Harburg. Das letzte Konzept entstand vor neun Jahren. Planer warten auf die Velorouten. SPD fordert Neuplanung mit einheimischen Experten.
Ab dem nächsten Jahr ist der Bezirk Harburg an das Hamburger Veloroutennetz angeschlossen. Bis die Velorouten 10 und 11, die Neugraben und die Harburger Innenstadt mit dem Hamburger Rathausmarkt verbinden, ganz fertig sind, dauert es noch einige Jahre mehr. Trotzdem wird es Zeit für den Bezirk, sein eigenes Radwegenetz so zu konzipieren, dass es mit den Velorouten zusammenwirkt. Die letzten Planungen dazu sind veraltet. Die Harburger SPD fordert nun, eine neue Planung nicht für ein Ingenieurbüro auszuschreiben, sondern die örtlichen Verkehrs- und Fahrradinitiativen die Pläne machen zu lassen, um keine Zeit zu verlieren.
Mit den Hamburger Velorouten geht es den Bürgern des Bezirks Harburg ein wenig wie mit der A 26: Wenn sie erst mal da sind, soll alles viel besser werden, was die Harburger Verkehrslage angeht. Bis dahin wird geplant, bedacht, verworfen, neu geplant, etwas anderes bedacht, erneut verworfen und wieder von vorne geplant. Bei den Velorouten ist immerhin eine Entwicklung absehbar: Erste Stücke der Veloroute 10 (Hamburger Rathaus – Neugraben) im Bezirk gelten als fertig gestellt und ab 2019 soll auch die Veloroute 11 (Hamburger Rathaus – TUHH) durch die Harburger Innenstadt gezogen werden, wenn der Neubau der Hannoverschen Brücke freigegeben ist. An diese Landes-Velorouten soll ein bezirkliches Veloroutennetz anschließen, das die einzelnen Stadtteile verbindet.
Das klingt in den Ohren von Radlern schön. Allerdings gibt es derzeit so gut wie keine Pläne für dieses Netz. Die letzten Entwürfe stammen aus dem Jahr 2009. Sie sind nicht mehr aktuell, weil die Verläufe der Hamburger Velorouten sich geändert haben und das Netz jetzt anderswo anschließen müsste. Konkrete Planungen, die bereits Baumaßnahmen vorsehen, waren sie nie.
Dass die Harburger Planungen so lange auf Eis lagen, hat mehrere Gründe: Zum einen ist die genaue Streckenführung der Landesvelorouten immer noch nicht überall endgültig festgelegt. Zum anderen ist damit Harburgs Radverkehrskoordinator Carsten Stein immer noch an die Planung dieser Routen gebunden, denn auf allen Nebenstraßen, die die Veloroute benutzt, ist das Bezirksamt für die Umsetzung verantwortlich. Drittens haben sich die Regelwerke für den Radwegebau mittlerweile stark geändert. Und letztlich wurden zwar zwei Wegenetz-Konzepte in den politischen Gremien vorgestellt, beschlossen wurde allerdings keines.
Lediglich die Verlängerung der Veloroute 11 von der TUHH über die Denickestraße als Fahrradstraße zum AKH sowie die Einrichtung einer Fahrradstraße vom Hastedtplatz durch das Göhlbachtal sind beschlossene Sache. Außerdem gibt es drei Korridore für Radschnellwege der Metropolregion, die das niedersächsische Umland an das Hamburger Veloroutennetz anbinden sollen: Von Lüneburg über die Winsener Straße, von Tostedt über die Bremer Straße und von Stade über Rosengarten und Ehestorfer Weg in die Harburger Innenstadt. Diese müssten ins Bezirksnetz integriert werden, bis sie an der TUHH oder am Harburger Bahnhof in die Velorouten münden.
„Wenn wir diese komplexe Aufgabe an ein Ingenieurbüro ausschreiben, verlieren wir kostbare Zeit“, sagt der SPD-Politiker Frank Wiesner, selbst studierter Verkehrsplaner. „Die Ausschreibung selbst hat Fristen und dann würden die Planer ganz von vorne beginnen. Dabei gilt es ja nur, die alten Konzepte zu nehmen und daraus ein neues zu machen.“
An einem der Konzepte hat Wiesner einst mitgearbeitet. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verkehr der Nachhaltigkeitsinitiative Harburg 21. Die legte 2008 einen Entwurf vor. 2009 wurde der „Masterplan Radwegenetz“ im Bezirk vorgestellt, den das Ingenieurbüro Schmeck/Junker im Auftrag des Bezirksamts erarbeitet hatte. Eine Kopie davon existiert noch im Bezirksamt. Allerdings wird er mittlerweile für so irrelevant gehalten, dass die Pressestelle des Harburger Rathauses sie lieber nicht veröffentlichen möchte, um Verwirrung zu vermeiden.
Zu planen gäbe es noch einiges. So weist Jürgen Heimath, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Harburger Bezirksversammlung, auf eine besondere Problematik in der Neuen Straße hin. Die führt zum einzigen Fahrradtunnel in den Binnenhafen – über denkmalgeschütztes Kopfsteinpflaster. Radfahrer weichen dort oft auf den Fußweg aus. „Dabei könnten Radfahrer viel besser und sicherer über Schlossmühlendamm und Buxtehuder Straße zum Tunnel geleitet werden, wenn man dort die Rampe etwas ändert“, sagt Heimath.
Für Frank Wiesner ist so etwas ein Argument für seinen Antrag: „Eine Arbeitsgruppe, deren Mitglieder aus Politik, Verwaltung und Initiativen wie beispielsweise dem ADFC und Harburg21 stammen, hätte solche Probleme schon im Blick, während ein externer Experte sie erst noch wahrnehmen müsste“, sagt er.