Hamburg. Kann die Bebauung von 21 Hektar naturnaher Landschaft überhaupt ausgeglichen werden? Die Bedenken mehren sich.

Die geplante Erweiterung des Daimler-Werks in Bostelbek wird ökologisch nur schwer auszugleichen sein. Das zeigte sich in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses am Montagabend. Die Bezirkspolitiker begrüßten zwar einhellig das Bestreben der Daimler AG, in ihr Werk zwischen dem Fürstenmoordamm und der A7 zu investieren. Doch viele Fraktionen äußerten Bedenken, ob die Überbauung des 21 Hektar großen Naturareals gleichwertig an anderer Stelle im Süderelberaum ausgeglichen werden kann.

Logistikzentrum soll entstehen

Wie kürzlich berichtet plant die Daimler AG, auf der nordwestlich des Werks gelegenen Grünfläche ein Logistikzentrum zu errichten. Es soll hauptsächlich den Materialfluss ins Werk hinein optimieren, aber auch Fertigprodukte auf den Weg zu den Abnehmern – zum Beispiel zum Stuttgarter Hauptstandort – bringen. Herzstück des sogenannten PCC (Plant Consolidation Center) wird eine 35.000 Quadratmeter große Halle sein. Sie wird etwa 300 Meter lang und 120 Meter breit werden.

Die Grünen haben noch Beratungsbedarf

Eigentlich sollte der Ausschuss am Montagabend das Bebauungsplanverfahren auf den Weg bringen. Doch der Beschluss wurde vertagt, weil die Grünen-Fraktion noch Beratungsbedarf angemeldet hat. „Hier soll eine wertvolle Naturfläche bebaut werden. Ist ausreichend geprüft worden, ob das bestehende Werksgelände nicht auch nachverdichten könnte? Es gibt dort riesige Parkplätze. Autos können auch übereinander parken“, sagte Gudrun Schittek (Grüne).

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf-Dieter Fischer betonte, dass die ökologisch aufzuwertende(n) Fläche(n), die den Eingriff in den Naturhaushalt ausgleichen soll(en), möglichst ortsnah, zumindest im Süderelbraum liegen müsste(n). Sein Parteikollege Rainer Bliefernicht warnte davor, auf von der Stadt verpachtete Landwirtschaftsflächen zurückzugreifen; das gefährde die Existenz der betroffenen Bauern.

Eingriff in die Natur ist nur schwierig zu kompensieren

Dass die mit der Erweiterung verbundenen Naturzerstörung nur schwer kompensiert werden kann, räumten auch Vertreter der Daimler AG ein, die im Publikum der öffentlichen Ausschusssitzung saßen. Demnach werden nach ersten groben Schätzungen 55 Hektar Ausgleichsfläche benötigt.

Doch der PCC wird nach Aussagen der Unternehmensvertreter auch Vorteile für die Umwelt bringen. Derzeit werden die Komponenten, die später in der Logistikhalle bereit liegen sollen, aus einem Zwischenlager in Waltershof geholt. Das verursacht viele Lkw-Transporte und gefährdet bei großen Staus den Produktionsprozess. Ökologisch positiv wird sich auch auswirken, dass das Daimler-Werk zukünftig einen Bahnanschluss haben wird. Die Daimler AG will dann mehr als 50 Prozent der Transporte per Bahn abwickeln. Derzeit liegt der Anteil mangels Gleisanschluss bei null.

Bei der nächsten Ausschusssitzung in zwei Wochen soll das Thema wieder aufgenommen werden.