Neugraben. Die Deutsche Bahn lässt zwischen Stade und Neugraben gefährdete Bäume fällen und verspricht Besserung.
Sie hießen „Sebastian“, „Xavier“ und „Herwart“: Drei ungewöhnlich frühe Sturmtiefs hatten im Herbst vor einem Jahr zu zahlreichen Ausfällen im Bahn-Nahverkehr in der Metropolregion Hamburg geführt, weil Bäume auf die Strecken stürzten. Und auch im Frühjahr dieses Jahres nahmen die Sturmschäden kein Ende. Besonders betroffen dabei war vor allem die gut 30 Kilometer lange S-Bahnstrecke zwischen Stade und Neugraben, weil die S 3 dort mit einer empfindlichen Oberleitung versorgt wird.
Aber auch der Metronom-Regionalzug wurde hier sturmbedingt oft ausgebremst, an knapp 20 Tagen kam es in dieser Zeit zu teils erheblichen Behinderungen im Nahverkehr in der Region. In diesem Herbst und Winter sollen sich die Bilder von umgestürzten Bäumen und dicht gedrängten Pendlern in Ersatzbussen nun aber möglichst nicht wiederholen. Jedenfalls nicht so oft, verspricht die Bahn AG.
Gefährdete Bäume an der S-Bahn-Strecke werden gefällt
Derzeit lässt das Unternehmen daher entlang der Strecke Stade und Neugraben etliche Bäume fällen, die von Förstern in den vergangenen Monaten als besonders gefährdet identifiziert wurden. Aktuell durchforsten von der Bahn beauftragte Firmen Bereiche in Agathenburg und Horneburg zwischen Stade und Buxtehude, wo es im vergangenen Jahr immer wieder Probleme gegeben hatte.
Bis etwa Februar sollen die Arbeiten andauern, dann darf aus Naturschutzgründen nicht mehr am Baumbestand gearbeitet werden. Im nächsten Herbst sollen dort dann noch mehr Bäume gefällt werden und die Areale mit Niedriggehölz aufgeforstet werden. „Schon in diesem Jahr wird die Strecke aber deutlich sturmsicherer sein“, sagt Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis.
Bäume auf privatem Grund sind ein Problem
Allerdings: Nicht überall können die Bahn-Förster so radikal vorgehen, vielerorts wachsen entlang der Strecke Bäume auch auf privatem Grund. „Wir sind da auf die Waldbesitzer und Grundeigentümer angewiesen, damit dort auch ein Vegetationsrückschnitt erfolgt“, sagt der Bahnsprecher.
Offensichtlich aber ist die Rechtslage in diesen Fällen nicht so eindeutig, dass Anlieger zu solchen Arbeiten verpflichtet sind. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert daher von der Politik eindeutige Regeln, damit Büsche und Bäume an Gleisen besser in Schach gehalten werden können. Das Land Niedersachsen müsse da jetzt zusätzliche Richtlinien erlassen, fordert ProBahn-Sprecher Karl-Peter Naumann.
Ein starker Naturschutz habe da die Stellung der Anlieger von Bahnstrecken in den vergangenen Jahren zu sehr gestärkt. Ob es durch den aktuellen Rückschnitt auf bahneigenem Gelände aber schon jetzt Verbesserungen gibt, ist nach Ansicht von Pro Bahn noch offen. „Das müssen wir erst abwarten“, so Naumann.
Bundesweiter Aktionsplan der Bahn
Allerdings ist das Sturmproblem längst nicht auf die Strecke Stade – Neugraben beschränkt. Bundesweit hatten die Stürme zu Zugausfällen und Protesten der Kunden geführt. Die Bahn reagierte daher in diesem Jahr mit einem bundesweiten „Aktionsplan Vegetation“ und nahm dafür insgesamt 125 Millionen Euro in die Hand, um an rund 2000 Kilometer Bahnstrecke Verbesserungen zu erreichen. Zudem seien speziell für solche Forstarbeiten 150 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt worden.
Die Inspektion der Bäume an Bahngleisen sei damit in diesem Jahr deutlich ausgeweitet worden, heißt es bei der Bahn. Und neu sei jetzt die aktuelle Durchforstung in der kalten Jahreszeit, mit der die Bahn auf eine „Zunahme von Extremwetterereignissen“ reagiere. „Es werden alle Hebel in Bewegung gesetzt. um die Schine sturmsicher zu machen, damit die Fahrgäste bei Wind und Wetter verlässlich ihr Ziel erreichen“, verspricht die Bahn.
Aktuelle Probleme beim Metronom auf der Strecke
Bei dem Metronom-Regionalzug allerdings ist das derzeit nicht der Fall – ganz ohne Sturm. Grund ist offenbar der Betreiberwechsel auf der Strecke von Cuxhaven nach Hamburg, die nach einer Ausschreibung durch das Land Niedersachsen vom 9. Dezember an die Deutsche Bahn wieder in ihre Zuständigkeit übernimmt.
Die Züge bleiben zwar die gleichen, aber offensichtlich fehlen dem Bahn-Konkurrenten dort jetzt schon die Lokomotivführer. Immer wieder meldete das Unternehmen auf seiner Facebookseite in den vergangenen Tagen ausgefallenen Züge „wegen nicht verfügbaren Personals.“