Neugraben. Die Janssens aus Neugraben haben eine Stiftung gegründet, um sich für den Umweltschutz zu engagieren. Nun verteilen sie Trinkflaschen.

Gutes zu tun, erfordert Platz: Im Keller der Familie Janssen stapeln sich fast 60 Pappkartons, groß wie Umzugskisten. Darin liegen dicht an dicht 2000 grüne Trinkflaschen. Damit will die Familie aus Neugraben ein Zeichen gegen den wachsenden Berg aus Plastikmüll setzen. Die wiederbefüllbaren Flaschen sollen an Hamburger Sportvereine verteilt werden, damit deren Mitglieder weniger PET-Flaschen benutzen.

Die Aktion ist das zweite Projekt der gemeinnützigen Umweltstiftung Rüm Hart, die die Janssens im vergangenen Jahr gegründet haben. Ihr Slogan „Rüm Hart – Klaar Kimming“ bedeutet auf Friesisch „Weites Herz – Klarer Horizont“. Er soll zugleich auf die norddeutschen Wurzeln der Familie verweisen als auch auf ihr Selbstverständnis, global zu denken und lokal zu handeln.

„Wir haben immer schon regelmäßig für Umweltschutzorganisationen gespendet“, sagt Dirk Janssen, im Hauptberuf stellvertretender Vorstand eines Krankenkassenverbands. „Jetzt wollen wir auch eigene Projekte verwirklichen.“ Möglich hat dies die Gründung einer sogenannten Verbrauchsstiftung gemacht. Dabei wird auch das Stiftungskapital – nicht nur die sich daraus ergebenden Zinserträge – für Projekte eingesetzt.

Voraussetzung ist, dass die Stiftung für mindestens zehn Jahre tätig ist. Ein größeres Vermögen sei nicht zwingend notwendig, sagt der 49-Jährige. „Auch wir haben nicht so eben 50.000 Euro auf dem Konto. Deshalb haben wir für das Stiftungsvermögen eine Hypothek aufgenommen.“ Die Rückzahlungsraten entsprächen in etwa den Beiträgen, die die Familie zuvor regelmäßig gespendet haben.

Über die Verwendung des Geldes entscheidet der Familienrat. Denn bei der Familienstiftung sind auch die Kinder des Ehepaares mit im Boot: Malte, 23 Jahre alt und zurzeit Informatikstudent in Spanien, kümmert sich vor allem um den Facebookauftritt. Tochter Bilke studiert Wildlife Management, die 21-Jährige baut von Holland aus einen Instagram-Account für die Stiftung auf.

„Dank der digitalen Möglichkeiten können wir uns so alle einbringen, auch wenn wir nicht am selben Ort sind“, sagt Dirk Janssen. Die Arbeit für die Stiftung habe somit auch den Austausch und den Zusammenhalt innerhalb der Familie gestärkt.

In erster Linie wollen die vier sich jedoch für den Umweltschutz einsetzen – und so die Welt für nachkommende Generationen lebenswert erhalten. In ihrem ersten Projekt stellten sie ein Biotop nahe Bremen wieder her. Dort waren bedrohte heimische Orchideen entdeckt worden, die Bewahrung des Ortes soll die Artenvielfalt stärken. Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan unterstützt die Familienstiftung als Pate. „Auch kleinere Stiftungen leisten einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz“, sagt er.

Nun ist das Trinkflaschenprojekt gestartet, in das die Stiftung rund 6000 Euro steckt. Die Idee dazu kam Andrea Janssen, die als Versicherungskauffrau arbeitet, im Neugrabener Fitnessstudio. „Gut die Hälfte der Menschen dort bringen zum Trinken PET-Flaschen mit“, sagt die 47-Jährige. Die Gründe seien unterschiedlich, erfuhr sie auf Nachfragen. Einige bevorzugten Sprudel oder Mineralwasser, wegen der Nährstoffe. „Und viele denken, wenn sie Pfandflaschen nutzen, sei das in Ordnung. Aber am Ende landet das Plastik doch irgendwann im Meer.“

Durch die Aktion wollen die Janssens – mit Unterstützung des Hamburger Sportbundes – auf dieses Problem aufmerksam machen. Sie setzen auf die Zusammenarbeit mit Vereinen, wo täglich viele Wasserflaschen zum Einsatz kommen. „Angenommen, durch eine wiederverwendbare Trinkflasche werden zwei gekaufte PET-Flaschen pro Woche vermieden, entspricht dies rund 100 PET-Flaschen im Jahr“, sagt Dirk Janssen. Bei den zu verteilenden 2000 nachfüllbaren Exemplaren ergebe das 200.000 eingesparte PET-Flaschen pro Jahr. „Aneinandergereiht ergibt sich eine Kette von rund 42 Kilometer, also ein kompletter Marathonlauf pro Jahr.“

Dass sie selbst Flaschen aus Kunststoff verteilen, hat praktische Gründe. Es gehe nicht darum, Plastik zu verteufeln, sondern den Müll soweit wie möglich zu reduzieren, sagt Dirk Janssen. Natürlich hätten sie über andere Materialen nachgedacht und verschiedene Flaschen getestet.

„Das beste wäre natürlich Glas, aber das ist in Sportvereinen problematisch. Bei Aluminium gibt es gesundheitliche Bedenken und Edelstahl ist wesentlich teurer in der Herstellung.“ Auch die Ökobilanz falle bei Edelstahl schlechter aus, da mehr Energie verbraucht und mehr Ressourcen eingesetzt werden. Außerdem sollte die Flasche auslaufsicher und BPA-frei sein.

Deshalb entschied sich die Familie nach dem Test von neun Modellen schließlich für die grünen Kunststoffflaschen, die sich nun in vielfacher Ausfertigung – dezent mit dem Slogan der Stiftung bedruckt – in ihrem Keller stapeln. Zehn ausgewählte Vereine erhalten jeweils 100 Trinkflaschen.

Bis dahin liegen noch einige Stunden Heimarbeit vor den Janssens: Jede Flasche wird mit einer Nachricht auf einem zusammengerollten Blatt Papier bestückt. Mit dieser Flaschenpost informieren sie über die Aktion und die Stiftung. Nebenbei bereiten sie das nächste Projekt für das kommende Jahr vor – eine Umwelt-Rallye durch Hamburg.

2000 Trinkflaschen für Sportvereine

Die Flaschenaktion der Rüm Hart Stiftung steht unter dem Motto „Because it’s our only planet“ (Weil es unser einziger Planet ist).

20 Hamburger Vereine erhalten jeweils 100 wiederbefüllbare Trinkflaschen, die sie kostenlos an ihre Mitglieder verteilen können. Ausgewählt werden die Vereine, die die kreativsten Beiträge auf der Facebookseite der Stiftung posten.

Eine Bewerbung ist bis Ende des Jahres mit einem Text, Foto oder Video möglich. Der Beitrag sollte deutlich machen, warum der Verein sich daran beteiligen will, die Plastikmüllmenge zu reduzieren. Einen Überblick über die bisherigen Beiträge gibt es auf Facebook unter dem Aktionsmotto.

Auf der Internetseite www.stiftung-rüm-hart.de gibt es ebenfalls weitere Infos zur Stiftung und zur Aktion.