Harburg. Der Baubeginn der 200.000 Euro teuren Konstruktion hatte sich verzögert, weil die erste Ausschreibung keine Resonanz fand.

Die Freilichtbühne im Harburger Stadtpark bekommt nun endlich ein Dach. Mit den Arbeiten ist in der vergangenen Woche begonnen worden – reichlich verspätet. Denn ursprünglich sollte es schon im August fertig sein, rechtzeitig vor dem ersten Harburger Drei-Tage-Kulturfestival „Sommer im Park“.

Daraus war aber nichts geworden. Nicht ein einziger Bauunternehmer hatte sich an der Ausschreibung beteiligt. Die wurde daraufhin überarbeitet, die Arbeiten neu ausgeschrieben, und siehe da: jetzt konnte es losgehen. Läuft von nun alles nach Plan, ist das neue Dach im Frühjahr 2019 fertig, und der vorgegebene Kostenrahmen von 200.000 Euro wird auch nicht gesprengt.

Lange Zeit dümpelte die Freilichtbühne, eine barocke, mehr als 1000 Quadratmeter große Open-Air-Perle im denkmalgeschützten Stadtpark, sozusagen in einem Dornröschenschlaf vor sich hin und wurde nicht nur wenig beachtet, sondern auch kaum genutzt. Wäre die Bühne eine Patientin, die im Koma liegt, ließe sich sagen: sie wird nun vorsichtig, Schritt für Schritt, zurück ins Leben geholt. Begonnen hat ihre Aufwachphase 2014. Für 300.000 Euro wurde die Bühne grundsaniert und im folgenden Jahr wieder eingeweiht.

Das grüne Amphitheater mit einem Zuschauerbereich aus Gras bewachsenen Terrassenstufen, auf denen 900 Besucher Platz finden, liegt in der Senke unterhalb der Eichenhöhe im Westbereich des Harburger Stadtparkes an der Außenmühle. Als vor Jahren bei Techno-Parties so sehr die Post abging, dass in der Nachbarschaft die Tassen in den Geschirrschränken klirrten, gingen Anwohner auf die Barrikaden und setzten strikte Regeln für die Nutzung der Bühne durch. Man könnte sagen: der Beginn des Komas. Auch nach der Sanierung in den Jahren 2016 und 2017 gab es dort nur je acht Veranstaltungen.

Beim Kulturfestival im August hat sich gezeigt, dass die Lärmschutzprobleme offenbar lösbar sind – unter anderem mit Kopfhörern. Bei der ersten Head­phones-Party im Stadtpark ist zwar bis Mitternacht gefeiert, getanzt und gesungen worden, doch so, dass es die Nachbarn nicht störte.

Was das Dach angeht, so mussten sich die Veranstalter – ein Zusammenschluss aus Citymanagement, Bezirksamt, Lawaetz Stiftung und SuedKultur – beim „Sommer im Park“ noch mit einer mobilen Zeltvariante behelfen.

Das Dach, das nun gebaut wird und künftig den Künstlern auf der Bühne Schutz bietet, soll so gestaltet sein, dass es nicht den Blick versperrt auf das Umfeld des denkmalgeschützten Parks. Das Bezirksamt schreibt dazu, die Unterkonstruktion des trapezförmig gespreizten Daches sei so konzipiert, dass sie mobile Scheinwerfer und Lautsprecher aufnehmen könne: „Die Dachmaterialien werden aus einer Holzkonstruktion mit einer Dämmanlage zur Geräuschminderung geplant.“

Und auch über die geeignete Höhe (4,90 Meter an der Vorderseite) haben sich die Planer Gedanken gemacht. Ihr Ziel: der Blick in die Landschaft muss erhalten bleiben. Denn es nicht damit getan, die schlafende Schöne zu neuem Leben zu erwecken. Was sie sieht, wenn sie die Augen aufschlägt, soll schließlich so hübsch sein wie zuvor.