Harburg . Lange behielt Micky Wolf einen Schatz bei sich zu Hause. Jetzt sei es Zeit, dieses Instrument in der Öffentlichkeit zu spielen.
Für Fans des Gitarristen Micky Wolf ist die jährliche „Cigar Box Night“ in Marias Ballroom ein Pflichttermin. Nicht nur, dass ein Auftritt im Ballroom für Wolf, den Wahl-Harburger mit Berliner Wurzeln, so etwas, wie ein Heimspiel ist, sondern auch, weil er auf den Cigar-Box-Guitars, um die es an diesem Abend geht, seine Freude am Spielen wiederentdeckt hat. „Die war mir nach Jahrzehnten als Live- und Studiogitarrist sowie als Produzent kurzfristig abhanden gekommen“, sagt er, „aber die Zigarrenkistengitarren haben vom Klang her so etwas urtümliches und so eine Power, dass ich mich quasi neu entdecken konnte. Mittlerweile spiele ich auch wieder gerne normale Gitarren.“
Donnerstag, bei der diesjährigen Cigar Box Night wird eine ganz besondere Kreation Bühnen-Premiere haben, die sich schon lange in Micky Wolfs Besitz befindet. Klangkörper der Gitarre ist eine Brettspielkiste, wie es sie früher in vielen Haushalten gab: Auf der einen Seite ein kariertes Feld für Schach und Dame, auf der anderen die drei konzentrischen Quadrate des Mühle-Spiels. Wolf spielte schon als kleiner Junge darauf, aber nicht den Blues, sondern Schach, Mühle und Dame. „Meine Mutter hat die kleine Kiste oft abends hervorgeholt und wir haben gespielt“, sagt er.
Klar, dass Micky Wolf die Kiste erbte. „Dann hatte ich sie ganz lange, aber ich hatte wenig Lust, darauf noch einmal Schach oder Mühle zu spielen. Nicht ohne meine Mutter!“
Das Instrument klingt warm und satt
Irgendwann kam ihm die Idee, wie er seine Mutter in Ehren halten und doch die Kiste benutzen könnte. Er brachte sie zu seinem Zigarrenkistengitarren-Macher. Der schuf daraus ein Instrument, das etwas anders klingt, als die bewusst brillant gehaltenen Sounds, die Zigarrenkistengitarren sonst haben. Sie klingt warm und satt, wie Bratkartoffeln bei Kerzenlicht – wie man sich einen einen gemütlichen Abend bei Muttern vorstellt.
Lange behielt Micky Wolf diesem Schatz bei sich zu Hause in Heimfeld. „Aber jetzt ist es Zeit, dieses Instrument in der Öffentlichkeit zu spielen“, sagt er.
Micky Wolf hat an diesem Abend Gäste. Zum Einen wird neben ihm die Sängerin Esther Filly auf der Bühne stehen, die nach einem kurzen Ausflug in die bizarre Welt der Castig-Shows wieder zu Blues und Soul zurückgefunden hat.
Zum anderen wird ein Teil der Cigar Box Night von Jerry K. Reed bestritten. Der wird beweisen wollen, dass man auf den grobgeschraubten improvisierten Instrumenten auch leise Töne spielen kann. Sein Stil hat deutliche Jazz- und Soul-Einflüsse. Auch die Themen seiner Songs sind eher nachdenklich