Harburg/Neugraben. Schulleiter Michael Stüper hofft auf ein Zeichen der Eltern, sein Kollege in Neugraben auf ein Gespräch mit Erzbischof Stefan Heße.

Was den Fortbestand der von der Schließung bedrohten katholischen Schulen südlich der Elbe angeht, scheint auf jede gute Nachricht prompt eine schlechte zu folgen. So hatte das Erzbistum am 8. November erklärt, dass das Moratorium für die Katholische Schule Harburg (KSH) um ein Jahr verlängert wird, um Zeit zu gewinnen für ein zukunftsfähiges Konzept.

Jetzt die Ernüchterung: Im aktuell laufenden Anmeldeverfahren für Vorschule und erste Klasse bleiben die Zahlen weit hinter denen des Vorjahres zurück. „Für die Grundschule liegen uns bislang knapp 20 Anmeldungen vor“, sagte gestern Schulleiter Michael Stüper. Im vergangenen Jahr seien es mindestens doppelt so viele gewesen. Doch Stüper hofft, dass bis zum Ende der Anmeldefrist (19. Dezember) noch mehr Eltern ihre Kinder für die Vor- oder Grundschule anmelden: „Wir freuen uns über jeden, der uns in dieser Situation das Vertrauen schenkt.“ Stüper verweist in diesem Zusammenhang auf die Zusage des Erzbistums, dass Vorschüler, die jetzt angemeldet werden, in jedem Fall bis zum Ende ihrer Grundschulzeit an der KSH unterrichtet werden. Das gilt auch für die künftigen Fünftklässler. Sie können vom 28. Januar bis 8. Februar angemeldet werden, in der Gewissheit, dass ihre Schullaufbahn an der KSH bis zum Ende der zehnten Klasse gesichert ist (Tag der offenen Tür: 18. Januar, 15 bis 18 Uhr).

Den Anmeldungen misst Schulleiter Michael Stüper in diesem Jahr eine besondere Bedeutung bei: „Die Eltern können damit in diesen schwierigen Zeiten ein deutliches Zeichen für unsere Schule setzen.“ Das Prinzip Hoffnung ist hier wohl ein gelebtes. Denn immerhin ist es an der KSH bislang kaum zu Abmeldungen gekommen, seit das Erzbistum im Januar dieses Jahres die Absicht publik gemacht hat, bis zu acht der insgesamt 21 katholischen Schulen in Hamburg schließen zu wollen. „Die Leute halten uns die Treue“, sagte Stüper gestern.

Getragen von viel Zuspruch sieht sich auch Wolfgang Pickartz, Leiter der Katholischen Schule Neugraben (KSN). Seit seinem Amtsantritt 2013 praktiziert er gezwungenermaßen das, was er einen „lebendigen Abbau“ nennt. Von vormals 770 Schülern – damals war die KSN nicht nur Vor- und Grundschule, sondern auch Stadtteilschule – sind nurmehr 330 übrig. Jetzt hat das Erzbistum auch noch entschieden, dass es für das Schuljahr 2019/2020 keine neuen Vorschüler mehr geben wird. Es dürfen lediglich noch einmal zwei zweite Klassen mit insgesamt rund 50 Schülern eingerichtet werden. Dass die dann ihre Grundschulzeit an der KSN aber auch noch zu Ende bringen dürfen, „das habe ich vom Erzbistum schriftlich“, sagte Pickartz gestern.

Das Anmeldeverfahren ist zwar auch an dieser Schule noch in vollem Gange, aber es ist jetzt schon absehbar, dass es für die beiden ersten Klassen mehr Anmeldungen als Plätze geben wird. Denn von den aktuell 36 KSN-Vorschülern wollen 35 in die Grundschule aufgenommen werden. Weitere 15 Anmeldungen von außerhalb seien bereits eingegangen: „Täglich kommen weitere Anfragen rein.“ Was nach Pickartz’ Ansicht zweierlei zeigt: dass seine Schule gute Arbeit leistet und das schulische Angebot in Neugraben-Fischbek viel zu knapp ist. Deshalb mag er auch nicht glauben, dass für die KSN wirklich Schluss sein soll: Lehrer, Eltern und die Gemeinde drängen auf ein persönliches Gespräch mit Erzbischof Stefan Heße. „Ich gebe erst auf“, sagt Pickartz, „wenn ich sehe, dass der Erzbischof hier den Schlüssel umdreht.“