Landkreis Harburg. Giftige Bakterien vermehren sich bei Hitze. Bislang ist von fünf Harburger Badeseen nur einer betroffen.

Mehr als 30 Grad im Schatten – da versprechen selbst kleine Gewässer wie der Holm-Seppensener Badeteich mit seiner Wassertemperatur von aktuell 26 Grad noch eine erfrischende Abkühlung. Er ist einer von fünf Badeseen im Landkreis Harburg, deren Qualitäten regelmäßig behördlich überwacht werden. Die Hitzewellen im Juni haben dazu geführt, dass Badegäste bereits auf blaugrüne Schlieren im Wasser achten sollten: Blaualgen, die normalerweise erst im Hoch- und Spätsommer so stark vorkommen, dass sie zu Hautreizungen führen können.

Vorsicht ist vor allem am See im Maschener Moor südlich des Rangierbahnhofs Maschen angezeigt. Hier sprach die Kreisverwaltung Harburg bereits am 18. Juni eine Algenwarnung aus; Mitarbeiter der Gemeinde Seevetal stellten Hinweisschilder auf. „Algen sind meistens harmlos, doch in den Algenteppichen können sich auch gesundheitsschädliche Arten wie Cyanobakterien befinden“, sagte damals die Amtsärztin Astrid Schwemin vom Gesundheitsamt in Winsen.

Cyanobakterien werden umgangssprachlich als Blaualgenbezeichnet, obwohl sie keine Algen sondern Bakterien sind. Sie sind immer in den Gewässern vorhanden und können sich bei hohen Wassertemperaturen massenhaft vermehren, wenn sie gleichzeitig genügend Nährstoffe vorfinden. Die bläulichen Bakterien bilden Giftstoffe, die für Badende unangenehm werden können: Sie reizen die Haut und die Schleimhäute, wenn man länger durch sie hindurch schwimmt. Oft kommen sie in Uferzonen vor, so dass Kinder, die dort im Wasser herum plantschen, besonders gefährdet sind.

Wer Wasser verschluckt, das stark mit Blaualgen durchsetzt ist, muss mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall rechnen. Das gilt auch für Tiere. Deshalb sollten auch Hundebesitzer zunächst sicherstellen, dass das Wasser nicht bläulich-grün getrübt ist, bevor sie ihren Vierbeiner dort baden lassen. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Sichttiefe bei Algenblüte, die die Rettung von Ertrinkenden erschwert.

Die Idylle trügt: Wer im See im Maschener Moor baden will, sollte auf Blaualgen achten und sie meiden.
Die Idylle trügt: Wer im See im Maschener Moor baden will, sollte auf Blaualgen achten und sie meiden. © ANGELIKA HILLMER

Die niedersächsischen Gesundheitsbehörden empfehlen, auf das Baden zu verzichten, wenn man im knietiefem Wasser die Füße nicht mehr sehen kann. Befinden sich die Schlieren jedoch nur am Uferrand, könne man sie sorglos durchlaufen und im tieferen Wasser schwimmen gehen, sagt Katja Bendig, Pressesprecherin des Landkreises Harburg. Hier seien etwas Aufmerksamkeit und der gesunde Menschenverstand gefragt.

Hitze könnte die Situation verschlimmern

Die Warnung für den Maschener See gilt weiterhin, so Bendig. Aufgrund der heißen Witterung sei damit zu rechnen, dass sich die Situation verschlimmern werde. Möglicherweise werden die unangenehmen Bakterien dann auch in den anderen vier Seen auftauchen, in denen sie in den vergangenen Jahren selten oder höchstens gelegentlich als vereinzelte Teppiche vorkamen: im Pulvermühlenteich und im See im Großen Moor (beide Meckelfeld) sowie in den Badeteichen Ramelsloh und Holm-Seppensen.

Badegäste in Ramelsloh haben jedoch mit einer anderen Unannehmlichkeit zu rechnen, mit Wurmlarven, die sich in die Haut bohren (Zerkarien). Sie verursachen stark juckende Quaddeln, die sogenannte Badedermatitis. Die Kreisverwaltung warnte am 25. Juni vor Zerkarien im Badeteich Ramelsloh. Auch hier wurden Hinweisschilder aufgestellt. Bendig: „Bei den Zerkarien ist Hitze nicht ausschlaggebend. Das Problem scheint abzunehmen, zumindest gab es in den vergangenen Tagen weniger Meldungen.“

Sonnenschutzmittel bieten Schutz gegen Wurmlarven

Zerkarien sind die Larven von Saugwürmern und im Wasser unsichtbar. Sie machen sich erst bemerkbar, wenn sie Hautpartien befallen haben. Versehentlich. Denn eigentlich brauchen sie Enten als Wirt, um sich zu Würmern zu entwickeln. Gelangen sie dagegen in menschliche Haut, dann werden sie vom Immunsystem unschädlich gemacht. Eine ungefährliche, aber sehr störende Begleiterscheinung sind die leicht rötlichen, oft stark juckenden Quaddeln, die erst nach zehn bis 20 Tagen verschwinden. Antihistaminika und kühlende Gele können die Beschwerden lindern.

Sonnenschutzmittel mit Wirkstoffen gegen Quallen helfen auch gegen die Wurmlarven. Sie benötigen etwa vier Minuten, um in die Haut einzudringen. Deshalb sollten sich Wasserratten nach dem Baden gründlich abtrocknen, am besten die Haut richtig abreiben. Das Badezeug sollte schnell gewechselt werden. Beide Verhaltenstipps schützen ebenso effektiv gegen Blaualgen. Diese nehmen auch in vielen Hamburger Badeseen und im Neuländer Baggersee (Baden verboten!) zu. Allerdings noch nicht in einem Maße, dass die Behörden deshalb Badeverbote aussprechen müssen. Mit etwas Achtsamkeit steht einem Badevergnügen am Wochenende also nichts entgegen.