Hausbruch. Anwohner, Anlieger und auswärtige Nutzer der Straße schlugen Alternativen vor. LSBG will prüfen.

Rund 300 aufgebrachte Anwohner, Anlieger und Nutzer des Ehestorfer Heuwegs waren in den Jägerhof gekommen, um ihrem Ärger über die für dieses Jahr geplante Vollsperrung der Straße Luft zu machen. Mit Hans Grote und Frank Fiedler, Planungsingenieure beim Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) diskutierten sie aber auch Alternativen, die eine Vollsperrung noch verhindern könnten. Die Ingenieure sicherten eine Prüfung der Vorschläge durch den LSBG zu.

Nach den derzeitigen Plänen soll der Ehestorfer Heuweg von März bis September zwischen der Waldorfschule und der Landesgrenze voll gesperrt werden, um ihn von Grund auf zu sanieren. Dieser Plan stammt nicht einmal aus der Feder von Grote und Fiedler. Sie haben ihn vielmehr erst im Herbst von der ehemaligen Radwegeplanerin des LSBG, Heinke Wiemer, übernommen, nachdem die den Landesbetrieb verlassen hatte.

Die ursprüngliche Planung hatte sogar noch eine längere Vollsperrung über die ganze Länge des Ehestorfer Heuwegs vorgesehen. Dieser Plan wurde angesichts heftiger Anwohnerproteste und einer politischen Intervention von Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann bereits zurückgezogen. Nun soll es auf 800 Meter Länge sechs Monate Vollsperrung in diesem Jahr geben und im nächsten der restliche Ehestorfer Heuweg so saniert werden, dass die Anwohner ihre Häuser erreichen können und auch Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen wollen, nur zumutbare Probleme haben.

Mit dem aktuellen Plan einer Vollsperrung in diesem Jahr haben hauptsächlich diejenigen ein Problem, die zwar nicht am Ehestorfer Heuweg oder seinen Stichstraßen wohnen, ihn aber dennoch täglichen nutzen: Anwohner aus den Dörfern der niedersächsischen Gemeinde Rosengarten, die täglich nach Hamburg fahren müssen, um zu arbeiten, einzukaufen oder zum Arzt zu gehen.

Im Jägerhof sprach Eva Herkner für die betroffenen Verkehrsteilnehmer.
Im Jägerhof sprach Eva Herkner für die betroffenen Verkehrsteilnehmer. © xl | Lars Hansen

Mehr als die Hälfte der Anwesenden der Informationsveranstaltung der Freien und Hansestadt Hamburg waren denn auch Niedersachsen. Für sie sprach Eva Herkner aus Leversen: „10.000 Autos nutzen täglich den Ehes­torfer Heuweg, aber nur 160 Radfahrer“, begann sie, „wir sehen die Verhältnismäßigkeit nicht!“

Was Eva Herkner ebenfalls hinterfragte, war die technische Notwendigkeit der Vollsperrung: „Wenn Sie den Fuß- und Radweg während der Bauzeit auf der jetzigen Breite belassen, statt jetzt schon entlang der Baustelle eine Veloroute zu bauen, haben Sie viel Platz gewonnen. Vielleicht reicht es ja dann für eine Fahrspur, auf der man im Blockverkehr an der Baustelle vorbeikommt! Gut wäre es auch, im Zweischichtbetrieb zu arbeiten.“

Den Protesten aus dem Rosengarten schlossen sich zahlreiche Anwohner des Heuwegs an. Sie berichteten von Pflegediensten, die ihnen gekündigt hätten, weil die Pflegekräfte sie nicht mehr erreichen könnten. Torsten Fuß (SPD), stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsausschusses der Harburger Bezirksversammlung, sagte: „Hätten wir gewusst, dass der LSBG eine Vollsperrung plant, hätten wir den Umbau von vornherein abgelehnt!“ Und der Ausschussvorsitzende Reiner Bliefernicht (CDU) ergänzte: „Es gibt Möglichkeiten, die Vollsperrung zu vermeiden, man muss es nur wollen.“

So eine Möglichkeit schlugen Ortskundige vor: Man könnte den Fuß- und Radverkehr zwischen Sennhütte und Ehestorf über den Dohnenstieg, derzeit ein Waldwanderweg, führen. Damit wäre entlang des Heuwegs ausreichend Breite gewonnen, um eine provisorische Fahrspur während der Bauarbeiten einzurichten.

Grote wies darauf hin, dass es wegen der Lage der Straßenentwässerungsrohre schwierig sei, den Baubereich beliebig zu verschieben, versprach aber, den Vorschlag zu prüfen. Was die Arbeitszeiten auf der Baustelle anginge, sei eine Bedingung der Ausschreibung „die Ausnutzung aller Tageslichtstunden“ gewesen.

Aufmerksam zugehört hatte auch Harburgs Bezirksamtsleiterin Sofie Fredenhagen. Sie zog ein vorsichtig positives Fazit des langen Abends. „Ich finde es gut, dass der LSBG sich heute für Anwohnervorschläge offen gezeigt hat“, sagte sie. „Jetzt kommt es aber auch darauf an, dass Herr Grote den Anwohnern möglichst bald eine Rückkopplung gibt, ob er ihre Vorschläge annimmt.“

Radweg als Start

Das Projekt Ehestorfer Heuweghatte damit begonnen, dass die Bezirksversammlung gefordert hatte, den schmalen und maroden Fuß-und Fahrradweg entlang der Straße zu überarbeiten. Bei der Betrachtung der Situation vor Ort kamen die Experten des LSBG zu dem Schluss, dass es hier mit neuen Radwegen nicht getan sei, weil der stark belastete Ehestorfer Heuweg ohnehin dringend eine Grundsanierung benötigt.