Harburg. Personalfluktuation bei Hebammen und Geburtshilfeärzten ist laut Gesundheitsbehörde im normalen Rahmen – Hohe Teilzeitquote.
Dass die Harburger Bezirkspolitik Redebedarf mit der Leitung der Helios Mariahilf Klinik (HMK) wegen der Entwicklungen in der Geburtshilfe dort hat, war schon vor der Sitzung der Bezirksversammlung klar. Ein entsprechender Antrag der CDU wurde – ergänzt durch einen Zusatzantrag von SPD, Linken und Grünen – einstimmig beschlossen. Die Grünen hatten außerdem eine Anfrage eingebracht.
Alle vier Parteien wollen Vertreter der Klinik und der Gesundheitsbehörde in die nächste Sitzung des Gesundheitssausschusses einladen, um ihnen einige dringende Fragen zu stellen. Zum Beispiel, wie es sein könne, dass die Geburtenrate in Harburg sinkt, obwohl sie in ganz Hamburg steigt, und warum die geburtshilfliche Abteilung eine so hohe Personalfluktuation hat.
Wie dringend notwendig das Gespräch im Ausschuss ist, zeigen zwei Beispiele: Erstens: Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Britta Hermann und ihre Gesundheitsexpertin die Abgeordnete und Frauenärztin Gudrun Schittek waren zu einem Gespräch ins Mariahilf gekommen und stießen bei Geschäftsführer Phillip Fröschle auf eisernes Schweigen, was Personalschlüssel, Überlastungsanzeigen und Fluktuation angeht.
Zweitens flüchtet sich auch die Gesundheitsbehörde in ihrer Antwort auf die Grünen-Anfrage ins Ungefähre: Dass vier Ärzte und die Hälfte der Hebammen einer Abteilung kündigten, sei nichts Ungewöhnliches, heißt es da.
Außerdem wirft auch die Antwort der Behörde auf die Frage nach der Entwicklung der Geburtenzahlen eher weitere Fragen auf : Die Helios Mariahilf-Klinik steigerte die Zahl der Geburten nach der Zusammenlegung der geburtshilflichen Abteilungen von Mariahilf und Asklepios Klinikum Harburg (AKH) um etwa 300. Am AKH hatte es zuvor jährlich 750 Geburten gegeben. „Über 300 Frauen jährlich verlasen den Bezirk um ihre Kinder zu bekommen“, sagt Gudrun Schittek.
Ebenfalls gibt die Behördenantwort einen Hinweis darauf, wie hoch die Arbeitsbelastung in den Kreißsälen vor allem für die Hebammen sein muss: In den letzten drei Jahren arbeiteten jeweils knapp doppelt so viele Hebammen im Mariahilf, wie es Vollzeitstellen gab. „Diese hohe Teilzeitrate lässt sich nur mit der hohen Belastung im Job erklären“, mutmaßt Gudrun Schittek.
Zurückgegangen ist in den letzten zwei Jahren die Quote der Kaiserschnitte von 30 auf 25 Prozent – weit unter dem Hamburger Durchschnitt. „Oberärztin Maike Manz, die jetzt gekündigt hat, hatte das Ziel auf 20 Prozent zu kommen“, sagt Schittek, „ich fürchte, das wird ohne sie nicht erreicht, zumal die OPs für eine Klinik lukrativer sind, als eine normale Geburt.“
In dem Zusatzantrag hatten SPD, Grüne und Linke auch noch Auskunft über den Stand der Bemühungen der Klinik, zu einem Perinatalzentrum der Stufe 2 zur Stufe 1 – das bedeutet höchster Versorgungsgrad in der Neu- und Frühgeborenenmedizin – aufzusteigen.
„Wenn wir schon nur noch eine Geburtshilfe in den beiden Harburger Kliniken haben, dann wollen wir beste Versorgung“, begründet SPD-Fraktionsgeschäftsführer Henning Reh den Antrag.
Perinatalzentren der Stufe 1 müssen strenge Kriterien erfüllen, was Personalschlüssel und Personalqualifikation angeht. Die SPD befürchtet, dass die Mariahilf-Klinik die Qualifikation wegen Personalmangels nicht schafft.
Die CDU-Abgeordnete Britt-Maike Fischer-Pinz kritisierte diese Nachfrage: „Das Mariahilf hat lange genug Zeitgehabt, Stufe 1 zu erreichen“, sagte sie, „in dieser Situation muss es doch vordringlich um die Geburtshilfe gehen.“ Dennoch stimmte auch die CDU für den Zusatzantrag.