Neu Wulmstorf. Heute wird auf der Baustelle des 120-Millionen-Projekts in Neu Wulmstorf Richtfest gefeiert. Festzeltbetreiber baut 400 Wohnungen.

Schnell, groß und wohl auch dringend gebraucht: So in etwa lässt sich das Neu Wulmstorfer Wohnungsbauprojekt „Lessinghöfe“ kurz beschreiben, für das am heutigen Freitag Richtfest gefeiert wird. Immerhin knapp 400 Mietwohnungen sind auf dem früheren Gewerbeareal zwischen Bundesstraße 73 und der Neu Wulmstorfer Lessingstraße geplant – und im ersten Bauabschnitt zum Teil schon gut zu erkennen. Damit gehört das Projekt zu den größten seiner Art im südlichen Hamburger Umland, das derzeit vom allgemeinen Bauboom Hamburgs erfasst wird.

Offensichtlich drängt es angesichts der steigenden Mietpreise in der inneren Stadt viele Bürger jetzt an die Ränder der Metropole. Dabei dürften sich aber auch die künftigen Mietpreise in den Lessinghöfen schon ein gutes Stück von dem entfernt haben, was einmal als preisgünstig galt. Mit der Erstvermietung und der späteren Verwaltung ist das Hamburger Immobilienunternehmen „Wentzel Dr.“ beauftragt worden und das nennt auf seiner Internetseite bereits eine voraussichtliche Miet-Preisspanne zwischen 11,50 und 13 Euro pro Quadratmeter.

Allerdings werden mittlerweile in guten, innerstädtischen Lagen wie in Altona schon 15 Euro und mehr verlangt. Entsprechend hoch ist die Nachfrage in Neu Wulmstorf. So gibt es bereits 250 Interessierte auf einer Vormerkliste – also deutlich mehr als im ersten Abschnitt mit rund 140 Wohnungen gebaut werden. Und das, obwohl die eigentliche Vermietung und Vermarktung erst in den nächsten Wochen beginnt und lediglich Baustellenschilder auf das Projekt verweisen. “Das ist für Randlagen schon ein ungewöhnlich großes Interesse“, heißt es bei dem Hamburger Maklerunternehmen.

So soll das Neubaugebiet am westlichen Ortseingang einmal aussehen.
So soll das Neubaugebiet am westlichen Ortseingang einmal aussehen. © HA | PNG

Der offensichtlich große Bedarf war dann wohl auch der Antreiber für Politik und Verwaltung, möglichst schnell die planungsrechtlichen Weichenstellungen für das Neubauprojekt zu schaffen. Im Januar 2016 hatten Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf-Egbert Rosenzweig und der Investor Karl Maier einen städtebaulichen Vertrag dafür unterzeichnet, im Oktober 2016 war der notwendige Bebauungsplan bereits rechtskräftig, seit Herbst letzten Jahres wird gebaut.

Maier ist sonst Unternehmer für große Festzeltveranstaltungen in Baden-Württemberg aber auch in Schleswig-Holstein. Unter dem Namen „Göckelesmaier“ ist das von seinem Vater gegründete Unternehmen vor allem im Stuttgarter Raum bekannt, wobei sich der Name auf gegrillte Hähnchen bezieht – vergleichbar mit dem Münchner Hendl. Der Familie Maier gehört das Areal allerdings bereits seit den 1970er- Jahren, heißt es bei der Wentzel Dr. GmbH. Geplant sei nun, die Wohnungen im eigenen Familien-Bestand zu halten. Insgesamt 120 Millionen Euro würden dort investiert.

In drei Abschnitten sollen dort die knapp 400 Wohnungen in viergeschossigen Gebäuden errichtet werden, die ersten werden dabei voraussichtlich im Juli 2019 bezugsfertig sein. Der zweite Bauabschnitt ist nach Auskunft des Generalplaners PGN Planungsgemeinschaft Nord aus Rotenburg ebenfalls bereits in Bau. 2022 soll das Neubaugebiet komplett fertig sein.

Eine auffällige Änderung ergibt sich auch für die Lessingstraße, die künftig nicht mehr direkt an die B 73 angeschlossen sein wird und dann eine Sackgasse ist. Lediglich eine Durchfahrt für Fußgänger und Radfahrer bleibt. Geplant ist eine neue Zufahrt samt Abbiegespuren und Ampel auf der Bundesstraße weiter Richtung Ortskern.

Der westliche Ortseingang Neu Wulmstorfs wird daher künftig nicht mehr durch alte (und nun abgerissene Gewerbehallen) geprägt, sondern durch ein modernes Wohnviertel. Für Neu Wulmstorfs Bürgermeister eine rundum gelungene Entwicklung: „Die Lessinghöfe sorgen dafür, dass eine gefühlte Gewerbebrache verschwunden ist. Weil hier Mietwohnungen mit unterschiedlichen Größen entstehen, wird durch das Projekt ein bedeutsamer Beitrag zur Wohnraumversorgung geleistet“, sagt Rosenzweig, der in einem Fazit gegenüber dem Abendblatt die besondere Schnelligkeit der Umsetzung betonte und als wesentlichen Grund dafür die „gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Entscheidungsträgern“ sieht.

Und diese gute Zusammenarbeit zeige sich nun auch bei dem Richtfest, so Rosenzweig : „Der Bauherr identifiziert sich mit Neu Wulmstorf, er hat statt Geschenken zur Feier des Baufortschritts um Spenden für die Neu Wulmstorf-Stiftung gebeten.“

Das sind die Lessinghöfe

Gebaut werden auf dem rund 25.000 Quadratmeter großen, ehemaligen Gewerbeareal frei finanzierte Miet-Wohnungen mit Größen zwischen 50 und 110 Quadratmetern bei einer voraussichtlichen Preisspanne mit Mieten zwischen 11,50 und 13 Euro pro Quadratmeter. Im ersten Bauabschnitt entstehen 139 Wohnungen, die im Juli 2019 fertiggestellt sein sollen.

Der zweite und dritte Abschnitt des Projekts soll voraussichtlich Ende 2020 bis Anfang 2022 bezogen werden. Daneben entwickelt die Bremer Residenz-Gruppe 40 so genannter Servicewohnungen für ältere Bewohner. Geplant ist zudem ein Kindergarten sowie eine Senioren-Tagespflege. Insgesamt 590 Parkplätze soll es geben, davon zwei Drittel in Tiefgaragen.