Marmstorf. Das Marmstorfer EKZ taucht auf der Bezirksliste für möglichen Wohnungsbau auf. Investoren gibt es aber nicht
Die Marmstorfer lieben ihr kleines Einkaufszentrum. Das wurde einmal mehr deutlich, als die Fläche des Einkaufszentrums jetzt im Katalog der Wohnungsbaupotenzialflächen des Bezirksamt aufgelistet wurde. Anstelle der eingeschossigen Bebauung könnten auf dem Areal Häuser entstehen, die im Erdgeschoss weiter Läden beherbergen, über diesen aber Wohnraum bieten würden. Den Geschäftsleuten und ihren Kunden schmeckt das gar nicht, denn während der Bauzeit müsste sie ja auf die Geschäfte verzichten. „Ich wüsste gar nicht, wie ich das verkraften sollte“, sagt Mike Järneke, Edeka-Markt-Inhaber. „Gegen Feuer und Sturm bin ich versichert, aber gegen Baupläne nicht!“
Marmstorfs Politiker geben schon wieder Entwarnung: „Das ist ein reines Planspiel aus dem Baudezernat“, sagt Sören Schumacher, Vorsitzender des Marmstorfer SPD-Distrikts und Bürgerschaftsabgeordneter. „Es gibt keinen Investor, der mal beim Bezirksamt vorstellig geworden wäre und auch seitens der Eigentümer ist noch nicht mal eine Anfrage, geschweige denn ein Antrag gestellt worden.“
Politisch wäre so ein Umbau in Marmstorf auch schwer durchzusetzen: „So sehr wir auch Wohnungen brauchen“, sagt Schumacher, „so sehr brauchen wir auch Lebensqualität – und das Marmstorfer Einkaufszentrum ist ein Stück Marmstorfer Lebensqualität. Der Geschäftsmix stimmt, die Geschäfte befruchten sich gegenseitig und die Marmstorfer gehen gerne hierher. Das kann man nicht über viele Stadtteileinkaufszentren aus den 60er Jahren sagen!“
Dabei hatte auch dem Marmstorfer Einkaufszentrum das Schicksal der Verödung gedroht, aber in den 80er Jahren steuerte man radikal um, vergrößerte das Einkaufszentrum um einen Discounter und gestaltete die Flächen zwischen den Geschäften neu und freundlicher – mit Erfolg: Zum Teil kommen die Kunden schon aus anderen Stadtteilen nach Marmstorf.
Den Marmstorfer CDU-Bezirksabgeordneten Rainer Bliefernicht ärgert der Plan deshalb. „Das ist ja eine reine Luftnummer“, sagt er, „und damit die Leute so zu verunsichern, ist unseriös. Und was daran besonders ärgerlich ist: Es lässt ja die gesamte Wohnungsbauplanung in dieser Broschüre unseriös erscheinen, dabei sind einige der anderen Potenzialflächen ja durchaus ernst zu nehmen.“
Mit der CDU sei eine Neuplanung des Einkaufszentrums nicht zu machen, sagt Bliefernicht: „Das Einkaufszentrum ist doch eine Erfolgsgeschichte und fest mit der Stadtteilstruktur verwachsen. Das kann man nicht einfach herausnehmen und irgendwie ersetzen! Das geht weder für die Kunden, noch für die Unternehmer, die sich hier ihr Leben aufgebaut haben!“