Seevetal. Der bekannte Gastronom betreibt das Restaurant „Leuchtturm“ in Harburg – sein Engagement für den „100-Jährigen“ ist vom Tisch

Als Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen bekannt gab, wer der neue Caterer der sanierten Burg Seevetal wird, war die Überraschung groß. Frank Wiechern, Inhaber des für seine Fischgerichte berühmten Harburger Restaurants „Leuchtturm“, steigt in das Veranstaltungs- und Kongresszentrum ein. Einigen Hittfeldern wird wohl sogleich ein Gedanke durch den Kopf geschossen sein: Ging nicht auch das Gerücht, dass Wiechern der neue Betreiber des kurz vor der Wiederbelebung stehenden Hittfelder Traditionsgasthauses „Zum 100-Jährigen“ wird? Was ist damit? Will er etwa beides machen?

Der Betroffene, über den in diesen Tagen so viel geredet wird, sitzt an einem Tisch seines Lokals am Außenmühlendamm. Draußen wabert der Nebel über das Wasser und drinnen klappern die Gäste leise mit ihrem Geschirr. Die Mittagszeit ist schon vorbei, der Abendbetrieb hat noch nicht begonnen, und doch ist das Restaurant gut besucht. Wiechern legt seine Hände zusammen. Ja, das stimme, sagt er, man habe viel über ihn, aber weniger mit ihm geredet. Genau das ist das Problem. Was den „100-Jährigen“ angeht, hat er mit den zuständigen Projektentwicklern von May & Co. nie Kontakt gehabt. „Ich kenne die gar nicht.“ Insofern gibt es auch keinen Plan, dass er den Betrieb übernimmt.

Dabei hatte Projektleiter Jörg Ruschmeyer Anfang September noch gegenüber dem Abendblatt erklärt, er habe Frank Wiechern als denkbaren Betreiber „im Hinterkopf“ und wolle ihn ansprechen, sobald die Planungen für das Gelände weiter vorangeschritten seien. Dieser Zug dürfte nun abgefahren sein.

Ganz anders sah die Sache hingegen vor mehr als zwei Jahren aus, als die Immobilienentwickler „terra Real Estate“ aus Buchholz ebenfalls Pläne für die Neugestaltung des Areals rund um den „100-Jährigen“ präsentierten – mit Frank Wiechern als neuen Betreiber des Gasthauses im Gepäck. Geschäftsführer Andreas Tietz habe ihn damals persönlich angesprochen, ob er sich vorstellen könne, das Haus wiederzubeleben, erzählt Wiechern. „Ich kenne Andreas Tietz seit Jahren und hatte richtig Lust drauf, das Lokal aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken.“ Regelmäßig werde er mit Übernahme-Angeboten von Gastronomiebetrieben bombardiert, und immer lehne er ab, berichtet er. „Aber beim ,100-Jährigen’ bin ich damals schwach geworden.“

Dass terra Real Estate am Ende mit ihrem Entwurf die Politik nicht überzeugen konnte und May & Co. den Zuschlag erhielt, war für Frank Wiechern ein echter Tiefschlag. „Ich war richtig traurig“, sagt der 50-Jährige. Mehrfach hatte er sich zuvor das denkmalgeschützte, baufällige Gebäude angeschaut. Für die Gestaltung des Inneren hatte er schon erste Überlegungen angestellt – alles vergebens. Wiechern strich den „100-Jährigen“ komplett aus seinem Kopf und kam auch nicht auf die Idee, mit May & Co. von sich aus Kontakt aufzunehmen.

Dennoch hatte sich in ihm der Gedanke festgesetzt, in irgendeiner Form zu expandieren. Als er dann vom Umbau der Burg Seevetal und von der Ausschreibung für die dortige Gastronomie erfuhr, entschloss er sich zu einer Bewerbung. Es gefiel ihm, dass es sich dabei „nur“ um das Catering und nicht um das Führen eines kompletten Restaurants handelte. Auch der Standort Hittfeld sagte ihm zu, schließlich war er bis zum Jahr 2008 mit dem „Leuchtturm“ an der Hittfelder Bahnhofstraße ansässig gewesen. Wiechern, der gebürtig aus Harburg stammt, fühlt sich Seevetal verbunden.

Im September erhielt er schließlich die Zusage, nachdem er zwei andere Bewerber, die ebenfalls in der engeren Auswahl waren, ausgestochen hatte. Für erst einmal drei Jahre besitzt er nun die Exklusivrechte für die Gastronomie der Burg, ob es danach weiter geht, wird sich zeigen. Die neu gestaltete Kücheneinrichtung trägt zum Teil Wiecherns Handschrift. „Ich konnte noch im letzten Augenblick Einfluss darauf nehmen“, sagt er. Die Burg sei gut aufgestellt, um beispielsweise ein Buffet für 1000 Leute zu stemmen, ist er überzeugt.

Wiechern hat sich ebenfalls zum Ziel gesetzt, den Betrieb des Veranstaltungszentrums nach der Sanierung so richtig ans Laufen zu bringen. Dazu will er auch auf sein eigenes Netzwerk zurückgreifen und Interessenten explizit auf Seevetal aufmerksam machen. „Wo der Platz bei uns aufhört, fängt er in der Burg erst an.“ Um als Caterer erfolgreich zu sein, müsse man aber nicht nur gut kochen können, sondern auch logistisch versiert sein, betont er. Menüs für mehrere Hundert Personen zu kochen ist für ihn quasi Routine. „So blauäugig wäre ich nicht gewesen, mich ohne diese Erfahrung zu bewerben.“