Harburg/Meckelfeld. Drei-Tage-Festival belebt das Amphitheater an der Außenmühle. Nun ist ein transparentes, 200.000 Euro teures Dach geplant.
Über Monate verwöhnte ein mediterran anmutender Sommer die Harburger in Stadt und Land, doch als er ausgiebig gefeiert werden sollte, legte er eine Pause ein. Vor allem am Sonnabend litten mehrere Veranstaltungen unter dem schauerlich-kühlen Wetter – das Weiße Dinner an der Außenmühle musste komplett abgesagt werden. Immerhin: Trotz des teils widrigen Wetters hat die Freilichtbühne im Harburger Stadtpark zahlreiche neue Fans gewonnen.
Mit großem Einsatz hatte das Team vom Citymanagement Harburg ein dreitägiges Festival mit dem Titel „Sommer im Park“ organisiert, um der selten genutzten Freilichtbühne an der Außenmühle neues Leben einzuhauchen und sie in der Region bekannter zu machen. 28 Darbietungen von Bands, Solosängern, Tänzern, Comedians und sonstigen Künstlern waren von Freitag, 18 Uhr bis Sonntag, 18 Uhr im Harburger Stadtpark zu erleben. Dazu gab es an verschiedenen Ständen Kaffeespezialitäten und Kuchen, Bier und vegane oder fleischige Bratwurst sowie Kettensägen- und andere Kunst. Nicht zu vergessen die Öko-Plumpsklos mit Holzspänen statt Wasserspülung.
Angelockt durch Plakate und Zeitungsartikel waren viele Besucher zum ersten Mal zur idyllisch gelegenen Freilichtbühne gekommen – und waren begeistert. „Ich wusste schon, dass es hier eine Freilichtbühne gibt, aber ich war noch nie hier“, sagte zum Beispiel Karsten Massag, der ganz in der Nähe, in Wilstorf aufgewachsen ist. Er findet den Veranstaltungsort in der Natur sehr schön. Und seine Lebensgefährtin Tanja Woitaschek ergänzt: „Wenn wir jetzt einen lauen Sommerabend hätten, vielleicht mit einem Picknick, dann wäre es traumhaft“ – ein Sommernachtstraum. Der ist hier (in Form einer geplanten und dann abgesagten Aufführung des Shakespeare-Stücks) auch schon einmal verregnet worden, im Sommer 2016. Betroffen war damals die Schauspieler-Gruppe „Die Delikaten“. Zwei Mitglieder des Ensembles hatten an diesem Sonnabend ein Déjà-vu, konnten aber zwischen zwei Schauern auftreten.
„Es ist schade, dass das Wetter in diesem Jahr nicht immer mitgespielt hat“, sagte Harburgs Citymanagerin Melanie-Gitte Lansmann. Das gilt vor allem für die zweite Veranstaltung, die sie und ihr Team organisiert hatten: das Weiße Dinner am Ufer des Außenmühlenteichs. Vier Sommer hintereinander hatten viele Harburger und Besucher aus dem Umland an lauen Abenden im Bilderbuch-Ambiente stundenlang mitgebrachte Speisen verzehren können – in diesem Jahr war die Party vorbei, eh sie begonnen hatte: Kurz vor 18 Uhr, als gerade die ersten beiden Tische aufgebaut worden waren, ging ein heftiges Gewitter über Wilstorf nieder und beendete die Aufbauarbeiten. Die Teilnehmer traten den Rückzug an.
In Meckelfeld und Wilstorf hatten es die Gäste nicht weit
Auch das Meckelfelder Dorffest und das Phoenix-Viertel-Fest am Sonnabend litten unter dem typischen Hamburger Sommer, der ausgerechnet an diesem Wochenende zurückgekehrt war. Dennoch waren beide Feste gut besucht, denn sie haben viel Stammpublikum, zum Teil direkt aus der Nachbarschaft. Das machte sich in Regenkleidung auf den Weg und ließ sich von der Witterung nicht die Stimmung verderben.
Auch an der Harburger Freilichtbühne fanden sich nach jedem Schauer wieder mehr und mehr Besucher ein, doch blieben die Zuschauerränge am Tag mit dem umfangreichsten Programm wetterbedingt schlecht gefüllt – das Abendprogramm verfolgten knapp hundert Besucher. Am Sonntag waren wieder mehrere hundert Gäste gekommen, ebenso am Freitagabend. Insgesamt zieht Lansmann eine positive Bilanz: „Wir haben mit unserem Kulturfestival die Freilichtbühne bekannter gemacht, sie ins Bewusstsein der Harburger gerückt. Das war uns wichtigstes Ziel“, so die Citymanagerin.
Die barocke, mehr als 1000 Quadratmeter große Open-Air-Perle im denkmalgeschützen Stadtpark führt bislang ein Schattendasein. Im Jahr 2014 für 300.000 Euro grundsaniert und 2015 wieder eingeweiht, gab es dort in den Folgejahren 2016 und 2017 jeweils nur acht Veranstaltungstage. Meist waren es Techno-Partys, die schon vor der Sanierung der Freiluftbühne den Zorn der Anwohner hervorgerufen hatten. Diese hatten vor einigen Jahren mit Hilfe einer Unterschriftensammlung erstritten, dass nur eine „laute Veranstaltung“ im Monat zugelassen ist.
Das Kulturfestival wollte nun zeigen, dass das grüne Amphitheater auf eine Weise bespielt werden kann, bei der die Kulturstätte und die Anwohner gleichermaßen zu ihrem Recht kommen. Zwar wurde es auch am Sonnabend bei einigen Bands etwas lauter. Doch der Schlussakt bis Mitternacht ging weitgehend geräuschlos vonstatten – in Form einer Headphones-Party.
Der Hamburger Funk-Kopfhörer-Spezialist silent events und drei Discjockeys gaben 30 bis 40 wackeren Partygästen, die bei elf Grad die gräsene Tanzfläche rockten, ordentlich Musik auf die Ohren. Die Besucher konnten zwischen drei Stilen auswählen (erkennbar an der roten, grünen oder blauen Beleuchtung der Kopfhörer) und sich ihrer Lieblingsmusik hingeben. So wippte die Partygemeinde im Takt oder tanzte ausgelassen. Ab und an waren einzelne Stimme zu hören. Dann wurde begeistert mitgesungen. Laut und meist falsch. Aber das merkte der Sänger nicht, denn er trug Kopfhörer.
Es scheint so, dass das Lärmschutzproblem der Anwohner lösbar ist. Bleibt noch die Wetterfrage. Die Bühne soll jetzt für gut 200.000 Euro ein festes, transparentes Dach bekommen und die mobile Zeltvariante stilvoller ersetzen. Damit würden die Künstler weitgehend im Trockenen bleiben und ihre Aufführungen bei jedem Wetter durchziehen können. Die Zuschauer stehen bei schlechtem Wetter weiterhin im Regen. Aber der Sommer 2018 zeigte gerade: Es gibt oft auch richtig schönes Wetter in Hamburg und Umgebung.