Harburg. Krise um Geburtshilfe ruft Bezirksabgeordnete auf den Plan – Bezirk und Gesundheitsbehörde sind jetzt gefragt.

Die Krise um die Geburtshilfe der Helios Mariahilf Klinik ruft jetzt verstärkt die Harburger Politik auf den Plan. Seit bekannt geworden ist, dass im Dezember Chefärztin Dr. Maike Manz nach nicht einmal zwei Jahren im Amt gekündigt hat – und mit ihr auch noch vier Oberärzte –, wachsen die Sorgen. Als Erste hatte Gudrun Schittek, Bezirksabgeordnete der Grünen und Gynäkologin, den Finger in die Wunde gelegt und für ihre Fraktion eine Anfrage an Bezirk und Fachbehörde auf den Weg gebracht, die vor allem die Hintergründe der Kündigungswelle erhellen soll. Birgit Stöver, Harburger Bürgerschaftsabgeordnete der CDU, will direkt bei der Klinikleitung bzw. Geschäftsführer Phillip Fröschle nachfragen. „Wir brauchen eine Geburtsstation, die den Wünschen aller Frauen gerecht wird“, sagt die CDU-Politikerin gestern.

Seit die Geburtsstation der Asklepios Klinik Harburg Ende 2016 im Zusammenhang mit der Neustrukturierung der Harburger Krankenhauslandschaft dicht gemacht worden ist, haben Frauen, die im Bezirk entbinden wollen, keine Wahl mehr: Mariahilf ist die einzige Geburtsklinik in Harburg. „Wenn dort dann gleich mehrere Ärzte gehen, ist das extrem schwierig“, sagt Birgit Stöver: „Es scheinen sich unsere Befürchtungen zu bestätigen, dass Mariahilf nicht so richtig nachkommt.“

Auch die Bezirksabgeordnete Eftichia Olowson-Saviolaki, Sozialdemokratin und Allgemeinärztin, ist besorgt: „Es wäre eine Katastrophe, wenn jetzt die Geburtshilfe in Harburg gefährdet wäre.“ Zwar fürchtet sie, dass die Einflussmöglichkeiten der Politik hier eher gering sind: „Bei einem privaten Unternehmen kann man wenig bewirken.“ Trotzdem: In der Fraktion werde das Thema diskutiert. Damit das Ganze mehr Gewicht bekommt, soll jetzt die Bürgerschaftsfraktion eingebunden werden.

Carsten Lohmann von den Linken hat das bereits getan. Auch er sieht seine Befürchtungen bestätigt: „Bei Mariahilf steht die Profitmaximierung im Vordergrund.“ Das sieht Kay Wolkau von den Neuen Liberalen ganz ähnlich: „Ich habe immer schon befürchtet, dass das Monopol nicht unbedingt von Vorteil ist.“

Dabei ist die Arbeit von Chefärztin Dr. Maike Manz und ihrem Team über jeden Zweifel erhaben. Jedenfalls kommt die Grünen-Politikerin Schittek zu diesem Ergebnis. „Die Chefärztin Frau Manz hat eine familienorientierte, sehr engagierte Geburtshilfe geführt“, schreibt sie in ihrer Anfrage an die Gesundheitsbehörde. Dass die Kaiserschnittrate, wie von Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) ausdrücklich gewünscht, von 30 auf 20 Prozent gesenkt werden konnte, führt sie als Beleg dieses Erfolges an. Der allerdings ausreichend Hebammen und Ärzte voraussetze. Die Krux: Ein Kaiserschnitt bringt einer Klinik etwa 1000 Euro mehr als eine natürliche Geburt. „Es soll zu massiven Differenzen zwischen dem Geschäftsführer, Hebammen sowie Ärztinnen und Ärzten gekommen sein“, schreibt Schittek. Proteste beider Berufsgruppen seien ignoriert worden. Auch deshalb wollen die Grünen wissen: „Ist die Behörde der Meinung, dass die Geburtshilfe des Bezirks Harburg durch die Kapazitäten der Mariahilf Klinik gewährleistet und ausreichend personell besetzt ist?“

Bestärkt in ihrem Engagement fühlt sich Gudrun Schittek auch nach einem anonymen Hinweis, der sie Sonntag erreicht hat. „Ich muss anonym bleiben“, heißt es in dieser Mail an die Grünen-Politikerin: „Ich möchte Sie aber unbedingt bekräftigen, an den Vorgängen dran zu bleiben.“ Von massiven Differenzen ist die Rede. Die Schwierigkeiten beschränkten sich dabei keinesfalls allein auf den Bereich der Geburtshilfe.

Gudrun Schittek setzt jetzt jedenfalls darauf, dass sowohl der Bezirk als auch die Gesundheitsbhörde schnell aktiv werden, denn: „Die Klinik ist gerade dabei, ihren guten Ruf in der Geburtshilfe zu verlieren.“