Harburg. Vater, Sohn und Tochter wagen einen großen Schritt. Gemeinsam werden sie am 20. September ihren ersten Auftritt vor großem Publikum haben
Jan Schröder mag es, Geschichten zu erzählen. Und dabei zu singen. Von seiner Heimatstadt Hamburg, dem Land seiner Väter und der Zukunft. Über den Tag, an dem er nicht wiederkommen wird, hat er einen Song geschrieben.
Er hat ihn seinen Kindern gewidmet, Annika und Tim. Das war vor vier Jahren. Annika war damals zwölf, ihr Bruder 14 Jahre alt. Nie hätten die beiden gedacht, dass sie mit diesem Song und den vielen anderen Titeln ihres Vaters einmal zu dritt auf der Bühne stehen würden.
Als Familienband sozusagen. Jetzt wagen Vater, Sohn und Tochter den Schritt. Gemeinsam werden sie bei der Nacht der Lichter am 20. September ihren ersten Auftritt vor großem Publikum haben.
Wochenlang vorbereitet
Wochenlang haben sich die drei Schröders auf diesen Auftritt vorbereitet. Jeden Donnerstag im kleinen Keller des Eißendorfer Reihenhauses geprobt. Zwischen Kleiderschrank und Tischkicker haben sie ihr Studio aufgebaut, Keyboard und Schlagzeug platziert, drei Gitarren und die Gesangsanlage verkabelt.
Und sie haben geübt, was das Zeug hält. Tim am Schlagzeug, Annika als Sängerin und Papa Jan als Bassist. Unterstützt werden sie von Daniel Eggers an der Gitarre, Lisa Ericksen am Klavier und Zoe Özkok am Cello.
Für Jan Schröder ist das Musizieren mit den rund 35 Jahre jüngeren Musikern eine völlig neue Herausforderung. Menschlich wie musikalisch. Denn der 52 Jahre alte Singer/Songwriter unterhält normalerweise als Solokünstler sein Publikum, stand in diesem Jahr bereits beim „Sommer im Park“ auf der Harburger Freilichtbühne, beim Apostel-Benefizkonzert und im Stellwerk auf der Bühne. Immer allein mit seiner Gitarre.
Zu Weihnachten bekam er einen Bass
Dabei hat die Karriere des Musikers nicht als Solist, sondern als Bandmitglied begonnen. Das war 1979, und Jan war damals zwölf. „Meine Eltern hatten mir zu Weihnachten einen Bass geschenkt“, sagt er. „Und mir damit einen Traum erfüllt.“
Gemeinsam mit ein paar Freunden gründet er seine erste Band, „The Juke“. „Wir haben im Keller geprobt, genau wie heute“, sagt er, „und im FZ Nöldekestraße, im ,Dubliner’ und der ,Roten Mühle’ gerockt. Auch im Studium macht er weiter, gründet die Band „Mr. Jones“ und übernimmt neben dem Bass auch die Rolle des Sängers.
Die jungen Musiker haben Erfolg, spielen im Logo, in der Großen Freiheit 36 und schließlich sogar im Millerntor-Stadion als Warm-up für „Die Fantastischen Vier“. „20.000 Menschen haben uns zugejubelt“, erinnert er sich. „Das war der Wahnsinn.“
Ensemblemitglied bei den „Musical Kids Hamburg“
Statt weiter an einer Musikerkarriere zu basteln, entscheidet sich Schröder für ein bodenständiges Leben, macht seinen Abschluss als Wirtschaftsingenieur und verdient sein Geld als Unternehmensberater. Er heiratet, gründet eine Familie und versucht seine Kinder spielerisch mit der Musik vertraut zu machen.
Vor acht Jahren schenkt er seiner Frau ein Klavier und beginnt selbst, daran zu spielen. Das ist seine Rückkehr zur Musik.
Tim, damals zehn Jahre alt, bekommt ein eigenes Schlagzeug und Unterricht. Seine zwei Jahre jüngere Schwester Annika nimmt Gesangsstunden und wird festes Ensemblemitglied bei den „Musical Kids Hamburg“. Doch auch gemeinsam machen die beiden Geschwister Musik, haben in der Apostel-Gemeinde eine Band gegründet, die einmal im Monat den Gottesdienst musikalisch begleitet.
„In der Gemeinde sind wir als Band etabliert“, sagt Tim, der vor wenigen Monaten am Heisenberg Gymnasium sein Abitur mit der Traumnote 1,0 bestanden hat. Der 18-Jährige bezeichnet sich selbst als „Perfektionist“, was die Musik angeht. „Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst, manchmal mehr als mein Vater.“
„Musik für Ohren mit Köpfchen“
Dieser ist froh, dass seine Kinder auch im Probenraum ihre Meinung äußern, wenn es um den gemeinsamen Auftritt geht. Schließlich steht hinter jedem Song eine Geschichte, die Jan Schröder seinem Publikum erzählen will. „Musik für Ohren mit Köpfchen“ nennt der Komponist das. „Eine Gratwanderung zwischen Easy Listening und packender Tiefe.“
Schröder: „Ich durchleuchte mit meinen Songs das Leben, zeige musikalisch die kleinen Schwächen des Menschen, die Kraft und Verzweiflung, die Wünsche und das Lachen auf.“ Es sind Botschaften, die er nicht nur mit seinen Kindern auf die Bühne bringt, sondern ihnen auch mitgeben will, wenn sie eines Tages ihre eigenen Wege gehen. Botschaften wie diese: „Leb’ deinen Tag als wär’s der letzte seiner Art. Mach’ mehr als du dich traust - und mehr als du brauchst.“