Buxtehude. Genehmigung für den wichtigen Anschluss an die Nord-Süd-Strecke stößt im Süderelberaum auf große Zustimmung und weckt viel Hoffnung.

Wer vom niedersächsischen Neu Wulmstorf weiter zu den Hamburger Süderelbedörfern fährt, passiert derzeit die Art Senke eines riesigen Sanddamms, der dort bei der Ortschaft Rübke links und rechts der Straße aufragt: In knapp drei Jahren wird hier die Autobahn A 26 von Stade kommend enden, die bisher eben erst als ein Damm zu erkennen ist. Wie und wann es weitergeht mit dem Trassenbau Richtung A-7-Anschluss war bisher aber noch offen, weil sich Hamburg wegen zahlreicher Naturschutzbedenken Zeit mit dem Genehmigungsverfahren ließ.

Nachdem nun tatsächlich der offizielle Planfeststellungsbeschluss erfolgt ist und Naturschutzverbände auf Klagen verzichten wollen, ist die Erleichterung gerade im Süderelberaum groß: Von einem „historischen Tag für die Region“ sprach beispielsweise der frühere Hamburger Wirtschaftssenator und heutige Präsident des Bundesverbands Deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko.

Gedaschko kennt sich in der Region bestens aus, war vor seinem Job in der Hansestadt Landrat im Landkreis Harburg. Er sprach als Gastredner der CDU-Mittelstandvereinigung im Landkreis Stade am Donnerstagabend in Buxtehude über die „großen Chancen“, die die Autobahn gerade für die Region zwischen Neugraben und Stade eröffnen werde. „Sie leben hier auf einer Insel der Glückseligen, die jetzt schon eine der wirtschaftsstärksten Regionen Europas ist“, so Gedaschko.

Autobahn 26 soll Region wirtschaftlich stärken

Die Autobahn werde die Wirtschaftskraft rund um die Bereiche Logistik und Flugzeugbau noch einmal deutlich verstärken. Und es würden durch den Bau auch vermehrt Einwohner aus Hamburg in die Region ziehen, glaubt er. „Tatsächlich verlieren alle deutschen Großstädte nämlich Einwohner, die Zuwächse dort resultieren aus einer Fernzuwanderung“, sagte Gedaschko und verwies auf eine neue Studie seines Verbands. „Viele Menschen wollen vor allem in den Dörfern und Kleinstädten leben.“ Dort seien die Mieten deutlich günstiger, das Leben weniger hektisch und lärmgeplagt.

So liege die derzeitige durchschnittliche Kaltmiete bei Neubauten in Städten wie Buxtehude oder Buchholz heute zwischen neun und zehn Euro pro Quadratmeter, in Hamburg bei mehr als 14.

Ähnlich die Situation bei Büromieten, die in der Region bei knapp über zehn Euro lägen, in Hamburg aber bei 17 bis 18 Euro. Man könne also einen „Batzen Geld“ sparen, wenn man sich für die Region entscheidet, die dann noch so gut angebunden wäre, sagte Gedaschko. Schon das Beispiel Lüneburg habe gezeigt, wie durch den Autobahnanschluss eine Stadt gewinnen könne. In der Süderelbe-Region, so Gedaschko, werde der Effekt noch viel größer sein. Die Kommunen müssten aber jetzt darauf achten, dass sich nicht auch hier die Preisspirale bei den Grundstücken immer weiter nach oben schraubt. Diese Entwicklung dürften sie sich nicht aus den Händen nehmen lassen und sollten sie aktiv steuern. „Wichtig ist jetzt aber auch, dass gebaut wird“, so Gedaschko.

Anschluss an die A 7 ein "wichtiger Schritt"

Es sind aber nicht nur wirtschaftliche Chancen, die sich die Region von dem jetzt sichtbaren und seit Jahrzehnten schon geplanten Anschluss an die A7 verspricht. „Mit diesem Teilstück wird die Lücke zwischen Neu Wulmstorf und der A 7 geschlossen und die stark befahrene B 73 entlastet“, sagt beispielsweise der niedersächsische Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU), der seinen Wahlkreis in Neu Wulmstorf hat. Dies sei ein „wichtiger Schritt“ sowohl für Niedersachsen wie auch für Hamburg.

Auf den entlastenden Effekt der künftigen, kompletten Autobahn verweist auch der Neugrabener Bürgerschaftsabgeordnete Matthias Czech (SPD). Er begrüße daher den jetzigen Planfeststellungsbeschluss sowie auch die fortgeschrittenen Planungen einer Weiterführung als A 26-Ost durch den Hafen bis zur A 1. : Die A 26 sei daher das wichtigste Straßenbauprojekt im Süden Hamburgs in den nächsten Jahren. Sie werde die Menschen an der B 73 zwischen Fischbek und Harburg „deutlich“ von den LKW-Verkehren entlasten, sagt der SPD-Politiker: „Wir sind hier in enger Abstimmung mit den Anliegern dabei, die Planungen abzuschließen und die A 26 zügig zu bauen.“

Tatsächlich ist es gerade die Zahl der Lkw, die die Lebensqualität entlang der Bundesstraße 73 derzeit noch erheblich belastet – sei es durch Lärm oder auch durch Erschütterungen. Täglich sind dort derzeit nach Zahlen des SPD-Politikers Czech mehr als 3600 dieser schweren Fahrzeuge unterwegs, wobei der Lkw-Verkehr nach allen Prognosen noch weiter zunehmen werde. Mit der Fertigstellung der A 26 bis zur A 7 werde diese Zahl auf 1000 Lkwpro Tag zurückgehen.

Hamburg und der Bund stellen Geld für "Biotop-Korridor"

Eine wesentliche Hoffnung auf einen zügigen A 26-Weiterbau zwischen Rübke und Moorburg ruht dabei vor allem auf einer am Donnerstagabend unterzeichneten Vereinbarung zwischen der Naturschutz Arbeitsgemeinschaft Hamburg und der Stadt Hamburg. Nach fünf Jahren Verhandlung hätten sich beide Seiten auf ein Paket geeinigt, das viele Maßnahmen für Lärm- und Naturschutz enthalte, teilte die Naturschutzorganisation Nabu am Freitag mit.

Dazu gehörten beispielsweise zusätzliche Lärmschutzwände für Anwohner und auch für Vögel im Moorgürtel. Auch spezielle Querungshilfen für streng geschützte Fledermausarten solle es geben, sowie einen „Biotop-Korridor“ zwischen den Naturschutzgebieten an der Alten Süderelbe und dem empfindlichen Moorgürtel. Hamburg und der Bund würden dazu zusätzliches Geld bereitstellen. „Ich bin wirklich erleichtert, dass sich das Ringen gelohnt hat“, kommentierte der Nabu-Vorsitzende Alexander Porschke die Vereinbarung, die den Staat einige Millionen Euro zusätzlich kosten dürfte.