Herbst ihrer Stelle die neue Schule errichtet.

Schulleiter hat sein Büro schon bezogen

„Wir haben jetzt die Möglichkeit anzufangen, und wir wollen sie auch nutzen“, sagt Friedemann Bullerdiek. „Und dass wir die Gelegenheit haben, haben wir auch dem Hausmeisterehepaar zu verdanken, das sich engagiert um die Gebäude gekümmert hat, obwohl sie nun schon fast ein Jahr lang leer standen.

In diesem Jahr waren schon Scheiben eingeworfen, hier und da Dinge zerstört worden. Hier steuerten die Hausmeister aber gegen, so dass sich die Schäden in engen Grenzen hielten. „Auf diese Weise wurde auch die Lehrküche der Vorgängerschule erhalten, obwohl ihre Scheiben als erste zerschlagen wurden“, sagt Bullerdiek. So kommt es, dass er jetzt drei der vier Kochinseln an andere Schulen abgeben kann. Eine will er behalten. „Mit Grundschülern kann man in kleinen Gruppen kochen. Da ist eine einzelne Kochinsel quasi ein tolles Einzugsgeschenk. Eine ganze Lehrküche ist mit diesen Jahrgängen allerdings zu schwer zu beaufsichtigen.“

Die Gebäude, die zum Leuchtkäferweg hin liegen, werden als erste abgerissen. Der Abbruch soll im Sommer abgeschlossen sein. 
Die Gebäude, die zum Leuchtkäferweg hin liegen, werden als erste abgerissen. Der Abbruch soll im Sommer abgeschlossen sein.  © Lars Hansen

Bullerdiek ist von Haus aus Sonderpädagoge. Seine bisherige Lehrerlaufbahn führte ihn von der damaligen Gesamtschule Fischbek über die Finkenwerder Westerschule zur Grundschule An der Haake, wo er stellvertretender Schulleiter war. Nach einem Sabbatjahr übernahm Bullerdiek die Gründung der Schule in Sinstorf. Parallel unterrichtet er in Teilzeit an der Schule Grumbrechtstraße.

„Das ist eine spannende Herausforderung“

„Bislang war ich an Schulen tätig, deren Einzugsgebiete einen niedrigen Sozialindex hatten und wo viele Schüler mit Nachteilen ins Bildungssystem eintraten, die es im Laufe ihrer Schulzeit auszugleichen galt“, sagt er. „Das ist hier ganz anders. Ich habe bei der Vierjährigen-Vorstellung schon Eltern aus der Nachbarschaft kennengelernt und festgestellt, dass dies eine sehr anspruchsvolle Elternschaft ist. Ich finde, das ist eine spannende Herausforderung!“

Im Sommer sollen zwei Vorschulklassen und zwei erste Klassen am Sinstorfer Weg eingeschult werden. Ihre Klassenräume werden sich im ehemaligen Fachraumgebäude der Stadtteilschule befinden, das bis dahin saniert wird. Bis zum neuen Schuljahr werden dann alle Schulgebäude, die zum Leuchtkäferweg hin liegen, abgebrochen. Sie wurden in den 1960er-Jahren eilig für die Babyboom-Jahrgänge errichtet und angesichts des „Pillenknicks“ in den Jahrgängen ab 1964 nicht für die Ewigkeit konzipiert.

Das alte Fachraumgebäude wird saniert und bis zur Fertigstellung der Neubauten die Schule aufnehmen. 
Das alte Fachraumgebäude wird saniert und bis zur Fertigstellung der Neubauten die Schule aufnehmen.  © Lars Hansen

Für die Schule wird ein schöner Name gesucht

An ihrer Stelle entstehen drei Neubauten, sogenannte „Hamburger Klassenhäuser“. Das ist ein neuer Gebäudetyp der in der ganzen Stadt zum Einsatz kommen soll, mit einheitlichem Rohbau und individuellem Innenleben. In diesen drei Gebäuden – zwei für die Klassen und eines für Verwaltung, Pausenhalle und Lehrerzimmer wird sich am Ende die gesamte Schule befinden. Unklar ist, ob die Sporthallen saniert oder ersetzt werden. Auch die jetzige Pausenhalle und der Musikraum sind noch in einem erhaltbaren Zustand.

„Wir suchen noch nach einem schönen Namen für die Schule“, sagt Bullerdiek, „Sinstorfer Weg klingt so nüchtern. Ich habe deshalb schon überlegt, den Eingang um die Ecke zu verlegen, an den Leuchtkäferweg. Und im Logo der Schule könnte auch die Mückenfledermaus auftauchen, deren Nistmöglichkeiten an unseren Häusern wir durch den zweischrittigen Umbau bewahren.“

Hamburger Klassenhaus

Das Hamburger Klassenhaus ist die Antwort der Schulbehörde und der Schulbau Hamburg GmbH auf schnell wachsende Schülerzahlen. Das Prinzip lehnt sich an die Bauhaus-Architekten Gropius und van der Rohe an: Ein einheitlicher Baustil, der sich schnell reproduzieren und eventuell außerhalb der Baustelle vorfertigen lässt.

Allerdings gilt dies nur für den Rohbau: Außenwände, Treppenhäuser und Versorgungsschächte sind einheitlich. Die Fassaden und vor allem das Innenleben können nach Bedarf individualisiert werden. Pro Stockwerk stehen 450 Quadratmeter zur freien Verfügung. Geplant sind die Häuser in Größen zwischen zwei und drei Stockwerken. Möglich wären auch vier.