Buchholz . Sie machen lediglich sechs Prozent der Bevölkerung aus – aber verursachen zwölf Prozent aller Unfälle.
Liegt es an ihrer mangelnden Erfahrung? Oder ist jugendlicher Leichtsinn im Spiel? Tatsache ist: Junge Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren sind überdurchschnittlich oft Schuld, wenn es auf den Straßen im Landkreis Harburg kracht. Voriges Jahr waren sie an 924 Unfällen im Landkreis beteiligt. In 736 der Fälle waren die jungen Fahrer selbst die Unfallverursacher. Das geht aus der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2018 im Landkreis Harburg hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
Das bedeutet: In drei Viertel aller Unfälle (knapp 76 Prozent), an denen die jungen Leute beteiligt waren, trugen sie selbst die Schuld. Insgesamt erfasste die Polizei im Landkreis 6496 Unfälle – 43 Unfälle mehr als ein Jahr zuvor. Auf die Gesamtzahl betrachtet, liegt der Anteil der von den jungen Leuten verursachten Unfälle mit etwa zwölf Prozent damit aktuell fast doppelt so hoch, wie ihr Anteil von sechs Prozent an der Bevölkerung. „Die Gruppe der 18- bis 24-jährigen ist nach wie vor die Risikogruppe im Straßenverkehr“, sagt Frank Waldhaus, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeidirektion Harburg.
Wie kann man junge Verkehrsteilnehmer sensibilisieren?
Zwar ist die Anzahl der Unfälle mit Beteiligung junger Fahrer innerhalb eines Jahres um 21 und die der Unfallverursacher um 19 leicht zurückgegangen. Doch das kann nicht über das grundsätzliche Problem dieser Altersgruppe im Straßenverkehr hinwegtäuschen. Die Polizei setzt deshalb weiterhin auf Aufklärung. „Die Präventionsarbeit, angefangen von Radfahrprüfungen an den Schulen über Projekte wie ,Runter vom Gas’, das Fahrschul- und das Schutzengelprojekt sind nach wie vor äußerst wichtig, um die jungen Menschen für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren.“, sagte Waldhaus dem Abendblatt.
Verglichen mit den jungen Verkehrsteilnehmern stehen erfahrene, ältere beim Thema Verkehrsunfälle statistisch betrachtet wesentlich besser da: Bezieht man ihren Anteil an der Bevölkerung in die Berechnungen ein, verursachen ältere Verkehrsteilnehmer ab 65 Jahre entgegen aller gängigen Vorurteile viel seltener Unfälle als junge Leute: Im Jahr 2018 waren die Älteren ab 65 im Landkreis an 1337 (Vorjahr: 1355) Unfällen beteiligt und in rund 77 (72 Prozent) Hauptverursacher – was prozentual in etwa ihrem Bevölkerungsanteil von 22 Prozent entspricht.
15 Verkehrstote in einem Jahr – darunter auch zwei Motorradfahrer
Gleichwohl gab es im Jahr 2018 erneut 15 Verkehrstote im Landkreis – einer weniger als im Jahr davor. Vier der tödlichen Unfälle ereigneten sich innerhalb geschlossener Ortschaften. In sechs Fällen endete die tödliche Fahrt außerhalb geschlossener Ortschaften an einem Baum. Insgesamt verloren zehn Menschen bei Pkw-Unfällen ihr Leben sowie drei Fußgänger und zwei Motorradfahrer.
Auf Autobahnen wurden 926 (1036) Unfälle registriert. Dabei erlitten – wie im Vorjahr – 20 Menschen schwere Verletzungen. Zu tödlichen Unfällen auf Autobahnen kam es im Jahr 2018 nicht. Die Anzahl von Fahrerflucht hat dagegen zugenommen. Sie stieg von 1516 auf 1616. „In 42 Prozent aller Fälle konnte der Unfallverursacher ermittelt und die Straftat aufgeklärte werden“, sagt Polizeisprecher Jan Krüger.
Häufigste Unfallursache waren im vergangenen Jahr nicht angepasste Geschwindigkeit (573 Fälle) und mangelnder Abstand zum Vordermann (497). In 109 Fällen standen die Unfallverursacher zudem unter Alkoholeinfluss. Bei 118 Verkehrsunfällen wurden Menschen schwer verletzt – ein Rückgang um 17 gegenüber dem Vorjahr. Bei 754 Unfällen erlitten Beteiligte leichte Verletzungen (Vorjahr: 723). „Insgesamt gab es 887 Unfälle mit Personenschaden“, sagt Krüger. „Die Anzahl der verunglückten Personen ist leicht auf 1145 Personen zurückgegangen.“
Sicherheitsabstand und Tempolimits beachten
Polizeipräsident Thomas Ring von der Polizeidirektion Lüneburg mahnt angesichts der neuesten Zahlen zur Wachsamkeit. „Im Straßenverkehr ist für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer die ständige und uneingeschränkte Aufmerksamkeit ihre Lebensversicherung. Das gilt für Autofahrer, Zweiradfahrer und gleichermaßen für Fußgänger.“ Es gelte, den erforderlichen Sicherheitsabstand einzuhalten und Tempolimits konsequent zu beachten, so der Polizeichef. „Werden und bleiben Sie verantwortungsbewusste Verkehrsteilnehmende. Wir setzen uns durch eine gezielte Verkehrsüberwachung sowie eine nachhaltige Verkehrsprävention dafür ein, die Sicherheit im Straßenverkehr weiterhin zu erhöhen.“
Weniger Wildunfälle – mehr Verletzte
Enfluss von Drogen und Medikamenten spielte bei zwölf (9) Unfällen eine Rolle.
Die Polizei registrierte voriges Jahr 1153 (1216) Wildunfälle. Bei 13 (12) Wildunfällen wurden Menschen verletzt.
366 (420) Verfahren gegen Verkehrsteilnehmer wurden eingeleitet, weil sie unter dem Einfluss von Alkohol ein Fahrzeug geführt hatten. Fahrten unter Medikamenten- oder Drogeneinfluss wurden 318 (310) mal festgestellt.