Buchholz/Egestorf. Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg erhält Auszeichnung und will das Gewerbegebiet in Egestorf deutlich erweitern.

Die Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg (WLH) kommt bei gleich zwei Gewerbegebieten deutlich voran: So hat die WLH bei der Immobilienmesse Expo Real in München für den geplanten TIP Innovationspark Nordheide Buchholz das Vorzertifikat in Gold für eine zukunftsorientierte Quartierentwicklung erhalten. Es bezieht mit den für 2020 erweiterten Kriterien auch Klimaaspekte mit ein. Für kommenden Dienstag ist zudem der erste Spatenstich für die Erweiterung des Wirtschaftsgebietes Hauskoppel in Egestorf geplant. Auch diese neue Fläche soll künftig nach dem Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) entwickelt werden.

„Wir sind damit die einzigen in Niedersachsen, die ganze Gewerbegebiete nach dem Siegel zertifizieren lassen“, sagt WLH-Geschäftsführer Jens Wrede. Das Konzept war zunächst nur für einzelnen Gebäude vorgesehen, die damit aufgewertet werden.

Für Wrede, der seit Anfang des Jahres an der Spitze der WLH steht, kommt es bei der Auszeichnung darauf an, dass sich Gemeinden „weniger Sorgen um ihre Umwelt machen müssen, wenn sie Gewerbegebiete ausweisen.“ Das Zertifikat gilt für die kommenden drei Jahre. Danach schließen sich mit dem Ausbau des Innovationsparks weitere Zertifikate an.

900 Arbeitsplätze sollen entstehen

Die Nachhaltigkeit ist für den Buchholzer TIP Park, der sich auf 25 Hektar an das von der WLH betriebene ISI-Gründerzentrum anschließt, klar definiert. Dort sollen nach ersten Schätzungen bis zu 900 Arbeitsplätze nahe den Wohnorten der Menschen entstehen. Festgeschrieben sind Grünflächen, so dass die Mitarbeiter der künftigen Firmen sich in ihrer Umgebung wohlfühlen. „Wir gehen davon aus, dass sich auf dem Gelände Gastronomie ansiedelt, auf einem zentralen Platz Gelegenheit zum Entspannen ist und Dienstleister direkt dort Trainings- und Gesundheitskurse anbieten“, sagt Wrede.

Für den Nahverkehr sollen die Voraussetzungen für autonomes Fahren geschaffen werden. So könnte ein fahrerloser Bus auf einem Rundkurs durch das Gebiet die Mitarbeiter einsammeln, die dann von einer zentralen Bushaltestelle abfahren. Für Elektroautos werden die Voraussetzungen für Ladestationen geschaffen. Sie können dann, ohne Straßen erneut aufreißen zu müssen von den jeweiligen Firmen aufgestellt werden.

WLH hat sich Planung einiges kosten lassen

Die WLH wird für die Unternehmen eigene Leitfäden entwickeln, damit die vorgegebenen Standards eingehalten werden können. „Wir planen damit weit über den vorgeschriebenen ökologischen Ausgleich hinaus“, versichert Diplom-Kaufmann Wrede, der in Berlin und Hamburg studiert hat. Die WLH hat sich Planung und Zertifizierung mitsamt Gutachten einen mittleren fünfstellige Summe kosten lassen.

Für den Start liegen nun alle Genehmigungen bis hin zum Erschließungsvertrag mit der Stadt Buchholz vor. Die Ausschreibungen für die Straßen ist abgeschlossen. Derzeit läuft die Auswahl der Firmen. Noch in diesem Jahr soll der erste Spatenstich möglich werden. „Wir werben jetzt um Interessenten, die Grundstücke kaufen sollen“, sagt Wrede. Vorgesehen sind Flächen zwischen 1000 und 15.000 Quadratmetern.

Als innovative Branchen stuft die WLH Informations- und Kommunikationstechnologie, Material-Designer, Elektrotechnik, 3-D-Druck oder Laserschweißen ein. Ausdrücklich setzt Wrede auf Labore, Entwicklungsabteilungen und Produktion. Insgesamt können in dem Park 190.000 Quadratmeter vergeben werden.

Erster Spatenstich am 15. Oktober

Egestorf kommt Buchholz nun mit dem ersten Spatenstich am 15. Oktober um einige Wochen zuvor. Dort haben sich innerhalb von neun Jahren 25 Unternehmen auf knapp elf Hektar angesiedelt. Die Gemeinde profitiert von insgesamt 400 Arbeitsplätzen.

Weil für neue Firmen kein Platz mehr ist, wird nun das Gelände um knapp 15 Hektar erweitert. Jetzt soll der Bau der Straßen beginnen. Noch hält sich Wrede mit Branchen und Firmennamen für die Neuansiedlungen zurück. Nur so viel: „Für 20 Prozent der Flächen gibt es bereits Interessenten.“ Innerhalb der kommenden zehn Jahre, davon ist der WLH-Chef überzeugt, soll auch dieses neue Gelände voll besetzt sein.


Wirtschaft fördern


Die Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg (WLH) wurde 1998 gegründet und gehört damit zu den jüngeren Gesellschaften dieses Bereichs. Hauptgesellschafter ist der Kreis Harburg, jeweils zehn Prozent halten die Sparkasse Harburg-Buxtehude und die EWE AG. Die WLH ist von Zuschüssen unabhängig.


Die GmbH hat neun Mitarbeiter, Geschäftsführer ist Jens Wrede. In 20 Jahren wurden neun Gewerbegebiete erschlossen. Es entstanden 2500 Jobs in 200 Firmen. Die WLH betreibt das ISI-Gründerzentrum in Buchholz.