Harburg. Grundsanierung der Straße, Einbindung der Veloroute, Erweiterung des Busbahnhofs: Es wird drei Jahre lang eng.

Rund um den Harburger Bahnhof Auto zu fahren wird in den nächsten drei Jahren zu einer echten Herausforderung: Ab Herbst steht der Umbau des Knotens Hannoversche Straße/Moorstraße/Walter-Dudek-Brücke für die Velorouten an, der in mehreren Schritten erfolgen soll und im Anschluss plant die Hamburger Hochbahn AG, den Harburger ZOB zu erweitern. Die Pläne für die Erweiterung stellte Hochbahn-Ingenieur Volker Schmidt am Donnerstag im Ausschuss für Inneres, Bürgerservice und Verkehr der Harburger Bezirksversammlung vor: Der Busbahnhof wächst in die Hannoversche Straße hinein, wo eine Mittelinsel geplant ist, die den durchgängigen Busverkehr abwickeln soll.

Sollte die Bezirksversammlung Schmidts Vorschlag zustimmen – und danach sieht es derzeit aus – wird die geänderte Verkehrsführung, die die Mittelinsel mit sich bringt, in die Planungen des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) für den Kreuzungsumbau mit einfließen. Eine solche Variante liegt angeblich bereits in den Schubladen der LSBG-Planer. Der große Kreuzungsumbau soll im Herbst beginnen, nachdem im Sommer die Hannoversche Brücke fertig gestellt sein wird. Umfangreiche Baumaßnahmen wären hier übrigens auch ohne die Velorouten notwendig: Die Straße ist bis in den Unterbau verschlissen und muss grundsaniert werden. „Der Knotenpunkt soll dann etwa im Frühsommer 2020 fertiggestellt sein. Allerdings können eventuelle Verzögerungen durch Witterung und andere unvorhersehbare Ereignisse nicht ausgeschlossen werden“, sagt Dominic Völz, Pressestellenvolontär der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), zu der der LSBG gehört.

Keine Vollsperrung, aber viele einzelne Verbote

Eine Vollsperrung des Knotenpunktes soll es nicht geben, wohl aber zeitlich begrenzte Durchfahr- und Abbiegeverbote für einzelne Spuren. „Derzeit plant der LSBG den Knotenpunktumbau in fünf Bauphasen“, sagt Völz. „Hier wird es immer wieder zu Sperrungen einzelner Fahrbeziehungen kommen.“ Danach käme der ZOB-Umbau.

Nicht alle Ausschussmitglieder waren von den Hochbahn-Plänen begeistert. Immerhin hatte der Ausschuss Schmidt und sein Team schon einmal zum Nachsitzen geschickt, als er die Pläne mit der Mittelinsel im Herbst 2016 erstmals präsentiert hatte. „Wir haben auftragsgemäß noch einmal mehrere Alternativen abgewogen und kommen immer noch zum Ergebnis, dass die Variante mit der Verkehrsinsel auf der Hannoverschen Straße allen Anforderungen am Besten gerecht wird“, sagte Schmidt in der aktuellen Sitzung.

Harburger ZOB an der Kapazitätsgrenze

Der Harburger ZOB ist jetzt an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt. Wie eng es hier ist, wurde im Sommer deutlich, als zusätzlich zum üblichen Busverkehr wochenlang der Schienenersatzverkehr für die S-Bahn dort abgewickelt werden musste. Diese Mehrbelastung konnte die Anlage nicht wirklich verarbeiten. Sowohl im regulären Ablauf als auch beim Schienenersatzverkehr kam es zu erheblichen Verzögerungen. Die Harburger waren nicht erbaut.

„Wir gewinnen mit der Insel 120 Meter Bussteiglänge und können die Kapazität damit um 50 Prozent steigern“, sagt Schmidt. „Wir sind dann in der Lage, täglich 60.000 Fahrgäste zu bedienen. Vor allem müssen die Busse des Korridors Harburg dann nicht mehr um die Anlage herumfahren. So sparen wir drei Minuten pro Fahrt.“

SPD kritisiert Hochbahn

Keine andere von Schmidt geprüfte Alternative hätte diese Kapazitätssteigerung ergeben, außer der Variante, den gesamten Bahnhofsvorplatz mit in die Anlage einzubeziehen – allein wegen der zwei Meter Höhenunterschied zwischen der bestehenden Busplatte und dem jetzigen Bahnhofsvorplatz schon schwierig umzusetzen und mit sehr weiten Fußwegen verbunden. Eine Reorganisation der Businsel, beispielsweise in mehrere Bussteige, wäre ebenfalls schwierig, weil die Trägerplatte nur im Bereich der jetzigen Fahrbahn auch stark genug für schwere Fahrzeuge ist. Eine Erweiterung der Anlage durch Überbauung der Gleise wäre zwar denkbar, müsste aber jahrelang mit der Bahn verhandelt werden – und die Zeit drängt.

„Deshalb finde ich es ärgerlich, dass die Hochbahn zwei Jahre ins Land ziehen ließ, um dann mit der selben Idee wiederzukommen“, sagt SPD-Verkehrsexperte Frank Wiesner, „jetzt bleiben uns kaum Alternativen!“

„Ich finde, wie sollten lieber den Spatz in der Hand nehmen, als die Taube auf dem Dach zu wünschen“, sagte der Ausschussvorsitzende Rainer Bliefernicht.

Die Mittelinsel soll überdacht und mit Sitzplätzen sowie Windschutz ausgestattet sein. Fahrgäste können sie sowohl oberirdisch, als auch von unten aus dem Bahnhof erreichen. Ein Personenaufzug in die nächstuntere Bahnhofsebene ist geplant.