Harburg/Bötersheim. Fröhliche Stimmung im kleinen Wahllokal in Bötersheim. Gute Beteiligung schon am Morgen im Harburger Rathaus.
Ruhig, entspannt aber unterschiedliche Einschätzungen zur Wahlbeteiligung: Dieses Fazit zeichnete bei den Wahlen in Stadt und Land Harburg am Sonntag ab: Im Bezirk Harburg stimmten die Wähler über die Zusammensetzung der künftigen Bezirksversammlung ab, rund 120.355 Wahlberechtigte waren dazu aufgerufen. Gleichzeitig ging es um die Europawahl. Genauso wie im Landkreis Harburg, wo zusätzlich in den Gemeinden Hanstedt, Winsen und Salzhausen neue Rathauschef gewählt werden konnten. Rund 200.300 Wahlberechtigte sind im Kreis zur EU-Wahl registriert.
Während jedoch die Landeswahlleitung in Niedersachsen am Mittag zunächst eine etwas geringere Beteiligung als noch bei der EU-Wahl 2014 meldet, deutet in Hamburg alles auf eine höhere Beteiligung hin. Ein Stimmungsbild, das sich am Sonntag auch bei zwei Besuchen des Abendblatts in zwei höchst unterschiedlichen Wahllokalen zeigt.
Draußen Vogelgezwitscher, drinnen Gelächter: Das Feuerwehrgerätehaus Bötersheim dürfte mit nur 106 registrierten Wahlberechtigten eines der kleinsten Wahllokale des Landes sein. Und eines der fröhlichsten: Wer hereinkommt, wird von drei netten Damen des Wahlvorstandes begrüßt wie ein gern gesehener Gast, man bekommt auch schon mal einen Kaffee, neben den Wahlzetteln liegen Süßigkeiten aus. „Noch ist es sehr ruhig, dabei sind wir eigentlich wahlfreudig“, sagt Wahlvorstand Sabine Estadieu, die in dem Reporter zunächst einen Neubürger vermutet. Denn man kennt sich hier, das Wahllokal ist auch sozialer Treffpunkt und Wahlen eine Gelegenheit zum Schnacken. „Boahh!!! der ist ja so lang wie ein Beipackzettel von Arzneimitteln“, ruft jemand aus der Wahlkabine, der gerade die Liste der 40 Parteien auseinandergefaltet hat. Und wieder erfasst das kleine Haus schallendes Gelächter.
Das Zählen regeln die Bötersheimer selbst
Dass sie hier mitten in ihrem beschaulichen Dorf an der Este noch wählen können, haben sich die Bötersheimer hart erkämpft. In den 80er-Jahren wollte die Samtgemeinde Tostedt das kleine Wahllokal schließen, im Nachbardorf gebe es eine Alternative, hieß es. Außerdem habe Bötersheim zu wenig Bewohner, um jedes Mal zuverlässig ein Wahlvorstandsteam aufstellen zu können. Doch es gab Protest und die Bötersheimer versicherten, dass sie die notwendige Anzahl an Wahlhelfern zusammenbekommen. „Das regeln wir selbst, das geht reihum“, sagt Sabine Estadieu. Gut 22 Kilometer weiter nördlich im Harburger Rathaus herrscht unterdessen schon ein reges Kommen und Gehen der Wähler. 784 Wahlberechtigte sind für dieses Wahllokal registriert, eines von knapp 1300 in Hamburg. Und schon am Mittag haben mehr als 100 ihre Stimme abgeben, was nach Einschätzung der Wahlhelfer hier zu diesem Zeitpunkt eine gute Quote ist. Und gab es Probleme, weil in Hamburg nun gleich zwei Wahlen anstanden, noch dazu mit vielen Stimmmöglichkeiten bei den Bezirkskandidaten? „Nein, da gab es überhaupt keine Klagen“, sagt Wahlvorstand Karolina Kokocineska. Die hat auch die Wählerin Isabell Förster nicht, rasch huscht sie in die Wahlkabine. Keine Minute später steckt sie ihre Wahlzettel dann in die Urne. „Ich hatte eben ein festes Bild im Kopf, wie ich wählen will“, sagt die angehende Erzieherin und ist fast schon wieder aus der Tür.