Moorburg. Um die zweite Zufahrt zum Containerterminal Altenwerder zu bauen, soll der Elbdeich ein Jahr dicht sein.

Das hat die Moorburger überrascht. Kurz vor der Sitzung des ständigen Gesprächskreises Moorburg – hier sind die Bewohner des Dorfstadtteils im Hafenerweiterungsgebiet, die Behörden und die Hafenwirtschaft im Dialog – hatten einige, wenn auch nicht alle von ihnen Post von der Hamburg Port Authority erhalten: Im Februar, also jetzt, beginnen die Arbeiten für die Südanbindung des Containerterminals Altenwerder (CTA). Dafür wird der Moorburger Elbdeich, die Hauptstraße des Stadtteils, ab April für ein Jahr auf 500 Metern bis zur Waltershofer Straße komplett gesperrt.

Am Abend im Gesprächskreis bestätigte Stephan Runge als Referent der Realisierungsgesellschaft ReGe, die die Baumaßnahme für die HPA plant und durchführt, den Inhalt des Schreibens im Wesentlichen – mit einer Abweichung: Anders, als die HPA schrieb, soll die Sperrung auch für Anlieger und Linienbusse gelten.

Moorburg wäre damit ein geteiltes Dorf. Vor allem wäre die Anbindung an Neugraben und Neuwiedenthal wo die meisten Moorburger Kinder zur Schule gehen, die erwachsenen Moorburger einkaufen und die kranken Moorburger zum Arzt gehen, gekappt oder mit großen Umwegen verbunden. Für Bus- und Bahn-Pendler besonders misslich .

Die Empörung ist groß, nicht nur in Moorburg, sondern auch in der Bezirkspolitik: Als die ReGe die Pläne zur CTA-Südanbindung im Frühjahr 2018 im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung präsentierte, stießen diese dort auf erheblichen Widerstand. Zahlreiche Bedenken wurden vorgetragen. Diese bezogen sich vor allem darauf, dass verhindert werden müsse, dass Lkw, die die Südzufahrt zum CTA nutzen, durch das Dorf fahren.

Die Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU, Jürgen Heimath und Ralf-Dieter Fischer sind darüber im Gespräch mit Wirtschaftsstaatsrat Torsten Sevecke. „Der Staatsrat hat dazu Arbeitsaufträge in seiner Behörde verteilt und zugesagt, dass er sich mit den Ergebnissen zurückmeldet“, sagt Jürgen Heimath.

Sein christdemokratischer Ex-Koalitionspartner Ralf-Dieter Fischer ergänzt: „Noch an dem Abend, an dem sich der Gesprächskreis traf, habe ich mit Dr. Sevecke telefoniert“, sagt er. „Der Staatsrat hat mir zugesichert, dass nicht gebaut wird, bevor wir etwas wissen.“

Bei der HPA, immerhin ein der Wirtschaftsbehörde unterstelltes Staatsunternehmen, will man davon nichts wissen: „Die Unterlagen für das Bauvorhaben, aus denen die erforderlichen Baumaßnahmen, Verkehrszahlen sowie Umweltauswirkungen ersichtlich sind, wurden fristgerecht im Internet veröffentlicht und bei der HPA öffentlich ausgelegt und über die Vollsperrung informiert“, schreibt HPA-Pressesprecherein Sinje Pangritz.

Die Wirtschaftsbehörde bestätigt das: „Die Aussage der HPA ist mit uns abgestimmt“, sagt Behördensprecherin Susanne Meinecke.

In Moorburg ist man darüber nicht erfreut: „Einerseits können wir uns ja fast freuen, dass der Durchgangsverkehr jetzt wegfällt, sagt Claudia Kulenkampff, Mitglied des Moorburger Künstlerkollektivs „Elbdeich e.V.“, „aber zumindest für die Busse muss die Durchfahrt möglich sein, damit die Kinder zur Schule und die alten Leute in die Stadt kommen.“

Laut Sinje Pangritz soll der Bus auch während der Sperrung fahren – allerdings mit einem Umweg. Wo der entlangführen soll ist Kennern der örtlichen Gegebenheiten allerdings schleierhaft.

Ralf-Dieter Fischer lehnt die Vollsperrung kategorisch ab: „Eine Sperrung hätte Auswirkungen auf den gesamten Süderelberaum, weil sich die Altländer Ausweichverkehre dann über die Waltershofer Straße und die B 73 zurück stauen werden. Und solche Beeinträchtigungen soll es nicht geben, lautet der Beschluss der Bezirksversammlung.

Hafenerweiterungsgebiete

Das Containerterminal Altenwerder (CTA) hat eine Fläche von 1,1 Millionen Quadratmetern. Altenwerder ist der Name des Fischerdorfs, das hier der Hafenwirtschaft wich. Während die meisten Altenwerder die Entschädigung einkassierten und leise gingen, gab es bei einigen Widerstand. Dieser Widerstand ist eine der Ursprungsbewegungen der Hamburger Grünen. Ihr Verhältnis zum Hafen war deshalb von Anfang an nie liebevoll.

Moorburg wird ebenfalls als Hafenerweiterungsgebiet geführt. Trotzdem oder deshalb zogen viele Hafengegner hierher.