Harburg. Das ändert sich 2019. Heute geht es um die Pläne zwischen Nordheide und Süderelbe sowie die neue Bezirksamtschefin.
Wer sich nicht um seine Zukunft kümmert, darf sich nicht wundern, wenn er keine hat: Weil sich die Harburger Bezirkspolitik über den größten Teil des Jahres 2018 im Streit um die Nachbesetzung der Bezirksamtsleiterstelle selbst lahmgelegt hat, findet 2019 nicht allzu viel Neues im Bezirk statt und davon wenig, was die Bezirksversammlung 2018 angestoßen hätte.
Doch diese Meinung könnte sich im Laufe des Jahres noch ändern: Seit die Große Koalition in Harburg platzte, ist wieder Bewegung in der Harburger Politik – wechselnden Mehrheiten sei Dank. Im Vorwege der Bezirkswahlen im Mai werden sich die Parteien noch mit Projekten zu profilieren versuchen.
Stadtplanung
Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen ist erst seit Ende September offiziell im Amt. Viel Gelegenheit zum Gestalten hatte sie noch nicht. Deshalb freut sich die neue Chefin im Rathaus auf das Jahr 2019: „Drei große gemischte Quartiere werden 2019 an Kontur gewinnen“, sagt sie, die Fischbeker Reethen (3) in Neugraben sowie die Projekte HafenQuartier und Neuländer Quarree im Harburger Binnenhafen. Insgesamt werden allein auf diesen Flächen in den nächsten Jahren etwa 3000 neue Wohneinheiten entstehen. „In der Harburger Innenstadt werden uns der Abriss Harburg Center und die Neubauplanung an der Stelle weiter intensiv beschäftigen.“
Alle drei Quartiere sind noch in der Planungsphase. Mit einem Baubeginn im Jahr 2019 ist höchstens beim Neuländer Quarree zu rechnen – und auch dort frühestens im Herbst.
Der Fertigstellung hingegen nähert sich das erste der drei großen Neubaugebiete in Neugraben-Fischbek, der Vogelkamp (1). Dort soll der vierte Bauabschnitt im Frühjahr fertig werden. In diesem Abschnitt befinden sich auch einige Mehrfamilienhäuser, in deren Wohnungen bevorzugt Bewohner der angrenzenden Flüchtlingsunterkunft einziehen sollen, um ihre begonnene Integration zu fördern.
Ebenfalls größtenteils bezogen wird das Quartier Fischbeker Heidbrook (2 ): Alle Grundstücke sind vergeben und werden bebaut oder sind es bereits. Viele Eigenheime sind auch schon fertig. In beiden Quartieren zusammen sollen in 2700 Wohneinheiten vom Einzelhaus bis zur Geschosswohnung rund 6000 Menschen eine Heimat finden.
Dass die Quartiere bezugsfertig sind, bedeutet allerdings noch nicht, dass sie fertig sind: An vielen Stellen hat es hier die Infrastruktur nicht so eilig, wie die Wohn-Bauherren. So sind wohnungsnahe Kita-Plätze und Arztpraxen in den Quartieren derzeit noch Mangelware und stellen 2019 eine echte Aufgabe für die Quartiersentwickler von der IBA dar.
In der Harburger Kernregion wird 2019 weniger auf Großprojekte gesetzt – dafür fehlt der Platz – und mehr auf Verdichtung in vielen kleinen Projekten. Als Ausnahme könnte hier der Neubau der SAGA an der Denickestraße (4) gelten, wo die städtische Wohnungsbaugesellschaft etwas über 300 neue Sozialwohnungen errichtet, wo sich vorher 160 Wohnungen befanden. Derzeit wird der Großteil dieser Wohnungen bezogen.
Im Binnenhafen tut sich 2019 einiges im Gewerbebau. Gleich zwei neue große Hotels sollen im östlichen Teil des Gebiets in die Höhe wachsen. Die Hotelbaustelle der Lorenz-Gruppe am Veritaskai ist allerdings seit einigen Jahren schon verwaist, was einige Harburger, die hier seit 2014 den Beach-Club schmerzlich vermissen, auf die Palme bringt. Auf alle Fälle fertig wird 2019 der erste Bauabschnitt des Hamburg Innovation Port an der Blohmstraße. Hier sollen kleine Technologieunternehmen in der Nähe von Technischer Universität und Industrie wachsen und aufblühen.
Ein eher kleineres Bauprojekt lässt den Bewohnern von Neuenfelde – der Hamburger Teil des Alten Landes, die so genannte dritte Meile, gehört zum Bezirk Harburg – aufatmen. Auf Grundstücken, die die Stadt einst aufkaufte, damit sie nicht als Sperre für eine weitere Airbus-Erweiterung genutzt werden können, wird die SAGA verfallene Altbauten durch neue Mehrfamilien- und Reihenhäuser (5) ersetzen. So verschwinden unschöne Stellen aus dem Dorfbild, und es gibt neuen Wohnraum für Neuenfelder.
Verkehr
2019 wird das Jahr, in dem Harburg erstmal merken wird, dass auch der südlichste Bezirk an das Hamburger Veloroutennetz angeschlossen wird. Die Veloroute 10 (15 ) – Rathausmarkt-Neugraben und die Veloroute 11 (16) – City-Eißendorf werden ab 2019 baulich umgesetzt. Das hebt das urbane Image des Bezirks, wird aber nicht jedem gefallen. Vor allem Autofahrer sollen Straßenraum abgeben, und zwar in erster Linie Parkplätze. 2019 beginnt der Veloroutenbau im Harburger Binnenhafen und an der Hannoverschen Straße. Von der Elbbrücke aus soll die Veloroute 11 rechtzeitig an der „Hannoverschen Brücke“ (7) ankommen, wenn deren Neubau über die Bahngleise im Sommer abgeschlossen ist – worauf sich übrigens auch die Autofahrer schon freuen. Direkt danach soll nach der bisher öffentlichen Planung der Umbau der viel befahrenen Moorstraße beginnen, um die Veloroute 11 in die Harburger Innenstadt zu führen. Für die Veloroute 10 soll im Binnenhafen sogar ein Kreisverkehr entstehen.
Harburgs Autofahrer müssen sich auch 2019 auf Umwege einrichten, zum Beispiel am Ehestorfer Heuweg (6): Zwar wurde die Grundsanierung der zweitwichtigsten Verbindung zwischen den Bezirksregionen Süderelbe und Harburg nach heftigem Protest so umgeplant, dass wichtige Einrichtungen entlang der Straße mit dem Auto erreichbar bleiben. Für den Durchgangsverkehr bleibt der Ehestorfer Heuweg dennoch gesperrt.
Die Elbbrückenpendler aus Harburg trifft es 2019 im Feierabendverkehr: Die A 253 (7) wird in Fahrtrichtung Süden zwischen Harburg Mitte und Wilstorf grundsaniert. Die Abfahrt Wilstorf wird gesperrt. Beginn: Ende Februar. Ende nach Plan: Anfang August. Auch die Autofahrer freuen sich deshalb auf die Fertigstellung der Hannoverschen Brücke.
Der HVV versucht, das Wohngebiet Langenbeker Feld im Harburger Osten besser zu erschließen, indem er die Buslinie 143 (11) von der B 4 aus eine Schleife hierher fahren lässt. Die Bezirkspolitik will dafür einen Bebauungsplan ändern. Wenn alles klappt, könnte der Bus ab Dezember 2019 die neue Strecke fahren. Harburgs S-Bahn-Pendler hoffen darauf, dass ihre Tunnelbahnhöfe Heimfeld, Harburg Rathaus und Harburg 2019 endlich so schick gemacht werden wie die im Norden der Hansestadt.
Soziales
Die Schließungswelle der katholischen Schulen trifft Harburg hart: In Neugraben fällt dadurch ab dem Schuljahr 2019/20 eine Grundschule (12) für Neuzugänge weg, in Harburg das Nils-Stensen-Gymnasium (14). Die umliegenden städtischen Schulen sollen die Bedarfe abdecken.
„Schon“ ab dem Sommerhalbjahr 2019 wird die Lessing-Stadtteilschule ihren neuen gemeinsamen Campus am Standort der ehemaligen Schule Hanhoopsfeld (13) beziehen und die Standorte Sinstorf und Soldatenfriedhof aufgeben. Die Fertigstellung des neuen Campus war von Schulsenator Rabe bereits für 2016 und dann noch einmal für 2018 versprochen worden.
Kita-Plätze sind im Bezirk Harburg nicht grundsätzlich Mangelware, aber Wünsche wie Wohnortnähe und/oder Betreuungsarten machen die Suche für Eltern auch 2019 schwierig.
Im Frühjahr 2019 wird der Harburger Integrationsrat neu gewählt. Das Bürgergremium aus Migranten und Alteingesessenen hat sich in seiner ersten Wahlperiode produktiv in die Harburger Politik einbringen können.
Kultur
Ebenfalls im Frühjahr entscheidet sich, wie es mit der „Dreifalt“ weitergeht. Eine Vielzahl an Kulturinitiativen und -schaffenden versucht in diesem Projekt, die denkmalgeschützte, aber liturgisch nicht mehr genutzte Dreifaltigkeitskirche in der Harburger Altstadt als gemeinsames Kulturzentrum zu betreiben. Jetzt will die Kirchengemeinde Beweise, dass sich das Projekt trägt.
Termine
15. März bis 15. April Südlese 18. Mai Disco Move Anfang Juni (Termin noch strittig) Harburger Binnenhafenfest 13. – 16. Juni Harburger Vogelschießen 9.--11.August Außenmühlenfest 25.August Sommer im Park 20. September Nacht der Lichter 19. Oktober Südkultur Music Night 3. November Harburger Kulturtag.