Harburg. Ehemaliges Flüchtlingsschiff im Harburger Binnenhafen wird Ende September geräumt. Dann steht ein aufwendiger Rückbau an.

Ende September werden die letzten Bewohner das Wohnschiff „Transit“ im Harburger Binnenhafen verlassen. Weg ist das Hochhausboot damit noch lange nicht. Der Pachtvertrag der Stadt mit dem Eigner läuft noch bis Silvester und es wird nach dem Auszug der letzten Bewohner einige Zeit dauern, bis sie dem Eigner sein Schiff überhaupt wiedergeben kann. So manchem Harburger kann es nicht schnell genug gehen: In einem fraktionsübergreifenden Antrag fordern ein breites Bündnis von Bezirksabgeordneten, dass der Pachtvertrag fristgerecht gekündigt, und das Wohnschiff so schnell wie möglich aus dem Binnenhafen entfernt wird.

Befeuert wurde der Antrag durch ein Gerücht: Der niederländische Eigner der „Transit“ soll vor kurzem bei der Hamburg Port Authority (HPA) angefragt haben, ob die Liegezeit über das Jahr 2019 hinaus verlängert werden könne, da er noch keine Anschlussverwendung für sein Schiff habe. Fragt man allerdings bei der HPA an, gibt es von Pressesprecherin Sinje Pangritz zwei sehr klare Aussagen.

Die „Transit“ soll nach der Räumung den Binnenhafen verlassen

Erstens: Bei der HPA liegt keine derartige Anfrage vor. Zweitens: Die HPA wäre die falsche Adresse für eine solche Anfrage, denn der Binnenhafen ist kein Hafengebiet im eigentlichen Sinne mehr, somit auch nicht in der Zuständigkeit der HPA, sondern des Bezirksamtes Harburg, Abteilung Wasserwirtschaft.

Auch im Harburger Rathaus weiß niemand etwas von einer Anfrage des Transit-Eigners. Dennoch soll eine solche Aussage seitens der Verwaltung im Ältestenrat der Bezirksversammlung gefallen sein. Da dessen Sitzungen vertraulich und nicht öffentlich sind, kann das niemand widerlegen.

„Der Vertrag muss schnell gekündigt werden und die Transit muss so schnell wie möglich aus dem Binnenhafen verschwinden“, sagt Ralf-Dieter Fischer, Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat der CDU in der Harburger Bezirksversammlung. „Der Fall Gloria D. darf sich nicht wiederholen.“

Das ehemalige Bäderschiff Gloria D. war der größte und hartnäckigste in einer ganzen Reihe von Schrottdampfern, die im Harburger Binnenhafen Kummer machten. Vom Eigner verlassen rottete das Schiff an verschiedenen Liegeplätzen über Jahre vor sich hin, bis der Bezirk es entsorgen lassen konnte – auf eigene Kosten.

Umbauten und Anschlüsse müssen zurückgebaut werden

Gekündigt ist der Vertrag bereits: „Die Mietzeit endet am 31. Dezember“, sagt Fördern-und-Wohnen-Sprecherin Yvonne Ehnert, „es ist allerdings möglich, dass wir auch so lange brauchen, um das Schiff übergabefähig zu machen.“

Mit dem Auszug der Bewohner und dem Ausräumen der Unterkunftsmöbel ist es nämlich nicht getan: Um das Boot von der schwimmenden Baubaracke, die es einst war, zu einer menschenwürdigen Unterkunft zu machen, hat der Landesbetrieb Fördern und Wohnen einige Umbauten vornehmen müssen.

Nicht zuletzt die Feuerwehr hatte umfangreiche Änderungen am Schiff verlangt, um Fluchtwege und Rauchgasabzug für den Ernstfall zu gewährleisten. Immerhin hätten auf dem Schiff bis zu 217 Menschen leben können. Voll belegt war es allerdings nie. Außerdem wurden Dalben in den Hafenboden gerammt, um das Schiff sicher zu vertäuen und die Landanschlüsse für Wasser, Abwasser und Strom sind aufwendiger gebaut als für Kurzzeitlieger. All das muss nun zurückgebaut werden.

Die Bezirkspolitik weiß darum und möchte deshalb erst recht, dass es schnell geht. „Die Transit ist ein Riesenklotz, der im Lotsekanal viel Platz blockiert“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Heimath. „Wir sind da unter anderem dem Museumshafen gegenüber verpflichtet, der diesen Platz braucht.“

Den Platz soll künftig der Museumshafen nutzen

Museumshafensprecher Helgo Mayrberger sieht das gelassen: „Uns ist dieser Platz ja nicht weggenommen worden. Als wir uns gründeten, war die Transit schon da, und sie wurde auch benötigt“, sagt er. „Wenn sie jetzt aber nicht mehr gebraucht wird, soll sie allerdings auch weg und dann wollen wir den Platz nutzen.“

Ähnlich sieht das Werner Pfeiffer, Betreiber der „Fischhalle“ am Kanalplatz und damit direkter „Transit“-Nachbar. „Das Wohnschiff sollte jetzt zügig klar gemacht werden, dass es abgeholt werden kann“, sagt er. „Damit will ich nicht sagen, dass es hier eine Belastung war. Im Gegenteil: Wegen der Transit hat sich die Flüchtlingshilfe Binnenhafen überhaupt erst gegründet.“ Die mache erstens immer noch gute Arbeit für Geflüchtete an anderer Stelle und zweitens habe die Flüchtlingshilfe geholfen, die Menschen im Binnenhafen, Alteingesessene und Neulinge, schnell zu einer Gemeinschaft zu formen. „Ohne die Transit wäre das nicht geschehen.“