Harburg/neugraben. Stefan Heße räumt Fehler bei den Schulschließungen ein. Elternvertreter und Schulleiter fordern konstruktiven Dialog.

Sie hätten sich eine persönliche Entschuldigung gewünscht. Ein direktes Gespräch mit dem Erzbischof — von Angesicht zu Angesicht. Groß ist daher die Enttäuschung, dass Stefan Heße den Weg über die Medien gewählt hat, um sich bei den katholischen Schulen für sein Verhalten im Schulstreit zu entschuldigen. Heße hatte am Montag im Abendblatt-Interview Fehler bei der Vorgehensweise bezüglich der Schließung von acht katholischen Schulen eingestanden. „Die Kommunikation und Einbeziehung der Betroffenen hätten besser sein müssen. Ich sehe, dass wir den Menschen wehgetan haben. Da möchte ich um Entschuldigung bitten“, sagte der 52-Jährige dem Abendblatt.

„Dass Heße sich nicht dem persönlichen Gespräch stellt, ist enttäuschend“, sagt Christian König, Elternratsvorsitzender der Katholischen Schule Harburg. „Diese Form der Entschuldigung ist der Kirche nicht würdig, vollkommen insuffizient und nichtssagend. Wir nehmen die Entschuldigung nicht an.“

Im Abendblatt hatte Erzbischof Heße um neues Vertrauen gebeten und versprochen, dass der künftige Weg nicht im Hauruckverfahren beschritten werde. Denn nicht nur die Tatsache selbst, dass das Erzbistum Hamburg aufgrund finanzieller Probleme fünf der 13 katholischen Schulen in der Stadt schließen will, sondern auch die Art und Weise, wie diese tiefgreifende Entscheidung kommuniziert wurde, sorgte bei Eltern, Schülern und Lehrern an den Schulen für Empörung und Ratlosigkeit.

„Man hat uns die Entscheidung der Schulschließung vor den Latz geknallt“, sagt Matthias Mittag, Elternratsvorsitzender des Niels-Stensen-Gymnasium (NSG) in Harburg, das zu den betroffenen Schulen gehört. So erfuhr Schulleiter Winfried Rademacher erst am Vorabend des geplanten Tags der offenen Tür, an dem für Neuanmeldungen geworben werden sollte, von den Plänen des Bistums. Das Bistum hatte es offenbar nicht für nötig befunden, diejenigen, die von dieser Maßnahme besonders betroffen sind, vorzeitig und persönlich zu informieren.

Auch über das Fortbestehen der Katholischen Schule Neugraben und der Katholische Schule Harburg (KSH) ließ das Bistum die Beteiligten im Unklaren. „Einen wirklichen Austausch hat es nicht gegeben“, sagt deren Schulleiter Michael Stüper, der hofft, dass nun auf die Worte auch Taten folgen werden. Bislang jedoch wartet die KSH auf Reaktionen und Gesprächsangebote seitens des Bistums vergeblich. Auf eine 14-seitige Stellungnahme zu den Vorwürfen des Bistums, die KSH sei nicht wirtschaftlich, hatte die Schulkonferenz bereits im Mai 2018 eine 14-seitige Stellungnahme an das Bistum geschickt mit der Bitte um Beantwortung eigener Fragen. Eine Antwort blieb bislang aus.

Besonders übel nehmen die betroffenen Schulen dem Erzbischof, dass er sich nach dem Verkünden der Schließungspläne nicht unmittelbar persönlich geäußert hat. „Es hätte in die Schulen kommen müssen, um zu erklären und Trost zu spenden“, sagt Christian König. „Und er hätte sich persönlich entschuldigen müssen.“ Doch darauf warten das KSH-Kollegium und die Schülerschaft bis heute vergeblich. Selbst den Tag der offenen Tür vergangene Woche ließ Heße ungenutzt. „Er hätte kommen müssen und zeigen, dass er uns sieht und unterstützt“, sagt König. Für die KSH wäre das ein wichtiges Zeichen gewesen. Denn die Zukunft der Schule bleibt ungewiss.

Im November entschied das Bistum, der Schule ein weiteres Jahr Zeit zu geben, ein zukunftsfähiges Konzept zu erarbeiten. „Wir wollen eine Zukunft bekommen“, sagt Schulleiter Michael Stüper. „Und wir wollen ins Gespräch kommen. Wir hoffen, dass den Worten des Erzbischofs jetzt auch Taten folgen.“

Am benachbarten NSG gibt es hingegen erste Annäherungsschritte. „Der Erzbischof versucht, die Wogen zu glätten“, sagt deren Elternratsvorsitzender Matthias Mittag. „Im Dezember stellte er sich den kritischen Fragen der Gesamtelternvertretung der katholischen Schulen. Vergangene Woche war er bei uns in der Schule zu Gast.“ Ein erster kleiner Schritt für eine vernünftige Kommunikation, so Mittag. Offenbar habe das Bistum eingesehen, dass es durch die Politik des Blockens die Katholiken und die Stadtgesellschaft vor den Kopf gestoßen habe. Jetzt gelte es, dafür zu sorgen, dass wenigstens eine katholische Schule im Bezirk erhalten bleibe. „Sonst wird in der stärksten katholischen Gemeinde des Erzbistums langsam die Luft dünn.“

Denn auch wenn vieles noch immer ungeklärt ist, fest steht, dass neben dem NSG im Bezirk Harburg nun auch die Katholische Schule Neugraben geschlossen werden soll. Seiner Kommunikationsstrategie ist das Bistum offenbar auch hier treu geblieben. Statt im Dialog zu bleiben, beendete es das Moratorium zur Schließung der Schule ohne Beteiligung der Schule und Akteure vor Ort. „Bereits seit 2013 haben wir und die katholische Kirchengemeinde in Neugraben ständig und nachdrücklich das Angebot zum inhaltlichen Gespräch erneuert, um eine gemeinsame Lösung zu finden“, schreibt Jan-Peter Kruse, Elternratsvorsitzender der Katholischen Schule Neugraben in einer Stellungnahme zur Schließung. „Seitens der Verantwortlichen im Erzbistum Hamburg ist dieses bisher ausgeschlagen worden.“