Buchholz. Nachhaltige Verbesserung der Zugverbindungen im Landkreis scheitert an erheblichen Kapazitätsengpässen.
Die Tarifstruktur und der Leistungsumfang des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) sorgen weiter für Unmut in der Kreispolitik. Nach der Gruppe Grüne/Linke hatte jüngst auch die CDU mehr Qualität beim Personennahverkehr auf der Schiene gefordert. Vorerst wird sich an den grundsätzlichen Rahmenbedingungen aber kaum etwas ändern, wie HVV-Geschäftsführer Dietrich Hartmann als Gast der Sitzung des Kreiswirtschaftsausschusses am Anfang dieser Woche sagte.
Während die CDU, wie bereits berichtet, einen einheitlichen HVV-Tarif für den gesamten Landkreis und die Durchbindung der Heidebahn von Buchholz nach Hamburg angemahnt hatte, übten Grüne und Linke scharfe Kritik an der Tariferhöhung um durchschnittlich 2,1 Prozent zum 1. Januar dieses Jahres. „Begründet wurde die Erhöhung unter anderem mit der Sicherung der hohen Qualität des Angebots. Doch genau davon kann im Landkreis Harburg gar keine Rede sein. Hier muss hohe Qualität erst einmal erreicht werden“, sagte Grünen-Fraktionschefin Ruth Alpers.
Beleg für ihre These seien rund 30.000 Beschwerden von Fahrgästen allein im Jahr 2018. Angesichts von Zugausfällen und Verspätungen, einer verbesserungswürdigen Zugtaktung, einer mangelhaften Aufenthaltsqualität in den Zügen selbst sowie unzureichender Anschlussmöglichkeiten beim Umstieg Bahn/Bus könne die erhebliche Zahl von Einwendungen niemanden überraschen.
Dem widersprach Hartmann entschieden. „Bei 780 Millionen Fahrgästen pro Jahr relativieren sich 30.000 Beschwerden deutlich“, so der HVV-Manager. Zwar liege deren Zahl leicht über dem Schnitt. Das sei indes vornehmlich den umfangreichen Bauarbeiten an der S3-Trasse und dem Gleis 11 des Hauptbahnhofs im September des Vorjahres geschuldet gewesen, die für viele Fahrgäste leider nicht folgenlos geblieben seien.
Unterdessen bleibe der Hamburger Hauptbahnhof nach wie vor das größte Problem im Hinblick auf eine Kapazitätserweiterung. „Wegen seiner Lage ist eine Expansion gen Westen oder Osten nicht möglich“, erklärte Hartmann. Das wäre aber nötig, um dort noch mehr Züge als bisher abfertigen zu können. Zwar sei schon erwogen worden, zusätzliche Bahnsteige weiter südlich zu schaffen. „Das würde Pendlern dann aber automatisch weitere Wege beim Umstieg auf S- und U-Bahnen aufbürden“, so Hartmann.
Auch die Eisenbahngesellschaft Metronom mit Sitz in Uelzen, die unter anderem die Regionalbahnstrecken nach Bremen und Lüneburg/Uelzen betreibt, hatte Ende des Vorjahres die Schaffung zweier weiterer Bahnsteiggleise sowie den Ausbau der bestehenden Bahnsteige im Hamburger Hauptbahnhof angemahnt. Zudem sollte die Steintorbrücke für weitere Auf- und Abgänge genutzt und der Tunnel von den Bahnsteigen zur U-Bahn-Haltestelle Hauptbahnhof Süd wiedereröffnet werden.
Hinsichtlich der vehement geforderten Verschiebung von Tarifzonen, bezweifelte der HVV-Geschäftsführer, dadurch mehr Fahrgäste generieren zu können. Der Fahrpreis allein sei für viele Pendler nicht entscheidend, sondern viel mehr die Qualität der Zugverbindungen. „Die werden wir durch die beschriebenen Kapazitätsengpässe und weitere notwendige Bauarbeiten an Gleisen, Weichen und Brücken in den kommenden Jahren aber kaum signifikant steigern können“, erläuterte Dietrich Hartmann.
Er hoffe dennoch, dass sich die Lage im Süden Hamburgs durch den Einsatz längerer S-Bahn-Züge gen Harburg, eine effizientere Baustellen-Koordination und eine schnellere Information der Fahrgäste sukzessive verbessern lasse.
Neue S-Bahnverbindungen Richtung Winsen und Buchholz werde es in absehbarer Zeit allerdings nicht geben. Hartmann: „In Metronomzügen mit sieben Doppelstockwagen gibt es Sitzplätze für 783 Passagiere, in einem Langzug der S-Bahn aber nur für 570 Fahrgäste. Deshalb bleiben die Regionalzüge auf absehbare Zeit das probate Transportmittel für die genannten Strecken.“
Unterdessen wurde am Donnerstag in Uelzen in Anwesenheit des niedersächsischen Wirtschafts- und Verkehrsministers, Dr. Bernd Althusmann (CDU), und des Hamburger Staatsrats der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Andreas Rieckhof, vertraglich fixiert, dass ab 15. Dezember dieses Jahres auch in den Landkreisen Uelzen, Rotenburg (Wümme), Cuxhaven sowie im Heidekreis auf Schienenstrecken des Regionalverkehrs der HVV-Tarif eingeführt wird.
Was ist der HVV?
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) ist ein Verkehrs- und Tarifverbund, der das Hamburger Stadtgebiet und umliegende Gebiete in Schleswig-Holstein und Niedersachsen umfasst. Der HVV wurde am 29. November 1965 gegründet und nahm offiziell am 1. Dezember 1965 seine Tätigkeit auf.