Harburg. SPD-Politiker fürchtet Benachteiligung der Bezirke Harburg und Bergedorf durch unzuverlässigen S-Bahn-Verkehr

In einem NDR-Hörfunk-Interview sprach der Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Dirk Kienscherf, wohl vielen Pendlern aus dem Hamburger Süden aus dem Herzen: „Die Leistung der S-Bahn ist nicht akzeptabel“, sagte er. „Wir steuern in Hamburg auf ein Zweiklassensystem des öffentlichen Nahverkehrs zu. Während die Hochbahn und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein mit großen Schritten in die Zukunft marschieren, kann man das bei der S-Bahn nicht erkennen. Damit werden vor allem die Bezirke Harburg und Bergedorf benachteiligt.“

Kienscherf fordert externen Experten

Kienscherf hatte in dem Interview vorgeschlagen, die Stellwerks- und Weichenprobleme, die immer wieder für Zugausfälle sorgen, von externen Experten untersuchen zu lassen und der Bahn nicht mehr über den Weg zu trauen, wenn sie ihre Probleme selbst untersucht und hinterher Besserung verspricht. Noch am selben Tag hatten ihm sowohl S-Bahn-Chef Kay-Uwe Arnecke, als auch Wirtschafts- und Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) widersprochen. Externe Gutachter würden nichts bewirken, außer Zeitverzögerung, hieß es von beiden. Senator und S-Bahn säßen an einem runden Tisch und seien bereits dabei, die Probleme zu lösen, die ein externer Gutachter erst noch aufzeigen müsste.

Ultimatum: Wenige Wochen!

Kienscherf, der aus privaten Gründen häufig mit der Bahn zwischen Buxtehude und Hamburg unterwegs ist, sieht die Debatte damit keineswegs beendet: „Ich habe keine Lust mehr, mich ständig von der Bahn auf bessere Zeiten vertrösten zu lassen“, sagt er. „Und der Wirtschaftssenator übrigens auch nicht. Wir brauchen kurzfristig Lösungen, was die Stabilisierung des Schienennetzes und die Digitalisierung der Signal- und Stellwerkstechnik angeht. Darüber habe ich dann Abends auch noch einmal mit Michael Westhagemann gesprochen, und er ist mit mir einer Meinung: Wenn die S-Bahn nicht innerhalb der nächsten Wochen deutliche Verbesserungen in ihrer Leistung erreicht, ist unsere Geduld am Ende. Dann muss ein unabhängiger Experte sich die Probleme ansehen und Lösungsvorschläge machen, wenn die Bahn dies nicht fertigbringt!“

Nur sechs statt neun Wagen

Verkehrssenator Westhagemann hatte Ende Juni Vertreter der S-Bahn und des Berliner Bahn-Vorstandes zu einem runden Tisch zusammengeholt und wenig später ein „Sofortprogramm“, präsentiert, das unter anderem einen Schleiffahrplan für Weichen und Gleise bis Herbst dieses Jahres und einen Plan für die Sanierung der Stellwerke beinhaltete. Vor allem Stellwerksausfälle sind es nämlich, die die großen Störungen im S-Bahn-Ablauf verursachen. Hinzu kommen Softwarefehler bei der neuen S-Bahn-Baureihe, die dafür sorgten, dass Fahrzeuge, die eigentlich auf der Schiene sein sollten, in der Werkstatt stehen. Zuletzt hatten sich Fahrgäste beklagt, dass auf der S 3 im Berufsverkehr nicht wie versprochen durchgehend Langzüge mit neun Waggons eingesetzt würden, sondern oft nur Züge mit lediglich sechs Wagen.