Landkreis Harburg. Landkreis Stade bietet Grundstück an. Gespräche mit Hamburger Stadtreinigung über eine Übergangslösung laufen.
Die Zeit wird knapp für den Landkreis Harburg. Nur noch bis zum 31. Dezember können die Bürger das Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) in Ardestorf für ihren Grünabfall nutzen. Dann ist Schluss. Denn der Landkreis Stade als Betreiber und das Gewerbeaufsichtsamt Cuxhaven als Aufsichtsbehörde lehnen eine über das Jahresende hinausgehende Nutzung ab. Dennoch verspricht Winsens Kreisrat Josef Nießen, dass „die grundsätzliche Entsorgungssicherheit gewährleistet bleibt. Wir arbeiten derzeit an einer ortsnahen Anschlussmöglichkeit für unsere Bürger im Nordwesten des Landkreises. Dazu stehen wir sowohl mit dem Landkreis Stade als auch der Stadtreinigung Hamburg im Gespräch.“
Hintergrund für die Überlegungen ist, dass der Landkreis Stade seinem Nachbarn ein an das AWZ anschließendes Grundstück für eine neue Anlage angeboten hat. „Die Planung läuft. Es ist aber ein aufwendiges Verfahren“, sagt Heiko Köhnlein, der Leiter des Umweltamtes des Kreises Stade. Denn auch die Stadt Buxtehude, in deren Gebiet das betreffenden Grundstück liegt, spricht als Baugenehmigungsbehörde mit. „Die Gespräche laufen“, sagt auch Stadt-Sprecherin Ines Hansla. Bis Ende 2019 wird die neue Anlage aber nicht bereit stehen.
Freiwillige Vereinbarungen müssen her
Erneut entgegenkommen können die Stader dem Kreis Harburg aber schon aufgrund der begrenzten Kapazität der Anlage in Ardestorf nicht. Denn die genehmigte Menge für die Anlage von 9600 Tonnen Grün- und Gehölzabfällen pro Jahr reicht kaum mehr für Bürger im Kreis Stade. „Da müssen wir freiwillige Vereinbarungen beenden“, sagt Köhnlein. Immerhin wurde die Regelung für Ardestorf, die am 15. April auslaufen sollte, schon einmal verlängert.
Ursache für die Zwangslage der Winsener Kreisverwaltung ist, dass der angepeilte Betrieb in einer Anlage in Grauen zunächst nicht rechtzeitig aufgenommen werden konnte. „Im weiteren Verlauf dieses Jahres stellte sich dann heraus, dass ein positiver Beschluss des Gemeinderates der Gemeinde Appel mit einer Regelung zur Einrichtung einer Abfallannahmestelle auf dem Gelände nicht zu erwarten war“, teilte die Kreisverwaltung auf eine Anfrage der Gruppe FDP/Freie Wähler im Kreistag mit. Ein Vertragsabschluss sei unter diesen Voraussetzungen nicht zu erreichen gewesen.
Übergangslösung für die Grüngutanlieferung
„Der Landkreis Harburg muss sich Gedanken über eine Zwischenlösung machen“, sagt Amtsleiter Köhnlein in Stade. Bis die neue Anlage in Betrieb gehen kann, soll für die Grüngutanlieferung eine Übergangslösung geschaffen werden. Wie diese konkret aussehen wird, wird derzeit noch geprüft, heißt es aus dem Kreishaus in Winsen. Hier kommt die Hamburger Stadtreinigung ins Spiel. Im Anschluss strebe der Landkreis als Alternative die Einrichtung einer eigenen Anlage auf dem Gelände des Landkreises Stade an, sofern die planungsrechtlichen Voraussetzungen dies zulassen. Ihr Betrieb soll entweder vom Kreis übernommen oder an einen Dienstleister vergeben werden.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, wie sich die zum 15. April eingeführte Biotonne auf die Menge auswirkt, die von den Bürgern aus ihren Gärten geliefert werden. Nach ersten Ergebnissen ging sie zwischen Mai und August im Vergleich zum Vorjahresabschnitt um 20 Prozent zurück. Allerdings ist noch nicht sicher, ob sich dies als dauerhafte Entwicklung erweisen wird.
Arno Reglitzky ist gegen Grünabfall-Tourismus
„Die Frage wohin mit dem Grünabfall bewegt die Bürger im Nordosten des Kreises, besonders die Gartenbesitzer in Neu Wulmstorf“, ist FDP-Kreistagsmitglied Arno Reglitzky sicher. Über das Thema und die mögliche neue Anlage soll im Umweltausschuss am 7. November beschlossen werden. Peter Kurland, FDP-Ratsherr in Neu Wulmstorf, fordert dabei, den Anfahrtsweg nicht zu verlängern: „Ein Grünabfall Tourismus im Nordwesten des Kreisgebiets muss unterbunden werden.“
Kurios ist, dass sich mit dem Bau einer neuen Anlage auf der Grenze zwischen den Landkreisen eine genau entgegensetzte Situation zu den heutigen Verhältnissen ergeben würde. So steht die Anlage in Ardestorf auf dem Boden des Landkreises Harburg und gehört dem Kreis Stade. Die neue Anlage würde dagegen auf Stader Gebiet entstehen und dem Landkreis Harburg gehören.
Abfallwirtschaftszentrum Ardestorf
Das Abfallwirtschaftszentrum Ardestorf ist seit 2004 in Betrieb. Dort sind fünf Mitarbeiter beschäftigt. Geöffnet ist montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr und sonnabends von 8 bis 14 Uhr.
Neben Grünabfällen werden dort – jedoch nur für Bürger aus dem Kreis Stade – Bauschutt, Sperrmüll, Elektrogeräte, Dämmstoffe, Pappe und Verpackungen angenommen.