Ob auf einem ehemaligen Kasernengelände oder neben Bahngleisen: Auf zentralen Flächen in der Hansestadt entstehen neue Wohnungen.
Die Stadt Lüneburg zieht immer mehr Menschen an, die sich hier niederlassen wollen. Innerhalb von 14 Jahren ist die Zahl der Einwohner von rund 70.000 um zehn Prozent auf nun 77.189 Menschen gestiegen. Allein in den vergangenen sieben Jahren hat die Stadt rund 5000 Neubürger hinzugewonnen.
„Es gibt ganz klar eine Bewegung zurück in die Stadt“, sagt Stadtbaurätin Heike Gundermann. Nicht nur junge Familien ziehe es in die Stadt, sondern auch ältere Menschen, die für eine neue Lebensphase ihr Einfamilienhaus auf dem Land aufgäben. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, will die Hansestadt mehr bezahlbare Wohnungen schaffen. Dabei setzt sie nicht nur auf sozialen Wohnungsbau, sondern auch auf die gezielte Unterstützung von privaten Baugruppen.
Das Wohnungsprogramm „2100 Wohnungen für Lüneburg bis 2021“, das die Stadt 2016 aufgesetzt hat, soll vor allem die Lage für Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen verbessern. Das geförderte Programm basiert auf einer Studie des Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung. Diese attestierte Lüneburg im regionalen Vergleich eine Spitzenposition sowohl bei den Mietpreisen als auch bei deren Entwicklung.
Bis 2021 sollen insgesamt 2100 Wohneinheiten entstehen, jeweils zu einem Drittel als geförderte Mietwohnungen, als frei finanzierte Wohnungen sowie als Einfamilien- und Reihenhäuser. Ziel sei es, „Normalverdiener“ und Familien in der Stadt zu halten, sagt Heike Gundermann. Deshalb sind einige Grundstücke für Baugruppen reserviert, die selbstständig planen und so Kosten sparen können.
Der Schwerpunkt des aktuellen Wohnungsbaus liegt auf Umwandlungen sowie Nachnutzungen bestehender Gebäude und Betriebsgelände. 2360 Wohneinheiten sind bisher fertiggestellt oder verbindlich geplant, weitere 400 sind Teil laufender Überlegungen. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die größeren Wohnungsbauvorhaben in Lüneburg der vergangenen acht Jahre sowie aktuelle Planungen. Die Bezeichnung bezieht sich jeweils auf den zugrunde liegenden Bebauungsplan.
Bauvorhaben mit Satzungsbeschluss
1. Hanseviertel-Ost: Für das größte Wohnbauprojekt in Lüneburg – die Erweiterung des recht neuen Hanseviertels – hat die Politik erst im August grünes Licht gegeben. Es geht um eine Fläche von knapp zehn Hektar nahe dem Bahnhof, auf der zurzeit noch Teile der ehemaligen Schlieffen-Kaserne stehen.
Durch Neubauten und Sanierung der Kasernengebäude sollen hier in den kommenden Jahren etwa 700 Wohneinheiten entstehen, davon 210 öffentlich gefördert. Auf dem einschließlich geplanter Grünflächen knapp 22 Hektar großen Areal, das vom Behördenzentrum-Ost bis zur Ostumgehung sowie von der Bleckeder Landstraße bis zur Lübecker Straße reicht, sollen mehrgeschossige Wohnhäuser, darunter auch sogenannte Stadthäuser, entstehen.
Auch Wohngemeinschaften für Senioren oder Projekte von Baugruppen sollen hier angesiedelt werden. Ein Gebäudezug der ehemaligen Kaserne zur Bleckeder Landstraße hin beansprucht eine Fläche von etwa fünfeinhalb Hektar. Er soll ebenfalls saniert, in den Lücken nachverdichtet und mit weiteren 60 Wohnungen ausgestattet werden.
2. Schlieffenpark: Das bereits gebaute Wohnquartier auf dem Gelände der ehemaligen Schlieffen-Kaserne ist heute unter dem Namen Hanseviertel bekannt. Es besteht aus 460 Miet- und Eigentumswohnungen, etwa zu einem Drittel öffentlich gefördert. Die Wohnhäuser unterschiedlicher Größe nehmen zusammen eine Fläche von knapp 14 Hektar in Beschlag.
3. Meisterweg: Auf dem Gelände der ehemaligen Standortverwaltung der Bundeswehr wurden im sogenannten Speicherquartier 95 Wohnungen gebaut. Bauherren der Mietwohnungen sind die Lüneburger Wohnungsbaugesellschaft (LüWoBau), städtische Stiftungen sowie eine Baugruppe. „Ich finde dieses Vorhaben sehr gelungen“, sagt Gundermann. „Zwischen den Mietwohnungen auf der einen und den Eigentumswohnungen auf der anderen Seite ist kein Unterschied zu erkennen, beides strahlt Qualität aus.“
4. Teilaufhebung Hopfengarten: Auf dieser Fläche werden nach und nach Grundstücke frei, da die Kleingärten dort auslaufen. „Keiner muss gehen“, betont Heike Gundermann. Werden die Parzellen aufgegeben, kauft die Stadt sie auf. Die insgesamt fünf Baugrundstücke sollen an Baugruppen vergeben werden. Hier ist Platz für etwa 100 Wohneinheiten, die ersten 20 werden zurzeit von der Baugruppe „Gemeinschaft.Sinn“ geplant. „Diese Gruppen bauen nicht nur günstig, sondern leben auch ein anderes Miteinander“, sagt Gundermann. „Solche guten Beispiel wollen wir fördern.“
5. Lübecker Straße: Hier, ebenfalls im sogenannten Hanseviertel, haben vor Kurzem ein Supermarkt und ein Biomarkt eröffnet, beide Neubauten wurde mit Wohnungen aufgestockt. Außerdem wurden weitere Mehrfamilienhäuser auf dem Grundstück gebaut, insgesamt entstanden 64 Wohnungen.
6. Wohnpark am Wasserturm: Auf dem Gelände der ehemaligen Nordlandhalle sind 28 Wohnungen in einem modernen Komplex neben dem historischen Wasserturm entstanden.
7. Wallstraße: Nachdem die katholische St.-Ursula-Schule in einen Neubau gezogen war, wurde diese zentral gelegene Fläche frei. Die LüWoBau hat auf dem Grundstück eine Wohnanlage mit 30 geförderten Sozialwohnungen gebaut. Die Appartements in dem barrierefreien Gebäude sind vor allem für ältere Menschen gedacht.
8. Friedenstraße: Neben der St. Marienkirche sind von einem privaten Investor 15 Eigentumswohnungen unterschiedlicher Größe gebaut worden. Sie werden zurzeit vermarktet.
9. An der Wittenberger Bahn:
Zwischen den Bahngleisen und der Ilmenau ist ein neues Quartier mit 400 Wohneinheiten teilweise fertiggestellt. Entstanden sind auf einer Fläche von rund elf Hektar mehrere Mehrfamilienhäuser, teilweise als Eigentum, teilweise vermietet. Der Bebauungsplan ermöglicht in dem Gebiet auch Doppel- und Reihenhäuser, es ist aber wahrscheinlicher, dass weiterer Geschosswohnungsbau entsteht. Die Lage bringe besondere Herausforderungen mit sich, so Heike Gundermann über ihr äußerst zentral gelegenes „Lieblingsprojekt“. So haben die Gebäude zur Bahnseite hin eine spezielle lärmabsorbierende Fassade.
10. Ebensberg: In dem östlich gelegenen Stadtteil stehen Siedlungshäuser aus den 1960er-Jahren mit großen Grundstücken, die für Selbstversorger mit Nutzgarten gedacht waren. Eine Änderung des Bebauungsplans ermöglicht es den Eigentümern, auf den Grundstücken weitere Häuser, zum Beispiel für Familienmitglieder, zu bauen. Dies ist allerdings noch nicht umgesetzt. Langfristig könnten bis zu 60 Wohneinheiten entstehen.
11. Pilgerpfad Süd: Das Wohngebiet liegt im Stadtteil Rettmer, einem ehemaligen Bauerndorf am südwestlichen Rand der Stadt. Auf einer Fläche von knapp 65 Hektar wurden 235 Wohneinheiten, überwiegend in Einfamilien- und Doppelhäusern, gebaut und bezogen.
12. Oedeme Süd/Rosenkamp: Ein weiteres Wohngebiet mit ausschließlich Ein- und Zweifamilienhäusern ist im nahe gelegenen Oedeme, ebenfalls ein eingemeindetes Dorf, entstanden. Hier wurden insgesamt 57 Wohneinheiten auf einer Fläche von knapp 40 Hektar gebaut.
13. Östlicher Ortskern Oedeme: Auf einer knapp 20 Hektar großen, ehemaligen Hoffläche hat der Eigentürmer Einfamilienhäuser und Wohnungen gebaut, sowohl in Neubauten als auch in Hofgebäuden.
14. Wilhelm-Hänel-Weg: Eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe ist hier geplant, es sollen etwa 60 Wohneinheiten gebaut werden.
15. DRK/Soltauer Straße:Für das Projekt des DRK, auf diesem brachliegenden Grundstück betreutes Wohnen für Senioren anzubieten, ist der Weg zwar seit fast vier Jahren frei. Getan hat sich hier bisher jedoch nichts.
Bauvorhaben ohne Satzungsbeschluss
16. Wienebütteler Weg: Größtes Projekt ist das Plangebiet „Am Wienebütteler Weg“, auf dem bisher als Ackerland genutzten Grundstück soll ein neues Wohngebiet entstehen. Hier hat die Stadt erstmals auf eine mehrstufige moderierte Bürgerbeteiligung gesetzt, zudem wurde das städtebauliche Konzept eng mit dem Ersteller des Klimagutachtens für Lüneburg abgestimmt. Auf der zehn Hektar großen Fläche, die der Stadt gehört, sollen einige Einfamilienhäuser sowie Reihen- und Mehrfamilienhäuser gebaut werden, überwiegend als geförderte Mietwohnungen.
17. Am Schützenplatz: Die Planungen für das Gelände der ehemaligen Strickwarenfirma Lucia ist ein typisches Beispiel für Nachverdichtung und Umwandlung eines Betriebsgeländes. 80 Wohneinheiten, teilweise auf Verbrauchermärkten, sind auf einer Dreieinhalb-Hektar-Fläche geplant.
18. Linden-/Barckhausenstraße: Am sogenannten Handwerkerplatz sollen wo früher ein Bowling-Center beheimatet war, 60 Wohnungen entstehen.
19. Am Raderbach: Die für den Bau von Einfamilien- und Reihenhäusern sowie Wohnungen infrage kommende Fläche im Stadtteil Ebensberg ist in Privatbesitz. Derzeit wird geprüft, ob sich die Fläche als Baugebiet eignet.
20. Digital-Campus: Zwischen Lüneburg und Reppenstedt könnte ein Vorzeige-Projekt mit einer Mischung aus Wohnen und Gewerbe umgesetzt werden. Rund um den Standort einer 3D-Druck-Firma, die sich hier angesiedelt hat, sollen sich – so die Vision von Oberbürgermeister Ulrich Mädge – weitere Digitalfirmen niederlassen. Es gibt jedoch Bedenken aus Reppenstedt, dass die Bebauung zu nah an die Gemeindegrenze heranreichen könnte, andere Kritiker befürchten, dass die Frischluftzufuhr für die Stadt beeinträchtigt würde.
Größere Einzelvorhaben
Auf weiteren Flächen in der Stadt sind in den vergangenen Jahren größere Einzelvorhaben umgesetzt worden, denen jedoch kein eigens erstellter Bebauungsplan zugrunde liegt: Auf der Höhe baute die Lüneburger Wohnungsbaugesellschaft 52 Wohnungen, am Brockwinkler Weg entstand das Wohnprojekt „Lena“ mit 36 Wohnungen.
Gebaut wurde außerdem zum Beispiel am Schmaarkamp (22 Wohnungen), an der Theodor-Heuss-Straße (20), am Alten Bauhof (30), am Bardowicker Tor auf dem Kreideberg (21), am Venusberg (20), am Meisterweg (20), an der Heinrich-Böll-Straße (23), am Altenbrücker Damm (10), an der Dahlenburger Landstraße (16) sowie an der Soltauer Allee (13).