Hamburg. Eltern, Lehrern und Schülern stellt sich die Frage, wie es jetzt weitergeht. Aus dem Bistum kommen unterschiedliche Aussagen.

Nachdem das Erzbistum Hamburg vorige Woche angekündigt hatte, zwar die katholische Grundschule in Harburg zu erhalten, aber die katholische Stadtteilschule zu schließen, herrscht Bestürzung bei Eltern, Lehrern und Schülern. Ihnen stellt sich die Frage, wie es jetzt weitergeht. Aus dem Bistum kommen unterschiedliche Aussagen.

Klar ist: Weil an der Stadtteilschule keine neuen Schüler angenommen werden, wird sich ihr Gebäude an der Julius-Ludowieg-Straße sukzessive leeren. Die Grundschule bleibt erhalten, wird aber vom Reeseberg umziehen – in die Gebäude der Stadtteilschule, wie Bistumssprecher Christoph Schommer dem Abendblatt sagte – oder zum Hastedtplatz.

Jahrgang für Jahrgang werden Räume frei

Dort macht das katholische Niels-Stensen-Gymnasium, dessen Schließung schon länger feststeht, bereits seit dem vergangenen Jahr ebenfalls Jahrgang für Jahrgang Räume frei. Vor einer Woche wurden diese Varianten den Eltern gegenüber kommuniziert.

„Obwohl unsere Schule als einzige erhalten bleibt, löste die Nachricht im Lehrerzimmer keine Freude aus“, sagt eine Lehrerin der katholischen Grundschule. „Bis auf eine sarkastische Bemerkung gab es minutenlang Schweigen.“

Verständlich, denn mit der Entscheidung des Bistums ist eines klar: Die katholischen Grundschüler aus Harburg haben nur wenig Chancen, auch eine weiterführende Schule unter dem Dach ihrer Kirche zu besuchen.

Über Jahrzehnte Heimat für Schülergenerationen

„Die Wilhelmsburger Bonifatiusschule hat bereits signalisiert, dass sie keine zusätzlichen Kapazitäten hat“, sagt Christian König vom Elternrat der katholischen Stadtteilschule. „Und zu den Schulen nördlich der Elbe ist es für Fünft- und Sechstklässler noch zu weit.“

„Wir sind uns bewusst, wie schmerzhaft der Verlust des Stadtteilschulstandortes für Harburg ist“, sagt Bistumssprecher Schommer. „Wir verlieren einen Stadtteilschulzweig, der über Jahrzehnte Heimat für zahlreiche Eltern- und Schülergenerationen war.“

Den verbleibenden Stadtteilschülern garantiert Schommer, dass sie bis zum Schulabschluss an der Harburger Schule bleiben können. „Wir haben bei der Schließung der Schule in Neugraben die Erfahrung gemacht, dass die Schüler und Eltern dies auch wollen und deshalb keine Geisterschulen entstehen, wie wir es befürchtet hatten.“

Schwierig dürfte das bei den Stadtteilschülern mit Perspektive Abitur werden. Die wurden bislang in Kooperation mit dem Niels-Stensen-Gymnasium beschult. Das kommt für die letzten zwei Jahrgänge nicht mehr in Frage.

Eineinhalb Jahre Hinhaltetaktik

„Nach eineinhalb Jahren Hinhaltetaktik ist das ein ziemlicher Schlag für uns Eltern, aber auch für die katholische Gemeinde in Harburg“, sagt Elternrat König. „Denn das Schulwesen war wichtiger Bestandteil des Gemeindelebens.“

Auch die Bezirkspolitik geht mit der Kirche hart ins Gericht: „Das, was jetzt als Erfolg verkauft werden soll, ist die Bankrotterklärung des Bistums für Harburg und Süderelbe“, sagt die SPD-Bezirksabgeordnete Claudia Loss. „Wir haben lange gehofft, wenigstens ein Komplettsystem in Harburg zu erhalten.“ Die CDU hält die Schließung für „inakzeptabel und unsozial“, wie ihr Fraktionsvorsitzender Ralf-Dieter Fischer sagt. „Nördlich der Elbe baut die Kirche sogar eine neue Schule, während in den Stadtteilen mit weniger Schulgeldaufkommen die Schulen schließen.“

Trost spendet den katholischen Eltern die weltliche Schulbehörde. „Wir haben an den staatlichen Schulen der Freien und Hansestadt Hamburg Platz für die katholischen Schüler“, sagt Behördensprecher Peter Albrecht, „das ist in der Planung bereits eingerechnet.“