Abendblatt-Adventskalender – Menschen, die Türen öffnen. Heute: die Hebamme Maria Sol Lopez.

Es ist dieser einzigartige Moment, der auch ihr nach 34 Jahren Berufsjahren und mehr als 5000 begleiteten Geburten, jedes Mal wieder unter die Haut geht: der Moment, in dem ein Kind das Licht der Welt erblickt – und aus dem Schmerz der Mutter Glückseligkeit wird. Maria Sol Lopez ist hautnah dabei, wenn sich ein neuer Erdenbürger ankündigt. Mit viel Erfahrung, fachlicher Kompetenz und großem Einfühlungsvermögen macht sich die Hebamme mit den werdenden Eltern auf in das Abenteuer Geburt.

Mal ist sie die Einfühlsame, dann wieder die Strenge, die Mutter oder Freundin – je nachdem, was die Gebärende im Kreißsaal braucht. „Ich wünsche mir, dass eine Frau in Würde gebären und die Geburt ihren Vorstellungen gemäß umgesetzt wird“, sagt die 55-Jährige. „Wenn sie gestärkt aus der Situation herausgeht, haben wir alles richtig gemacht. Eine gut begleitete Schwangerschaft und eine gelungene Geburt wirken sich auf die Bindung und spätere Beziehung zwischen Eltern und Kind positiv aus.“

Dabei kann sie als Hebamme nur begleiten, die Geburt selbst müssen Mutter und Kind stemmen. „Ich bin die Bergführerin, gebe den Weg vor, zeige Optionen, um Strecken zu schaffen“, sagt sie. „Den Weg gehen müssen sie alleine.“ Es gibt keine Routine, auch nicht nach so vielen Berufsjahren, von denen sie allein 30 an der Helios Klinik Mariahilf verbracht hat.

„Als ich anfing, wurden die Babys nach der Geburt von den Müttern getrennt und im Säuglingszimmer betreut“, sagt die 55-Jährige. „Und auf jeder Station gab es Nonnen.“ Heute liegen Kreißsaal, OP und Neonatologie direkt miteinander verbunden auf einer Etage. Mutter und Kind bleiben zusammen.

„Ich bin an der Schnittstelle des Lebens dabei“, sagt die Spanierin, die selbst zwei Kinder hat. Sie weiß, dass ein Neugeborenes bei den Eltern Türen öffnet. Vom Geburtstag ihres Kindes an beginnen zwei Erwachsene die Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen. Sie kehren zurück zum Staunen. Der Dichter Hermann Hesse hat es einst so formuliert: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“