Heimfeld. John Kuypers möchte das denkmalgeschützte Gebäude erhalten und hier Plastik recyceln. Doch davor ist der Behördendschungel.

„Da der Bezirk keinen Mieter/Interessenten für das Häuschen gefunden hat, wurde es dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) bereits vor längerer Zeit zum Verkauf aufgegeben.“ So steht es in der Antwort des Bezirksamts auf eine kleine Anfrage der Partei „Neue Liberale“ über Zustand und Zukunft des ehemaligen Toilettenhäuschens am Fuß des Schwarzenbergs, gegenüber der Tankstelle und des Möbelmarkts an der Buxtehuder Straße. Ganz ernst gemeint scheint das aber nicht zu sein, glaubt John Kuypers. Der Grafiker und Projektmanager aus Heimfeld wollte dem Bezirk Harburg das Häuschen abkaufen – und blitzte beim Fachamt für das Management des öffentlichen Raums ab: „Die sagten mir, dass noch überhaupt nicht entschieden sei, was mit dem Haus passiert.“

Es ist nicht so, dass Kuypers kein Konzept hätte, wie er das Häuschen nutzen möchte: Im Gegenteil er hat eine sehr konkrete Vorstellung, wie er das denkmalgeschützte alte Gebäude neu verwerten kann: Mit einem Recycling-Projekt, dass eine der derzeit problematischsten Müllsorten wiederverwertet: Plastik.

„Mein Freund Dave hat in den Niederlanden ein Projekt ins Leben gerufen, mit dem jedermann Plastik recyceln kann“, sagt Kuypers, „wenn man will, sogar zu Hause; aber gemeinsam macht es ja mehr Spaß, und das soll dann hier stattfinden.“

Das Projekt „Precious Plastic“ setzt das um, was das industrielle Plastikrecycling nur zum Teil verwirklicht: Aus unbrauchbar gewordenen Plastikteilen wieder brauchbare zu machen. Ein großer Teil dessen, was bei uns in gelben Tonnen und Säcken landet, kommt letztendlich doch in die Müllverbrennungsanlage. „Energetisches Recycling“ nennt sich das, weil der Brennwert des Plastik beinahe die Energie aufwiegt, die zur Herstellung nötig war. Den großen Firmen ist es zu aufwändig, den Plastikmüll sortenrein zu trennen, um so hochwertige Rohstoffe rückzugewinnen. Das läuft in der „Precious Plastic“-Werkstatt anders. Hier wird von Hand sortiert. Dann wird geschreddert, verpresst, geschmolzen geformt und schon ist beispielsweise aus dem ehemaligen Baueimer ein Set Zahnputzbecher entstanden. „So wird der Recyclinggedanke greifbar“, sagt Kuypers, „und wenn man die Menschen so nicht dazu bringt, zu recyceln, kann man auch immer noch Geld für angeliefertes Plastik zahlen und dann die Produkte verkaufen.“

Um Geld geht es bei dem Projekt aber nicht wirklich. Vielmehr sollen auf der ganzen Welt kleine Recycling-Workshops voller Idealisten entstehen. Den Prototyp betreibt Kuypers Kumpel Dave Hakkens in einem 40-Fuß-Container in Eindhoven. Von hier aus verschickt er auch kostenlos Bauanleitungen für die Maschinen – Schredder, Extruder, Injektor und Presse – und betreut die wachsende Gemeinschaft kleiner Recyclingprojekte.

„Und das Harburger Projekt könnte hier entstehen“, sagt Kuypers und zeigt auf das Häuschen, „dabei könnte es gleichzeitig als Treffpunkt dienen.“

Kuypers ist nicht der erste Interessent an dem Häuschen, der beim Bezirksamt abgeblitzt ist. Auch der Konzeptkünstler Jan Ratschat wollte es schon einmal nutzen: „Ich habe zwei Mal versucht, das Haus zu mieten um es als Atelier zu nutzen, bin aber immer am Bezirk gescheitert. Stattdessen gab es Nutzungskonzepte, wie den Kiosk, die auf an Profit orientierten Verpachtungskonzepten basierten. Profit kann man dort aber nicht erzielen.“

Das Bezirksamt sieht sich als falscher Ansprechpartner: „Wir sind zwar für den Erhalt des Gebäudes verantwortlich, solange es nicht verkauft ist“, sagt Fachamtsleiter Gerrald Boekhoff, „aber die Verwertung haben wir seinerzeit ans Liegenschaftsamt abgegeben und jetzt ist der LIG zuständig.“