Harburg. Rolltreppen, Brandschutz, Fußböden – Die vielen Dauerbaustellen der S-Bahn in den Tunnelstationen ärgern die Harburger
„Höhentechnikverfügbarkeit“ ist ein Wort, das auch den Bezirksabgeordneten im Hauptausschuss neu war. Es bezeichnet, wie zuverlässig Fahrgäste an einem Bahnhof Fahrstühle und Rolltreppen benutzen können. Das ist ein wichtiges Kriterium für die Kundenzufriedenheit, weiß Michael Dominidiato, Leiter der „DB Station and Service“ in Norddeutschland, der Bahntochter, die sich um die Bahnhöfe kümmert. Er hatte im Juni 2018 versprochen, in diesem Jahr erneut in den Ausschuss zu kommen – und er hatte versprochen, dass die S-Bahnhöfe in Harburg dann, also jetzt, schon viel besser aussehen würden, als 2018.
„Wir sind längst nicht so weit, wie wir sein wollten“
Dass das nicht der Fall ist, meinten nicht nur die Abgeordneten. „Wir sind längst nicht so weit, wie wir sein wollten“, sagte Dominidiato. Wann die Sanierung der Tunnelbahnhöfe endgültig abgeschlossen ist, konnte er auch nicht sagen. Geplant ist Ende 2021.
Die seit Monaten defekte Rolltreppe von der Schalterhallenebene zur Straße am Bahnhof Heimfeld soll hingegen noch in diesem Jahr ausgetauscht werden. Bis dahin ist die „Höhentechnikverfügbarkeit“ nicht gegeben und die Kunden sind unzufrieden. „Warum dauert es in Heimfeld so lange, eine Rolltreppe instand zu setzen?“ wollte der Heimfelder Abgeordnete Michael Dose (SPD) wissen. Die Antwort ist gleichzeitig einfach und verwirrend; „Weil sie so defekt ist, dass sie ausgetauscht werden muss“, sagte Dominidiato. „Weil aber das Austauschprogramm, mit dem eigentlich die älteren Fahrtreppen ersetzt werden, für dieses Jahr schon fertig geplant war, muss Heimfeld hinten anstehen.“
Welche Fahrtreppen ersetzt und welche repariert werden, entscheiden übrigens keine Experten der Bahn, sondern Mitarbeiter der Rolltreppenhersteller, erklärte Dominidiato den Politikern. „In Heimfeld hat ein Wassereinbruch zum Totalschaden geführt.“
„Einen Totalschaden repariert man nicht“
Das Argument, dass eine Reparatur die Rolltreppe eventuell schneller zur Zufriedenheit aller Kunden verfügbar mache, als die Neuanfertigung der Treppe, wollte Dominidiato nicht gelten lassen: „Einen Totalschaden repariert man nicht“, sagt der Bahn-Mitarbeiter gegenüber den Politikern.
Das Rolltreppenprogramm hat auch nichts mit der Generalüberholung der Tunnelbahnhöfe im Projekt „Zukunft Bahn“ zu tun, sondern läuft permanent. Jede Treppe, die älter ist, als 14 Jahre, wird ersetzt, hochfrequentierte Rolltreppen bereits nach 12 Jahren. Ebenfalls unabhängig von „Zukunft Bahn“ ist die Erneuerung der Brandschutztechnik in den Tunnelbahnhöfen. Ohne Auswirkungen auf „Zukunft Bahn“ ist sie allerdings nicht. „Erst wenn alle Brandschutztechnik installiert ist, können wir die Decken verkleiden“, sagt Dominidiato. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, aber das sieht man noch nicht, weil diese Arbeit hauptsächlich in den Technikräumen und in Kabelschächten vonstatten geht.“
Die Bahnsteigböden seien hingegen schon neu gefliest, so Dominidiato. „Aber sie sehen sehr schmutzig aus“, warf Michael Dose ein.
Ein Reinigungsgerät für die Treppen muss noch erfunden werden
Das, so Dominidiato, läge daran, dass die Architekten von „Zukunft Bahn“ einen besonders schönen Stein für den Bodenbelag gewählt hätten, der allerdings schwierig zu reinigen sei. „Man braucht dafür Spezialmaschinen, die wir zunächst nicht hatten. Dann mussten wir noch lange mit verschiedenen Reinigungsmitteln und -materialien, sowie dem Anpress- und Wasserdruck herumprobieren, bis wir eine befriedigende Lösung hatten. Die Bahnsteigflächen können wir jetzt gut reinigen. Für die Treppen müssen wir noch ein Gerät entwickeln.“
Dass dieser Stein trotzdem genommen wurde, habe daran gelegen, dass die Architekten darauf bestanden hätten – als ästhetischen Ausgleich für die dunklen Streckmetalldecken, die die Brandschutztechnik verbergen. Am Ende würde alles gut aussehen, dies könnte man am Jungfernstieg schon anschauen, so Dominidiato. Dose erwiderte darauf sofort, dass man an den Säulen der Station Jungfernstieg den Bahnhofsnamen nicht lesen könne. Auch das, so Dominidiato sei eine ästhetische Entscheidung der Architekten.
„Mir tat der Mann schon fast leid“, sagt Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion. „So oft wie der sich entschuldigen musste.“