Neugraben. Eigentlich sollte der Umbau alles attraktiver machen. Doch Händler wandern ab. Wegen zu hoher Gebühren?

Ein helles Pflaster, neue Bäume und breite, bequeme Sitzbänke – seit knapp einem Jahr präsentiert sich der Wochenmarkt Neugraben in einem neuen Umfeld. Doch ob der mit öffentlichen Mitteln aufgepeppte Platz davon wirklich profitiert, scheint fraglich. Zumindest Marktbeschicker kritisieren derzeit einen eher negativen Trend: „Seit dem Umbau sind vier oder sogar fünf Stände abgezogen“, sagt Sven Wegener, der dort Obst aus dem Alten Land verkauft und einer der Sprecher der Marktbeschicker ist. Auch die SPD-Bezirksfraktion macht sich inzwischen Sorgen um den Markt und hat dazu eine Anfrage an die Bezirksverwaltung gestellt.

Im Mittelpunkt der Kritik der Händler stehen dabei die Gebühren, die in diesem Fall von der WAGS Hamburg Event GmbH erhoben werden, die wiederum eine Tochtergesellschaft des Landesverbands des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller ist und in Neugraben in etwa wie ein Zwischenmieter fungiert und selbst Nutzungsgebühren an den Bezirk abführt.

Für Markthändler Wegener lässt sich das Ergebnis des gut einjährigen Umbaus inzwischen mit einem Satz bezeichnen: Gut gemacht, im Ergebnis aber schlecht. Denn durch die neuen Bänke müssten die Marktstände anders aufgestellt werden und die Wege dazwischen fallen nun deutlich breiter aus. Im Ergebnis müssten die Händler damit zusammen die Kosten für eine Fläche von 2500 Quadratmetern tragen, die dann auf die einzelnen Stände umgelegt werden. Tatsächlich nutzbar seien jetzt aber nur noch 1600 Quadratmeter, beklagt er. Die Folge aus seiner Sicht: Für einzelne Händler seien die Gebühren zu teuer geworden, sie ziehen sich zurück. So komme beispielsweise der Biostand nur noch zweimal nach Neugraben, nicht dreimal wie bisher.

Ein Ersatz sei wegen der Kosten zudem schwer zu finden – was die Belastung für die verbleibenden Händler noch weiter erhöhe, wie er sagt. Und das könne dann erneut zu einer Abwanderung führen. Eine klassische Negativspirale eben.

Die Markthändler Sven Wegener und Daniel Erhorn sitzen auf einer der neuen Bänke, die nun viel Platz kosten
Die Markthändler Sven Wegener und Daniel Erhorn sitzen auf einer der neuen Bänke, die nun viel Platz kosten © Axel Tiedemann | Axel Tiedemann

Tatsächlich verhandelt der Bezirk aber mit der WAGS noch über die neuen Gebühren, wie aus der Antwort auf die SPD-Anfrage hervorgeht. Darin bestätigt die Bezirksverwaltung auch, dass die neue Marktfläche nicht mehr mit der alten identisch sei. Wie groß genau die tatsächlich nutzbare Fläche nun ist, sei aber noch nicht klar. Derzeit führe man dazu mit der WAGS noch weitere Abstimmungsgespräche, heißt es weiter in der Antwort. Dabei werde es dann auch um eine „mögliche Anpassung der Gebührenhöhe“ gehen.

Bei der WAGS selbst teilt man die Kritik von Händlersprecher Wegener unterdessen nicht. „Wir sind bei den Gesprächen mit dem Bezirk auf einem guten Weg“, sagt WAGS-Geschäftsführer Wilfried Thal.

Die Kosten hätten sich für den Markt nicht erhöht und seien im hamburgweiten Vergleich auch moderat. Zudem habe die WAGS gerade in Neugraben in den vergangenen Jahren eher „Mindereinnahmen“ erzielt. Gleichwohl sehe man auch die Tendenz, dass dort Händler abgewandert seien. Das, so sagt Thal, sei aber keine Folge des Umbaus, sondern ein eher allgemeiner Trend. „Das beobachten wir überall in Hamburg und auch in Deutschland, wir liegen eigentlich mit regionalen Produkten im Trend – doch befinden uns auch in einem schwierigen Umfeld.“

Speziell in Neugraben komme noch ein weiterer Umstand hinzu, glaubt Thal. Durch die relativ lange Umbauphase seien offensichtlich einige Kunden auch abgewandert. „Und die muss man jetzt natürlich wieder zurückgewinnen.“