Harburg. Bisher bestimmten die Gegner von Sophie Fredenhagens Kandidatur zur Bezirksamtsleiterin den Diskurs. Nun sprach das Abendblatt mit ihr.

Wer ist die Frau, von der seit Wochen alle reden? Über Sophie Fredenhagens Kandidatur als Bezirksamtsleiterin zerbrach die große Koalition in der Bezirksversammlung. Während viel über sie geredet wurde, hielt sich die Kandidatin zurück. SPD, Linke und Grüne haben sich darauf geeinigt, Fredenhagens Kandidatur zu unterstützen. Ob die Wahl am geplanten Termin, dem 6. September, stattfindet, steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass sie stattfindet. SPD, Linke und Grüne wollen in den kommenden Tagen offiziell erklären, warum sie Sophie Fredenhagen gemeinsam wählen wollen. Damit ist so gut wie sicher, dass Fredenhagen, die ehemalige Leiterin des Harburger Jugendamts, die neue Bezirksamtsleiterin von Harburg wird. Es ist Zeit , dass die Harburger ein eigenes Bild von der Kandidatin bekommen, befand die Abendblatt-Regionalredaktion – und lud sie zu einem ersten Gespräch ein.

„Ich habe eine starke Bindung an den Bezirk Harburg“, sagt Sophie Fredenhagen. „Deshalb habe ich nur kurz überlegt, bevor ich mich hier bewarb, obwohl ich mein Amt in Buxtehude noch nicht lange innehatte.“ Dort war Sophie Fredenhagen seit Jahresbeginn Fachbereichsleiterin für Soziales und Familie in der Stadtverwaltung.

Ihre berufliche Karriere hatte Sophie Fredenhagen im Bezirksamt Wandsbek begonnen. Dort war sie auf diversen Positionen tätig. Das ist zu Beginn der höheren Laufbahnen üblich, weil es Beförderungsvoraussetzung ist, jeweils mindestens zwei Tätigkeiten auf derselben Besoldungsstufe ausgeführt zu haben. „Das liest sich im Lebenslauf manchmal seltsam“, sagt Fredenhagen, „aber es sorgt auch dafür, dass man Einblicke in viele Bereiche der Verwaltung erhält. Davon profitiere ich heute noch.“

Im Wandsbeker Ortsamt Bramfeld betreute Sophie Fredenhagen den Ortsausschuss und seine Untergremien und nahm Querschnittsaufgaben in der Ortsamtsverwaltung wahr. Später leitete sie das Bramfelder Kundenzentrum. „Danach bin ich in die Jugendhilfe des Bezirks gewechselt. In der Zeit führte man betriebswirtschaftliche Prozesse in Verwaltung und Jugendhilfe ein. Das war damals nicht unumstritten“, sagt sie. „Ich war Controllerin in der Jugendhilfeabteilung, gleichzeitig Assistentin des Sozialdezernenten und Betreuerin des Jugendhilfeausschusses.“

Für die Tätigkeit als Controllerin hatte Sophie Fredenhagen eine umfangreiche Fortbildung absolviert, die auch außerhalb der Verwaltung Arbeitgeber interessierte. Ein Jahr lang ließ sich Fredenhagen beurlauben und arbeitete für die Pestalozzi-Stiftung. Dann kehrte sie in den öffentlichen Dienst zurück. „Mir war es wichtig, auch einmal die Jugendhilfe aus Sicht der Träger kennenzulernen“, sagt sie.

Zurück im Bezirksamt Wandsbek übernahm Sophie Fredenhagen zwei Jahre lang die Betreuung der Wandsbeker Flüchtlingsunterkünfte. Von 2004 bis 2007 war sie Leiterin der Abteilung „Hilfen zur Erziehung“.

2007 wurde im Zuge der Verwaltungsreform die Personalunion von Sozialdezernent und Jugendamtsleiter aufgehoben. Jeder Bezirk brauchte jetzt eine Jugendamtsleitung. Sophie Fredenhagen bewarb sich in Harburg. „Es war übrigens der CDU-Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg, der mich damals auswählte“, sagt sie. „Das Jugendamt habe ich elf Jahre geleitet und dabei viele Kontakte geknüpft, die mir immer noch viel bedeuten.“

Auf den Bezirk sieht Sophie Fredenhagen einige Herausforderungen zukommen. Da ist zum einen der jetzt bereits beginnende Personalexodus durch Pensionierung. „Wir müssen das Bezirksamt zu einem attraktiven Arbeitgeber machen, um Personal zu gewinnen und zu halten“, sagt sie. „Und wir müssen darüber nachdenken, ob wir nicht Quereinsteigern mehr Chancen geben.“

Im Bereich Wohnungsbau müsse der Bezirk darauf achten, dass bezahlbarer Wohnraum entsteht. „Das bedeutet nicht nur Sozialwohnungen, sondern auch günstige Wohnungen für Haushalte mit mittleren Einkommen. Außerdem müssen wir zielgruppengerecht bauen. Harburg ist einerseits ein sehr junger Bezirk mit vielen Familien, andererseits bemerkt man auch hier den demografischen Wandel.“

Dass Harburg ein junger Bezirk ist, müsse sich auch in der Jugendpolitik niederschlagen, sagt Fredenhagen. „Dafür muss man Jugendliche auch aktiv beteiligen. Es gibt schon einige Ansätze dazu, die weiterentwickelt werden könnten.“

An Harburg gefällt Sophie Fredenhagen vor allem der Facettenreichtum des Bezirks: „Da ist richtig Musik drin“, sagt sie. „Von Industriearbeit bis Hochschulleben und von Großstadt bis zu ländlichen Regionen ist hier alles zu finden. Und die Multikulturalität macht den Bezirk spannend. Nicht unbedingt einfacher, aber auf alle Fälle spannend. Hier ist viel in Bewegung.“

Wenn sie Bezirksamtsleiterin wird, kann sich Sophie Fredenhagen gut vorstellen, nach Harburg zu ziehen. „Das hatte ich vor einigen Jahren schon geplant, habe dann aber wegen meiner Kinder, die noch sehr in Wandsbek verwurzelt waren, davon abgelassen. Jetzt könnte die Zeit für einen neuen Anlauf reif sein.“