Buxtehude. Der Heimatverein Buxtehude will sein Museum der Stadt übertragen, um die Sanierungskosten zu sparen.
Postkartenmotiv, Touristenziel sowie beliebte Bummel- und Einkaufsmeile für die Menschen der Region: Die Buxtehuder Altstadt ist heute ohne Zweifel das Aushängeschild der 40.000-Einwohner-Stadt an der Este. Doch die Unterhaltung der historischen Gebäudesubstanz ist nicht ganz billig, zumal viele der alten Häuser zuletzt in den 70er- und 80er-Jahren saniert wurden und nun oft nicht mehr den moderneren technischen Anforderungen genügen.
Das jedenfalls musste der Heimat- und Geschichtsverein der Hansestadt jetzt feststellen, dem allein fünf der wohl markantesten Altstadtgebäude gehören, die er im Laufe der Zeit erworben hatte, um sie zu erhalten: Etwa das alte Fuhrmannhaus von 1553, das fast 400 Jahre alte Abthaus oder auch das pittoreske Heimatmuseum am Petri-Platz. „Pachten und Mieten bringen aber einfach die notwendigen Sanierungskosten nicht mehr auf“, sagt der Vereinsvorsitzende Martin C. Lockert.
So musste der Verein beispielsweise nach einem Pächterwechsel für die Gastronomie im Fuhrmannshaus allein 50.000 Euro bezahlen – nur weil die Elektroinstallation nicht mehr den heutigen Normen entsprach. Es gibt zudem neue Brandschutzauflagen, zusätzliche Bestimmungen über Fluchtwege. Allein für das Heimatmuseum, das optisch wie organisatorisch mit dem dahinter liegenden, städtischen Regionalmuseum verbunden ist, rechnet der Verein mit Sanierungskosten von mehreren Hunderttausend Euro.
Der Verein suchte also nach Lösungen. Sogar der Verkauf eines der alten Häuser war dabei im Gespräch. Doch in diesen Tagen habe sich der Vorstand auf einen anderen Weg verständigt, sagt Lockert. Der Plan sieht nun vor, dass der Verein sein Heimatmuseum der Stadt Buxtehude überträgt. Zumal es mit dem aktuellen Museums-Umbau noch mehr als zuvor zu einem einheitlichen und größeren Haus verschmelzen soll.
Der Verein würde dann diese Sanierungskosten sparen und hätte Luft, weitere Geldquellen oder Unterstützer für den Erhalt der anderen Häuser zu finden, wie Vereinsgeschäftsführer Harald Stechmann sagt.
In dieser Woche soll es dazu ein Gespräch mit der Bürgermeisterin geben. Anschließend werde die Mitgliederversammlung darüber entscheiden. Und dort dürfte manches der rund 300 Mitglieder kräftig schlucken. „Das fällt vielen schwer“, so Vereinschef Lockert. Eben weil gerade das Heimatmuseum so etwas wie das Stammhaus des Vereins sei und Vereinsmitglieder bis zur derzeitigen Umbaupause dort ehrenamtlich tätig waren. Lockert: „Das ist eigentlich die Seele des Vereins.“
Tatsächlich ist das 1913 im Stil eines historischen Ackerbürgerhauses errichtete Gebäude das erste eigene des Vereins, seine Keimzelle deshalb. Lange was es das eigentliche Museum der Stadt. Erst 1992 kam das dahinter liegende Regionalmuseum hinzu, das nun noch einmal erweitert wird.
Allerdings beschränkte sich das Vereins-Engagement später längst nicht nur auf eine vermeintlich betuliche Heimatpflege. Man verstand sich auch als Bewahrer des historischen Erbes. Und das ganz besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, als eine neue Architekten-Generation einen radikalen Wandel wollte: Weg von der Enge der alten Städte.
Licht und Luft war das Credo, man wollte modern bauen und riss alte Häuser dazu ab. Überall im Land. Gnadenlos sollte beispielsweise das alte Altona platt gemacht werden, und auch in Buxtehude war die Altstadt vor dieser modernistischen Planer-Ideologie nicht mehr sicher: Es gab sogar Pläne, das Fleth zuzuschütten, um für die autogerechte Stadt Parkplätze zu schaffen.
Aber schon 1951 warnte man aus dem Verein heraus vor dieser Entwicklung: Ein Leserbrief des damaligen Vorstands macht dies deutlich: „Es erscheint uns – offen gesagt – an verantwortlicher Stelle zum Teil das volle Verständnis dafür zu fehlen, dass zwischen Bombenteppich und dem langsamen Abschlachten dieser Häuser vom städtebaulichen Standpunkt aus nur ein Unterschied des Tempos liegt. Mit dieser Zerstörung geht aber ohne Zweifel auch eine im Untergrund sehr wirksame Kraft für Buxtehude und seine Geschäftswelt verloren.“
Schon früh erkannte man also in diesem Verein den eigentlichen Wert der Altstadt und stritt für ihren Erhalt – aus heutige Sicht eine geradezu visionäre Einstellung. Solche Mahnungen verhallten aber zunächst, setzten sich schließlich aber viele Jahre später durch. Ende der 1970er-Jahre schlug das Pendel langsam um: Denkmalschutz und ein Städtebauförderungsgesetz flankierten diese Umkehr. Nun wurden alte Gebäude saniert, die Altstädte als die Kleinode entdeckt, die sie wie in Buxtehude heute sind.
Geschichte des Geschichtsvereins
Die Stadt Buxtehude war bereits im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel für Hamburger, gefördert wurde dieser Tourismus durch den 1877 gegründeten „Fremdenverkehrs- und Verschönerungsvereins Buxtehude und Umgebung“. Wenig Jahre später, 1880 dann, wurde der „Verein zur Gründung und Unterstützung einer städtischen kunsthistorischen und kunstgewerblichen Sammlung“ gegründet. Zunächst nur deshalb, weil kostbare Bilder und Altäre in der seinerzeit sanierungsbedürftigen Petri-Kirche durch Feuchtigkeit bedroht waren und man einen passenden und vorzeigbaren Aufbewahrungsort suchte. Beide Vereine gelten heute als Ursprung des Heimat- und Geschichtsvereins, nachdem sie später vereinigt wurden.
Die Mitglieder durchforsteten damals förmlich die Dachböden und Scheunen nach weiteren historischen Exponaten; 1881 eröffnete man dann sogar ein Museum im Rathaus - das erste von Bürgern in Norddeutschland gegründete.
Im Jahre 1911 kam es aber zu einem verheerenden Stadtbrand in Buxtehude, von dem auch das Rathaus betroffen war. Das führte schließlich dazu, dass der Buxtehuder Senator und Seifenfabrikant Julius Cäsar Kähler bis 1913 das heutige Heimatmuseum im historischen Stil erbauen ließ und es dem Verein schenkte. 1992 erst wurde dieses Haus um das städtische Museum erweitert.
Heute kümmert sich der Verein und seine Arbeitsgemeinschaften nicht nur um historische Gebäude, sondern auch um Geschichtsforschung, Wanderwege und naturkundliche Dinge: www.heimatverein-buxtehude.de