Harburg. Senat beantwortet Anfrage der Linkspartei zu Vorgängen an der Harburger Geburtenstation. Dortige Chefärztin hatte Vorwürfe erhoben
Nach einer Schriftlichen Kleinen Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Deniz Celik (Die Linke) hat der Hamburger Senat die von der Leiterin der Geburtsstation an der Harburger Mariahilf-Klinik in einem Brief bemängelten Missstände hinterfragt. Chefärztin Dr. Maike Manz hatte ihren Job gemeinsam mit drei Oberärzten gekündigt und sich besorgt gezeigt, dass „auf der Station kurzfristig die medizinische Versorgung gefährdet sein könne, weil die Organisationsstruktur eine solche nicht zulasse und der Umgang mit Mitarbeitern so schlecht sei“. Die Klinikleitung hatte auch im Gespräch mit dem Abendblatt jegliche Kritik von sich gewiesen. Deniz Celik wollte deshalb vom Senat wissen, wie es um die Geburtshilfe im Helios Mariahilf Krankenhaus bestellt sei.
Unter anderem fragte er nach der Fluktuation bei den Hebammen. Der Senat beruft sich in seiner Antwort auf Auskünfte der Klinik. Demnach hätten seit Jahresbeginn 2017 _ dem Zeitpunkt, an dem die Klinik alleinige Geburtsklinik im Bezirk Harburg wurde – insgesamt acht Hebammen gekündigt. 2017 seien es fünf Hebammen gewesen, 2018 drei Hebammen. Das entspricht einer Quote von fast 30 Prozent der Hebammenbelegschaft. Allerdings hätten die acht Hebammen gemeinsam lediglich 3,35 Vollzeitstellen besetzt. Deniz Celik hält die Quote dennoch für auffällig: „Das sticht schon ins Auge.“
Erstaunlich sei auch, dass die Klinik trotz gegenteiliger Ankündigungen weder das Siegel als „Stillfreundliches Krankenhaus“ noch die versprochene Hochstufung zum Perinatalzentrum Level 1 erhalten habe. Hier sei auch Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks in der Pflicht. Celik: „Da sind Versprechen nicht erfüllt worden. Der Senat hatte 2016, als die Geburtshilfe an der Asklepios-Klinik geschlossen und am Mariahilf konzentriert wurde, eine bessere Versorgung für den Hamburger Süden versprochen. Die ist nicht erkennbar.“ Die Klinik verweist drauf, dass alle Kriterien für beide Zertifizierungen erfüllt seien. Erstaunlich, so Celik, sei indes auch, dass die Zahl der Familien, die die sogenannten Babylotsen, die Bedürftigen nach der Geburt mit Rat und Tat zur Seite stehen, in der Harburger Klinik von 2016 bis 2018 immer weniger Familien erreichten. Stadtweit sei der Trend andersherum. Celik: „In allen anderen Kliniken steigen diese Zahlen. Dabei ist der Bedarf in der Region gewiss gegeben.“
Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Gudrun Schittek hat unterdessen Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen kontaktiert, um auf bezirklicher Ebene weitere Erkundigungen einholen zu können.