Buchholz. Mit der Gründung der Buchholzer Ortsgruppe will Initiatorin Alexa Vetter auch Erwachsene zum Einsatz für den Klimaschutz bewegen.

Als Barbara Kurzik bei einer Reise in die ländliche Partnergemeinde des Kirchenkreises Hittfeld in El Salvador die verdorrten Maisfelder, das verschimmelte Getreide auf den Halmen und die Armut der Menschen in dem kleinen zentralamerikanischen Staat sah, wusste sie, dass es so nicht weitergehen darf. Die Bauern zeigten gen Himmel. „Das Klima, das Klima“, sagten sie. Das war vor zehn Jahren. Barbara Kurzik war geschockt. “Die Leute dort haben offensichtlich schon vor zehn Jahren die Folgen des Klimawandels am eigenen Leibe gespürt“, sagt sie.

Als die 81-Jährige im Frühjahr das erste Mal von den Klimaprotesten von „Fridays for Future“ hörte, nahm sie ihren Gehwagen und machte sich auf den Weg zur Demo ins Buchholzer Stadtzentrum. Barbara Kurzik war nicht die einzige Oma in Buchholz, die an den Klimaprotesten teilnahm. Auch Martha Vogelsang kam mit ihrer zweijährigen Enkeltochter im Kinderwagen. Ebenso Alexa Vetter, die sich seit Jahren mit dem Thema Klimaschutz in Buchholz befasst. Bei der Abschlusskundgebung auf dem Rathausplatz war den drei Frauen klar, dass sie mehr tun wollen, als nur mitzulaufen.

Weil es keine Gruppe gab, gründete Alexa Vetter einfach eine eigene

„Wir haben uns überlegt, wie wir aktiv werden können, die Jugendlichen unterstützen und unsere Erfahrungen einbringen“, sagt Alexa Vetter. Bei der Recherche nach Möglichkeiten stieß sie auf die bundesweite Initiative „Parents for Future“. „So etwas brauchen wir auch in Buchholz“, dachte sie. „Und was macht man, wenn man keine Gruppe findet?“, sagt Alexa Vettel. „Man gründet eine.“ Das Gründertreffen fand jüngst im Kaleidoskop Buchholz statt. Noch ist die Gruppe überschaubar. Doch die Gründungsmitglieder hoffen auf viele weitere interessierte Teilnehmer.

Unterstützung zeigen: Auch auf den Demos von Friday for Future sind Oma und Opa unterwegs.
Unterstützung zeigen: Auch auf den Demos von Friday for Future sind Oma und Opa unterwegs. © HA | Hanna Kastendieck

Ansprechpartnerin und Organisatorin der Ortsgruppe ist Alexa Vetter, die seit 2012 in Sachen Klimaschutz in Buchholz unterwegs ist. Damals verabschiedete die Stadt ihr Klimaschutzkonzept. Zeitgleich gründeten eine Handvoll Bürger das Klimaforum Nordheide. Mit dabei: Alexa Vetter. Die Idee dahinter: Die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts der Stadt zu unterstützen. „Beim Klimaschutzkonzept ist allerdings wenig passiert“, sagt die Buchholzerin. „Also sind auch wir mit unseren Ideen eine Randerscheinung geblieben.“ Das Thema komme erst seit Greta Thunberg in den Köpfen der Allgemeinheit an. „Damals haben uns die Menschen nicht wahrgenommen.“

Parents for Future unterstützt das Engagement von „Fridays-for-Future“

Um so dankbarer ist sie, dass die Jugendlichen den Klimaschutz jetzt in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. „Wir Eltern und Großeltern wollen das Engagement der jungen Menschen unterstützen“, sagt sie. Und dass, obwohl sich die 62-Jährige schon an vielen Fronten für den Klimaschutz engagiert. Gemeinsam mit ihrem Mann Herbert Maliers betreut sie die Aktion „Buchholzer Klimaschützer“, bei der Drittklässler an Klimaschutzthemen herangeführt werden. Sie ist beim Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e.V. (ADFC) aktiv und Mitglied bei Greenpeace. Doch die Gründung einer Ortsgruppe „(Grand)Parents for Future“ steht jetzt erstmal ganz oben auf der Prioritätenliste. Nicht nur, weil Vetter ihr eigenes Engagement ausweiten möchte, sondern vor allem, weil sie Menschen gewinnen will, die etwas für den Klimaschutz tun möchten, bislang aber noch keiner Naturschutz- oder Umweltorganisation angehören.

Dritte im Gründerteam ist Martha Vogelsang, 75 Jahre alt. Von 1993 bis 2009 war sie als Gleichstellungsbeauftragte für die Stadt Buchholz aktiv, war an der Ausweitung der Kinderbetreuung ebenso beteiligt wie an der Gründung der Frauenberatung für Betroffene von Gewalt (BISS) und dem Frauentreff. Inzwischen ist sie im Ruhestand, kümmert sich um ihre zwei kleinen Enkelkinder und ist als Märchenerzählerin in Bücherhallen, Kirche und Schulen unterwegs. „Es war immer mein Antrieb, etwas zu bewegen“, sagt sie. Angeregt durch die Studentenproteste 1968 schloss sie sich später der Friedensbewegung an, demonstrierte mit den Kindern im Tragesack für den Frieden. „Eigentlich wollte ich in die Dritte Welt gehen und dort helfen“, sagt sie. Aber dann lernte sie ihren Mann kennen – und blieb. Die Sehnsucht danach, die Welt zu verbessern, treibt sie noch immer an. „Wir 68er wollten die Welt verbessern und haben es trotz aller guten Vorsätze nicht hinbekommen“, sagt sie. „Dies ist eine neue Chance.“

Aktionen: Globaler Klimastreik und Einheitsbuddeln

Im Rahmen von „Parents for Future“ wollen die Mitstreiterinnen den jungen Protestlern helfen, Demos zu organisieren. Sie wollen Flyer verteilen, den Kontakt zur Verwaltung suchen und auf dem Stadtfest für den Klimaschutz werben. Darüber hinaus planen sie, beim weltweiten Aktionstag von „Fridays for Future“ am 20. September aktiv zu werden. Und sie wollen dafür sorgen, dass die Stadt Buchholz den Versprechen zum Klimaschutz auch Taten folgen lässt. Die erste große Aktion soll am 3. Oktober stattfinden. Am Tag des „Einheitsbuddeln“, der großen Baumpflanzaktion zum Tag der Deutschen Einheit, wollen die Buchholzer Klimaschützer die Stadt zum Pflanzen von 1000 Bäumen bewegen. Initiiert wird die Aktion von der Buchholzer Liste, die alle Buchholzer auffordert, den Spaten in die Hand zu nehmen. Freiwillige, die mithelfen, gibt es bereits: Kinder, Jugendliche, Eltern und Großeltern. Nur ein Grundstück, auf dem der zukünftige Wald entstehen kann, muss noch gefunden werden.

Parents for Future ist ein freier Zusammenschluss von erwachsenen Menschen und steht in Solidarität zur Fridays For Future Bewegung. Die Initiative unterstützt die jungen Menschen in Ihrem Einsatz für einen ambitionierten Klimaschutz in Deutschland und weltweit.

Das Engagement umfasst sowohl die Arbeit an Schulen und in der lokalen Öffentlichkeit, als auch die Durchführung eigener Aktionen zum Thema Klima- und Umweltschutz.

Ziel ist es, den Jugendlichen in ihrem Anliegen für eine konsequente Klima-und Umweltschutzpolitik Rückhalt zu bieten und den Fokus der öffentlichen Debatte auf ihre Forderungen zu lenken.

Mitmachen können alle, die sich mit der Arbeit sowie dem Leitbild der Parents for Future identifizieren. Das Engagement ist unabhängig davon, ob jemand selbst Kinder hat oder nicht. Allgemeine Informationen unter www.parentsforfuture.de. Die Buchholzer Gruppe ist erreichbar unter Tel. 04181-97914.