Buxtehude. Rund um die alte Hafenanlage hat sich eine bunte Gastroszene entwickelt, die jetzt das „Herz der Altstadt“ bekannter – und autofrei machen will

Einen griffigen Namen für ihren Vorstoß haben sie schon gleich bei einem ihrer ersten Treffen gefunden: „Fleth-Viertel“ – unter dieser Bezeichnung will das gute Dutzend Gastwirte rund um die alte Buxtehude Hafenanlage künftige gemeinsame Aktionen starten und auch gegenüber der Stadt geschlossen auftreten. Vorbild dafür sei auch die Harburger Lämmertwiete, sagt Matthias Schönfeld, dem das „Hooks“ in der alten Mühle am Fleth gehört. Und tatsächlich sind die beiden Straßenzüge Ost- und Westfleth in Buxtehude vergleichbar mit dem Harburger Gastro-Hotspot. Fachwerkhäuser prägen hier wie dort das Gesicht – und es gibt etliche verschiedene Gastronomieangebote auf engem Raum: ein irischer Pub mit häufiger Livemusik etwa, eine Jazzkneipe, ein griechisches Restaurant, Italiener, gemütliche Bierkneipen oder schrille Cafés und sogar mit dem Hoddows eine Spitzengastronomie sowie eine Kaffeerösterei: Eine Ausgehmeile für Buxtehuder und Besucher der Stadt, zu der man auch ohne besonderes Ziel schlendern kann.

Matthias Schönfeld (Hooks) ist einer der Gastwirte, die sich jetzt im Buxtehuder Fleth-Viertel zusammengetan haben
Matthias Schönfeld (Hooks) ist einer der Gastwirte, die sich jetzt im Buxtehuder Fleth-Viertel zusammengetan haben © AT | Axel Tiedemann

Gastwirte sehen sich als Ergänzung, nicht als Konkurrenz

„Wir ergänzen uns hier wunderbar, es gibt da keine Konkurrenz“, sagt Schönfeld und glaubt auch an die Integrationskraft einer dichten Gastroszene für eine Stadt. Anders als der Einzelhandel sei die Gastronomie eben noch nicht durch das virtuelle Geschäft im Internet bedroht. Schönfeld: „Versuch’ mal bei Amazon ein kühles Bier zu bestellen.“ Ausgehen, etwas trinken und auch etwas essen - das sei vielfache Freizeitbeschäftigung mit immer noch geselligen Charakter. „Eine Stadt braucht Gastronomie: und das sagte ich nicht nur als Gastronom“, sagt Schönfeld, der zwar in Buxtehude aufgewachsen ist, dann aber in der Hotelbranche viel im Land herumgekommen ist, bis er vor wenigen Jahren seinen ersten Gastrobetrieb in seiner Heimatstadt übernahm.

Autofreie Altstadt wird in der Politik heiß diskutiert

Doch das „Fleth-Viertel“ braucht aus Sicht seiner Gastronomen noch etwas Unterstützung durch die die Stadt, um es bekannter zu machen „Die Braut muss noch hübscher gemacht werden“, sagt Schönfeld. Der Charme dieser alten Hafenanlage sei in Buxtehude noch nicht so gewürdigt, wie er es sein sollte. In den Kaimauern wächst teils Gras, manche Kabel scheinen wild verlegt zu sein, die Feste der Altstadt müssten auch den Fleth-Bereich mit einbeziehen und nicht nur Lange und Breite Straße, kritisiert die Gastro-Initiative. Und sie hat noch ein ganz besonderes Anliegen, das mehrfach schon in der Buxtehude Kommunalpolitik diskutiert worden ist. Der Autoverkehr sollte möglichst von den beiden Straßenzügen rund um das Fleth verbannt werden, so die Forderung. - wie eben in der Lämmertwiete auch. Stattdessen könne man mehr Platz für Außengastronomie und auch Fahrradstellplätze schaffen. „Das würde einfach besser in die Zeit passen“, so Schönfeld.

Idyllische Lage vor der ehemaligen Mühle
Idyllische Lage vor der ehemaligen Mühle © AT | Axel Tiedemann

SPD will lieber Gesamtkonzept abwarten

Auf breite Zustimmung dürfte er damit bei den Buxtehuder Grünen stoßen, die bereits 2018 dazu einen Antrag an den Stadtrat eingebracht hatten. Ähnlich wie am Westfleth sollte auch am Ostfleth mit einem versenkbaren Poller im Sommer die Zufahrt für Autos versperrt werden, schlug die Partei vor. Doch der Antrag fand seinerzeit bei SPD und CDU noch keine Zustimmung und sollte in Ausschüssen weiter beraten werden.

Und auch nach der neuen Initiative der Fleth-Gastwirte verweist die Chefin der größten Ratsfraktion, Astrid Bade von der SPD, auf weiteren Beratungsbedarf. Notwendig sei dazu ein Gesamtkonzept für die Altstadt. „Das kann man nicht so einfach im Hauruck-Verfahren regeln“, so Bade. So gebe es auch andere Interessen: Anwohner und Geschäfte dort seien auch an Zufahrtsmöglichkeiten mit dem Pkw angewiesen. Bade: „Ich kann die Forderung ja gut verstehen, aber wir müssen an alle dort denken.“

Eigentlich sollte das Fleth sogar zugeschüttet werden

Und so dürften die Verfechter eines autofreien „Fleth-Viertels“ noch einige Diskussionsrunden im Stadtrat abwarten müssen. Ganz neu ist diese Diskussion aber auch nicht: Der frühere FDP-Ratsherr Rudolf Fischer etwa kann sich an eine ganze andere Forderung in Sachen Autoverkehr erinnern, die er in den 70er Jahren als junger Kommunalpolitiker folgreich bekämpfte. Seinerzeit, so Fischer, gab es aus dem Rat sogar die Forderung, dass man das alte Fleth doch endlich zuschütten sollte – um Parkplätze für die Buxtehuder Altstadt-Geschäfte zu bekommen. Ein wenig hat sich die Einstellung zum Auto in der Stadt inzwischen dann wohl doch geändert.