Buchholz. An der Autoscheibe für kostenlose, kurze Stopps in der City: Nordheidestadt wäre absoluter Vorreiter in Norddeutschland.

Parken in der Innenstadt ist nicht nur in Metropolen wie Hamburg, München oder Berlin ein lästiger Akt. Vor allem dann, wenn man nur mal eben ein paar Brötchen oder eine Zeitung kaufen möchte. Findet man dann einen Stellplatz, muss man erst den Parkautomaten mit Kleingeld füttern und berappt in den meisten Fällen mehr als nötig. Damit soll nach dem Willen der Buchholzer SPD jetzt Schluss sein: Sie plädiert für die Einführung der Parksanduhr.

„Ob es der Gang zur Wäscherei, zur Apotheke oder zum Geldautomaten ist, all das dauert in der Regel nur wenige Minuten und teilweise ebenso lange wie das Ziehen eines Parktickets“, erklärt Fraktionsvize Frank Piwecki. Mit der Parksanduhr, könne sich der Autofahrer nicht nur den lästigen Gang zum Parkautomaten sparen, er spare sich auch noch die Gebühr: „Solange die Sanduhr läuft, wird kein Knöllchen fällig.“

Nach Ansicht des SPD-Fraktionschefs Wolfgang Nießler treffe der Vorstoß „den Nerv“ der Bürger wie der Einzelhändler. Zum einen sei mit einer höheren Frequenz in den Geschäften zu rechnen. Zum anderen würden die Kunden logistisch und nicht zuletzt finanziell entlastet.

Sollte Buchholz die Sandparkuhr tatsächlich einführen, wäre die Heidestadt einsamer Vorreiter im Norden der Republik. Bislang fand die kleine gläserne Rieselröhre fürs Autofenster nämlich nur in einigen Kommunen südlich des Weißwurstäquators Verbreitung.

In Kirchheim unter Teck wurde die Sanduhr bereits im September 2013 eingeführt und machte die Stadt 25 Kilometer südöstlich von Stuttgart auf einen Schlag über die Grenzen Baden-Württembergs bekannt. Nach Ablauf einer zweijährigen Testphase wurde im Oktober 2015 entschieden, das Angebot auf unbestimmte Zeit zu verlängern.

„Mit der Sanduhr kann bei uns acht Minuten kostenfrei geparkt werden, das Angebot wird von den Bürgern in Kirchheim sehr gut angenommen und genutzt“, sagte Stadtsprecher Dennis Koep dem Abendblatt. Die blau-gelbe Sanduhr sei bei der Kirchhheim-Info für eine Schutzgebühr von zwei Euro jederzeit erhältlich, werde inzwischen aber auch dem Willkommenspaket für Neubürger beigelegt.

Unterdessen haben weitere Städte die Parksanduhr für sich entdeckt. Dazu gehören Crailsheim (Baden-Württemberg), das oberbayerische Moosburg und Datteln in Nordrhein-Westfalen. Dort wollte der Kreis Recklinghausen die Einführung zwar verbieten, scheiterte Anfang Mai jedoch aus formal juristischen Gründen.

Das Land hält eine solche Uhr für rechtswidrig, weil sie in Paragraf 13 der Straßenverkehrsordnung schlicht nicht vorgesehen ist. Überdies sei im Falle von Bußgeldern für auswärtige Parksünder eine Ungleichbehandlung zu befürchten, da diese normalerweise über keine Parksanduhr im Wagen verfügen würden.

In der jüngsten Sitzung des Buchholzer Bauausschusses am Mittwochabend fand der SPD-Antrag derweil ein überwiegend positives Echo. CDU-Ratsherr Peter Noetzel regte allerdings an, die Laufzeit des Buchholzer Sanduhrmodells von zehn auf 15 Minuten zu erweitern, da die Wege von den Parkflächen zu den Geschäften „oft etwas weiter“ seien.

Sein Fraktionskollege Jan Bauer könnte sich sogar vorstellen, dass das Buchholz Marketing, dessen Erster Vorsitzender er ist, das Projekt unterstützt: „Wir sehen diese Initiative sehr positiv, weil sie ein Gewinn für Bürger und Geschäftsleute ist.“ FDP-Fraktionschef Arno Reglitzky verwies zwar auf die so genannte „Brötchentaste“ mit dem preiswerten Kurzparkertarif an den Buchholzer Automaten und das Handyparken, wollte sich der Sanduhr-Initiative aber trotzdem nicht verschließen: „Bürgerfreundlich ist die Idee, das lässt sich nicht leugnen.“

Bei der Buchholzer Liste stieß der SPD-Antrag auf wenig Gegenliebe. „Im Bemühen um eine Reduzierung des Innenstadtverkehrs ist dieser Vorschlag absolut kontraproduktiv. Auf diese Weise wird es kaum gelingen, die Autos aus der Stadt zu bekommen“, monierte Peter Eckhoff kopfschüttelnd.

Letztlich wurde der SPD-Antrag in Buchholz mit 7:2 Stimmen zur Beschlussfassung durch den Stadtrat empfohlen.