Hittfeld. Der Vorstandsvorsitzende der Laurens Spethmann Holding setzt auf neue Produkte. Er blickt auf eine besondere Karriere zurück.

Ob er schon einige sichtbare Spuren im Unternehmen hinterlassen hat? Lars Wagener lächelt bei der Frage des Reporters und deutet dann auf eine Reihe mit Teebeutel-Verpackungen, die eine Mitarbeiterin auf dem Tisch des Konferenzraumes hier in der Hittfelder Zentrale gestapelt hat. Sie sind alle im selben blauen Grundton gehalten. „Bio Apfel Zitrone“, ist auf einer Packung zu lesen, „Plus Biotin“ auf einer anderen. „Das wird unser blauer Block im Handel“, sagt Wagener und blickt erwartungsvoll in die Runde.

Seit März ist der 50-Jährige jetzt bei der Laurens-Spethmann-Holding (LSH) neuer Vorstandsvorsitzender. Und die blauen Teepackungen lassen ahnen, wohin er das Unternehmen führen will. Mehr Marketing, mehr Dynamik und neue Produkte - das dürfte der Weg sein, der sich in diesen Tagen eben sichtbar schon in den Regalen des Handels abzeichnen wird. Nicht mehr kunterbunt präsentiert sich dann dort die Teemarke Meßmer, sondern einheitlich in der Grundfarbe - und mit neuen zusätzlichen Tees aus dem Bio- oder Gesundheitsbereich - „Functional Food“, wie es in seiner Branche heißt.

Einer der größten Tee-Hersteller in Deutschland

Meßmer, Milford und Onno Behrends - das sind die großen Eigenmarken der LSH, neben „Teekanne“ der größte Tee-Importeur und -hersteller im Lande. Stammsitz des Unternehmens mit weltweit fast 1500 Mitarbeitern ist Hittfeld, im nahen Buchholz befindet sich eine der großen Produktionsanlagen. Die LSH ist eines der großen Unternehmen im Landkreis und mit einer eigenen Stiftung auch im sozialen Engagement stark kommunal verankert.

Neben Tee gibt es auch noch die Produktlinien Riegel, Süßstoffe und Cerealien. Aber Tee ist der Grundstoff, die DNA, wenn man so will. 1907 wurde das Unternehmen in Ostfriesland als ostfriesische Teegesellschaft (OTG) bereits gegründet und verlegte bald den Firmensitz nach Hamburg. Laurens Spethmann ,der heute 89-jährige Enkel des Firmengründers, machte es dann groß.

Der Hamburger Teespezialist besann sich auf Teebeutel, kaufte immer neue Unternehmen dazu und verlegte Firmen- und Familiensitz schließlich in den Landkreis. In vierter Generation lenken nun seine Söhne im Aufsichtsrat die Geschicke der Holding. Ein Familien-Unternehmen, das sich genauso auch begreift. Allerdings gab die Familie vor gut zwei Jahren die Geschäftsleitung an eine externe Managerin, die aber nur etwa ein Jahr blieb.

Der neue Posten – ein Schleudersitz?

Ist so ein Posten in einem Familienunternehmen nicht eher eine Art Schleudersitz? Lars Wagener schüttelt bei dieser Frage den Kopf, das Gegenteil sei der Fall, weil man anders als bei großen Konzernen genau wisse, für wen man arbeitet. „Es ist sehr angenehm, für ein Familien-Unternehmen zu arbeiten, man weiß schnell, ob die Chemie stimmt“, sagt Wagener, bei dem diese „Chemie“ offenbar rasch schon eine gute Basis schuf. Denn es dürfte schon einiges Vertrauen dazu gehören, wenn man eine klassische Marke wie Meßmer in so kurzer Zeit doch so deutlich ummodeln will.

Der neue Chef orientiert sich an kleinen Start-ups

Wagener orientierte sich dabei an jungen, kleinen Start-ups, die derzeit beim Tee wie auch bei Gewürzen oder Bier eigene kleine, aber in der Vermarktung oft sehr erfolgreiche Produkte herausbringen. „Wir lernen von denen, da sind wir gar nicht abgehoben“, sagt Wagener. Solche Start-ups seien gerade im digitalen Marketing besser, bei der Teeherstellung fehle es aber meist an wichtigem Wissen.

Und da kann sich Wagener eben auf eine lange Tradition und Erfahrung im Teegeschäft des Seevetaler Unternehmens verlassen. Gerade, wenn man gute Rohwaren haben möchte, die auch den strengen deutschen Standards genügen. Wagener macht das an einem Zahlenbeispiel deutlich: Weltweit werden 5,8 Millionen Tonnen Tee produziert. Davon werden 1,8 Millionen Tonnen exportiert und davon nur 18.000 Tonnen in Deutschland verbraucht.

„Ich habe Deutschland actimelisiert“

„Eine Minimenge“, so Wagener. Hier nun auf deutsche Vorschriften zu pochen, sei relativ wirkungslos. Gute Ware bekomme man eben nur mit langfristigen Partnerschaften in den Ursprungsländern, so Wagener, der bereits von Koblenz nach Hamburg gezogen ist; die beide Söhne sind indes im Süden geblieben und studieren dort. BWL wie der Vater, der in Bremen aufgewachsen ist und nach seinem Studium in der Konsumgüterbranche bei verschiedenen Firmen schon in Führungspositionen arbeitete.

Unter anderem bei Danone, wo sich in seiner Zeit das Joghurtgetränk Actimel erfolgreich im Markt etablierte. Damals auch die Innovation eines eher traditionellen Produkts. „Ich habe Deutschland actimelisiert“, sagt Wagener.