Hittfeld. Eigentümerfamilie hat das historische Wahrzeichen restaurieren lassen. Unterstützung kam vom Denkmalpfleger.

Sobald ein leichter Wind aufkommt, setzen sich die rot-weißen Flügel in Bewegung: Die Hittfelder Mühle ist wieder funktionstüchtig und frisch herausgeputzt. Handwerker verschiedener Betriebe waren in den vergangenen Monaten im Einsatz, um das historische Wahrzeichen des Ortes zu sanieren. Damit hat ein jahrelanges Bangen um den Erhalt der denkmalgeschützten Mühle ein Ende.

Besitzer Heinrich Voss und seine Tochter Carmen Schulz-Voss sind froh, dass nun die ersten und wichtigsten Sanierungsarbeiten an dem sogenannten Erdholländer aus dem Jahr 1875 abgeschlossen sind. In enger Zusammenarbeit mit Wolfgang Küchenmeister, dem Denkmalpfleger des Landkreises Harburg, hatten sie die Erneuerung des Gebäudes geplant und umgesetzt.

Im Mittelpunk der Sanierung stand der marode Mühlenkopf. „In erster Linie war es wichtig, das Innere der Mühle vor dem weiteren Eindringen von Feuchtigkeit zu schützen“, sagt Carmen Schulz-Voss. Durch die undichten Stellen im Dach waren Teile der Konstruktion bereits morsch geworden. Deshalb waren umfangreiche Holzarbeiten sowie Dachdeckerarbeiten notwendig, die Mitarbeiter der Firma Krickhahn und Zitko aus Winsen erledigte.

Mit dem Dach war es allerdings nicht getan, darüber hinaus waren zahlreiche Arbeiten erforderlich, die die Winsener Mühlenbaufirma Pätzmann übernahm. So musste das Flügelkreuz aufgearbeitet werden und es erhielt neue Jalousieklappen. Das Kreuz wurde mit Sandstrahl aufgearbeitet, herausgebrochene Zahnkranzzähne im Drehkranz wurden erneuert und die Flügelwelle neu ausgerichtet. Auch die Bremsanlage musste justiert werden.

„Die vorhandenen Gussfenster wurden ausgeglast, entrostet, neu gestrichen und neu verglast“, nennt Carmen Schulz-Voss weitere Details. „Und im Mühlenrumpf mussten zwei Andreaskreuze zimmermannsmäßig durch neue Hölzer ersetzt werden.“ Schließlich wurde auch das Mauerwerk unterhalb des Turms repariert, ausgebessert und neu gestrichen. Der Anstrich sei allerdings noch nicht ganz zufriedenstellend, meint Heinrich Voss und streicht mit der flachen Hand über die kalkweißen Steine.

Viel Arbeit am Familienerbstück

Sein Urgroßvater hatte die 1875 gebaute Mühle einst gekauft, mit Anfang 20 übernahm Heinrich Voss den Betrieb von seinem Vater. Vor 47 Jahren hat er hier zum letzten Mal gemahlen, anschließend eröffnete die Diskothek Hittfelder Mühle, die noch heute im angrenzenden Gebäude besteht. Theoretisch ist die Mühle jetzt wieder komplett einsatzbereit, auch fürs Mahlen. Eine solche Nutzung sei jedoch nicht geplant, sagt Carmen Schulz-Voss.

Die Familie hat die Sanierung größtenteils aus eigenen Mitteln finanziert, eine genaue Summe will sie nicht nennen. Unterstützung kam während der rund einjährigen Sanierungsphase von den Handwerksbetrieben. „Die Firmen, die sich in den Dienst der Hittfelder Windmühle gestellt und überragende Arbeit geleistet haben, waren ein wichtiger Baustein der Sanierungsarbeiten“, sagt Carmen Schulz-Voss. So stellte die Seevetaler Firma Bartels kostenlos ein Gerüst zur Verfügung.

In den vergangenen Jahren hatte Heinrich Voss bereits viele Arbeiten an dem Familienerbstück selbst erledigt. Die markanten Flügel, die im Jahr 2014 aus Sicherheitsgründen abgenommen werden mussten, hat er selbst aufgearbeitet. 14.000 Euro kostete allein eine erste Dachsanierung im Jahr 2016, 6000 Euro übernahm der Landkreis Harburg. Ein Zuschuss zu den aktuellen Arbeiten kam vom Land Niedersachsen für die Förderung des Kulturerbes der integrierten ländlichen Entwicklung. Dafür hatte sich der Harburger Denkmalpfleger intensiv eingesetzt.

Frühere Versuche der Mühlenrettung waren gescheitert

Wolfgang Küchenmeister sei ihnen eine große Hilfe gewesen, betont Carmen Schulz-Voss. „Und auch wenn wir uns über finanzielle Unterstützung anderer Institutionen aus dem nahen Umfeld von Hittfeld gewünscht hätten, ist es das

Wichtigste, dass wir es geschafft haben.“ Frühere Versuche, die Mühle vor dem Verfall zu retten, waren gescheitert. So hatte sich ein 2013 gegründeter Förderverein wieder aufgelöst, weil es damals Uneinigkeiten über die Vorgehensweise gegeben hatte. Ein Knackpunkt war dabei, dass die Mühle Privateigentum und kein öffentlicher Besitz ist. Zudem betreibt Thorsten Voss, der Sohn von Heinrich Voss, direkt nebenan die Diskothek, und ein Pächter ein griechisches Restaurant.

Umso größer ist nun die Freude, dass die Mühle erhalten werden konnte. „Es gab eine Menge zu tun und es ist uns gelungen, schon sehr viel abzuarbeiten“, sagt Carmen Schulz-Voss. „Doch es gibt noch jede Menge Arbeit, die in nächster Zeit in Angriff genommen werden soll. Wir freuen uns auch in Zukunft immer über Hilfe von großzügigen Menschen, die uns helfen wollen, die Mühle auf lange Sicht für nachfolgende Generationen zu erhalten.“