Buxtehude/ Harburg. Probebetrieb startet in diesen Tagen. Der Ausbau freier Netze macht auch in Stadt und Landkreis Harburg Fortschritte.

Mal eben schnell die E-Mails checken, Zeitungen online lesen oder im Netz nach dem HVV-Fahrplan schauen – auch ohne festen Internetanschluss oder teuren Mobilfunk ist das an vielen Orten in der südlichen Metropolregion Hamburg durch freie und kostenlose WLAN-Funknetze möglich. Meist sind es aber Insellösungen: einzelne Restaurants, Behörden wie das Bezirksamt Harburg, große Geschäfte oder Institutionen, die einen solchen kabellosen Zugang ermöglichen.

Einen deutlichen Schritt hin zu einer tatsächlich großflächigen WLAN-Versorgung startet in diesen Tagen indes die Stadt Buxtehude. Im Bereich der Altstadt installierten die Stadtwerke an Straßenlaternen 16 moderne WLAN-Richtantennen – kleine graue Kästen, die man erst auf den zweiten Blick erkennt. Verbunden sind sie über Glasfaserkabel, die ebenfalls in den vergangenen Wochen verlegt wurden. Genutzt wurden dazu meist Leerrohre, die lange zuvor schon installiert worden waren. „Das hat die Sache natürlich kostengünstiger gemacht“, sagt Projektleiter Christian Brandt. Aktuell beginne nun der Probebetrieb, voraussichtlich Mitte Februar würde das WLAN-Netz offiziell nutzbar sein.

Zu den beiden bereits vorhandenen Bereichen am Rathaus und am Stadthaus würde dann fast die gesamte Bahnhofstraße, die Fußgängerzone, der Petriplatz an der Kirche sowie Ostfleth und Ritterstraße mit dem städtischen WLAN versorgt werden - also nahezu die gesamte Altstadt. Arbeitstitel für das Netz: „#hansebux“. Wobei das Doppelkreuz (Hashtag) dafür sorge, dass dieses WLAN auf einem mobilen Gerät wie einem internetfähigen Mobiltelefon in einer Liste der gerade verfügbaren Netze ganz oben angezeigt wird. Angestrebt werde eine Geschwindigkeit von 10 M/Bits pro Nutzer, sagt Brandt: „Damit sollte man ein Video ruckelfrei anschauen können.“

In der Fußgängerzone von Buxtehude soll es zeitlich unbefristeten Zugang geben.
In der Fußgängerzone von Buxtehude soll es zeitlich unbefristeten Zugang geben. © HA | Axel Tiedemann

Die Hansestadt arbeitet bei dem Ausbau dieses WLAN-Netzes mit der Kieler Firma Addix zusammen, wie hoch die Kosten dafür sein werden stehe aber noch nicht fest, so Stadtsprecher Thomas Bücher. Mit dem Angebot wolle man Besucher und Touristen der Stadt aber natürlich auch den Buxtehudern diesen Service bieten. Bücher: „Eine Ausweitung wäre denkbar, konkret geplant ist sie aber nicht.“

Mit der Innenstadt-Versorgung folgt Buxtehude praktisch dem Vorbild Hamburgs. Dort baut das Unternehmen willy.tel in Kooperation mit der Stadt seit etwa zwei Jahren schon ein freies WLAN-Netz mit dem Namen „Moby­Klick“ aus. Auch das ist kostenfrei und wird finanziert, indem es Geschäftskunden wie Restaurants gegen eine Gebühr als Service für ihre Kunden nutzen können.

Das freie Netz endet praktisch vor den Haustüren. Aktuell konzentriere man sich bei dem Ausbau auf Orte, an denen sich viele Hamburger und Touristen aufhalten, sagt Unternehmenssprecherin Tanja Thielk. Also: Jungfernstieg, Rathausmarkt, Reeperbahn oder Speicherstadt. „Nach und nach“ würden auch andere Bezirke berücksichtigt, konkrete Pläne zum Ausbau etwa im Bezirk Harburg lägen aber noch nicht vor.

Zwar dürfte das „MobyKlick“-Netz in der großen Hansestadt bereits jetzt schon größer sein, als das im kleineren Buxtehude: Aber es gibt da einen feinen Unterschied für die Kunden: Für „MobyKlick“ muss man sich über sein Handy zunächst registrieren, die Nutzung ist dann auf vier Stunden begrenzt. Als Nutzer gibt man also Daten heraus. Anders in Buxtehude, das ein wirklich freies WLAN installiert hat: Dort muss man sich nicht registrieren, sondern nur die Nutzungsbedingungen akzeptieren und kann dann kostenlos und ohne Zeitlimit im Netz surfen.

Im Landkreis Harburg finden Nutzer von freien WLAN-Netzen ebenfalls beide Varianten vor: mal mit Registrierung, und mal ohne: Ganz vorne dabei bei der Digitalisierung ist beispielsweise die Stadt Buchholz. Dort haben die Stadtwerke dazu sogar mit „Buchholz Digital“ ein eigenes Tochterunternehmen aufgebaut, das vor allem den Ausbau mit dem schnellen Glasfasernetz vorantreibt.

Es bietet aber an vielen Ecken auch freies WLAN mit dem Namen „Wirsinds“ an, so zum Beispiel am Bahnhof, an der Empore, am Kino, am Marktplatz und in der Fußgängerzone. Laut Beschreibung muss man sich am Buchholzer Stadtwerke-Portal „Buchholz Plus“ einen WLAN-Gutschein reservieren und erhält dann eine Mail mit Passwort zugeschickt.

Ein wirklich im Wortsinn freies WLAN baut im Landkreis indes die bundesweite Freifunk-Initiative aus, hier speziell der Verein Freifunk-Nordheide. Dabei handelt es sich praktisch um eine Art Bürgernetzwerk zum Ausbau eines freien WLAN — ohne Registrierung. Privatleute, aber auch Gemeinden, stellen dazu einen Teil ihrer Internet-Kapazität zur Verfügung, Freifunk installiert spezielle Router und leitet Daten über eigene Rechner, so dass rechtlich für die Beteiligten keine Probleme entstehen, versichert der Freifunk-Nordheide-Vorsitzende Marcus Arendt.

Die verschieden Router werden zusammengeschaltet, so dass auch Ausfälle ausglichen werden könnten. Im gesamten Landkreis gibt es bereits etliche kleinere und auch größere Freifunk-Netze, der Landkreis und auch das Land unterstützen dabei die Initiative finanziell bei der Anschaffung der Geräte. Mittlerweile hat Freifunk so rund 600 Router im gesamten Landkreis installieren können: In Neu Wulmstorf etwa rund um das Rathaus, in Buchholz, Stelle und auch Hanstedt an einigen Stellen.

Der Heideort Undeloh ist nahezu ganzflächig versorgt, Freifunk-Router gibt’s auch am Kiekeberg-Museum sowie im Wildpark Schwarze Berge, wo gerade in diesen Tagen zusätzliche Geräte installiert werden, so dass dort überall das WLAN genutzt werden kann. „Im Landkreis passiert gerade sehr viel“, sagt Freifunker Arendt.

Was ist WLAN?

Wireless Local Area Network (deutsch: drahtloses lokales Netzwerk) ist die Bezeichnung für ein örtliches Funknetz. In manchen Ländern (wie USA, Großbritannien, Kanada, Niederlande, Spanien, Frankreich, Italien) ist auch der Begriff Wi-Fi gebräuchlich.

Im Gegensatz zum Wireless Personal Area Network (WPAN) haben WLANs größere Sendeleistungen und Reichweiten und bieten im Allgemeinen höhere Datenübertragungsraten, so dass sie großflächiger genutzt werden können. Bei entsprechenden Netzen wird heute meist das Modulationsverfahren OFDM verwendet.