Winsen/Lüneburg/Stade/Harburg. In der Region steigt der Anteil der Männer. Im Landkreis Harburg stellen sie bereits fast jeden dritten Antrag

Die Zahl der Väter, die sich eine Auszeit vom Beruf nehmen, um sich um ihr kleines Kind zu kümmern, hat in der Region leicht zugenommen. Zugleich steigt der Anteil der Männer an allen Elterngeldbeziehern langsam an. Das geht aus einer Auswertung der Krankenkasse IKK classic hervor, die sich auf Zahlen vom Statistischen Bundesamt bezieht.

Im Landkreis Harburg ist mittlerweile etwa jeder vierte Bezieher von Elterngeld ein Mann. Im Jahr 2017 haben hier 5528 Menschen Elterngeld erhalten, darunter 1352 Väter. Ihr Anteil lag damit bei 24,5 Prozent, im Jahr zuvor waren es noch 23,7 Prozent gewesen. Damals hatten 1211 Väter die Leistung erhalten. In der aktuellen Erhebung liegt der Landkreis über dem Landesdurchschnitt von 21,5 Prozent.

Der Trend gehe eindeutig zu mehr Vätern, die Elternzeit nehmen, sagt Landkreissprecherin Katja Bendig. Im Kreishaus in Winsen wird allerdings mit etwas anderen Zahlen gerechnet. Hier werden nicht die Leistungsbezieher gezählt, sondern die Antragsteller. Das sei aussagekräftiger, sagt Bendig und erklärt: „Wir zählen die Eltern nur einmal, nämlich dann, wenn sie einen Antrag stellen. Die meisten Eltern erhalten das Geld aber über zwei Jahre verteilt, einige sogar über drei Jahre, wenn sie das Elterngeld Plus nutzen. Deshalb tauchen sie in der Bezieherstatistik für jedes Jahr erneut auf.“

Waren in den ersten drei Jahren noch jeweils etwa zwölf Prozent der Antragsteller im Kreis Männer, hat sich ihr Anteil im vergangenen Jahr auf rund 32 Prozent erhöht. Rund 1000 Väter planten demnach eine bezahlte Auszeit für die Familie, die Daten für den Monat Dezember fehlen in dieser Jahresstatistik noch.

Fest steht bereits: Die Männerquote erhöhte sich damit leicht im Vergleich zu 2017, als 947 Anträge von jungen Vätern eingegangen waren. Rund zehn Jahre nach Einführung des Elterngeldes hat sich die Zahl der Väter, die einen entsprechenden Antrag stellen, im Landkreis Harburg somit etwa vervierfacht.

Väteranteil ist von zwölf auf 32 Prozent gestiegen

Ähnlich sieht die Situation in den benachbarten Kreisen aus. Im Landkreis Lüneburg waren der Statistik des Bundesamts zufolge 24,6 Prozent aller Elterngeldbezieher Männer, ihr Anteil lag 2017 damit genauso hoch wie ein Jahr zuvor.

Etwas geringer war in dem Jahr der Anteil der Väter an den Elterngeldbeziehern im Landkreis Stade. Dort erhielten 976 Männer die staatliche Leistung, das waren 21,8 Prozent aller Bezieher. Hier ist allerdings wiederum ein leichter Anstieg zu beobachten. Im Jahr 2016 betrug der Väteranteil noch 21,5 Prozent.

Im Bezirk Harburg ist der Trend zu einem höheren Männeranteil noch deutlicher zu beobachten. Hier wurden 2018 insgesamt 2233 Anträge auf Elterngeld bewilligt, darunter 551 von Männern. Das entspricht einem Anteil von 24,7 Prozent. Im Jahr zuvor waren es noch fast hundert Väter weniger und damit 22,1 Prozent gewesen.

In der gesamten Region ist eine Vorliebe zu beobachten, die sich mit dem Elternverhalten in Niedersachsen und der gesamten Bundesrepublik deckt: Die meisten Väter nehmen die staatliche Leistung lediglich für einen Zeitraum von zwei Monaten in Anspruch. Das gilt sowohl für den Landkreis Harburg (76,3 Prozent) als auch für den Landkreis Lüneburg (69,8 Prozent) und den Landkreis Stade (80,3 Prozent). Nur wenn diese sogenannten Partnerschaftsmonate genutzt werden, gibt es das Elterngeld nicht nur für zwölf, sondern für 14 Monate.

Genau diese Beschränkung auf den Mindestzeitraum kritisiert die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Harburg. „Ich wünsche mir, dass noch deutlich mehr Männer in Elternzeit gehen und nicht nur diese zwei Vätermonate in Anspruch nehmen“, sagt Andrea Schrag. Die sich insgesamt positiv entwickelnden Zahlen dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass es beim Thema Gleichberechtigung noch viel zu tun gebe. „Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Mütter und Väter sich die Erziehung ihrer Kinder auch zeitlich teilen.“