Buchholz. Im Quartier auf dem ehemaligen Ritscher-Areal in der Gemeinde Sprötze wird es vorwiegend Einzel- und Doppelhäuser geben.
Um der gravierenden Wohnungsnot in Buchholz zu begegnen, will die Stadt jetzt eine fünf Hektar große Gewerbebrache in Sprötze in ein neues Wohnquartier verwandeln. In der jüngsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses wurde unter Beteiligung des Ortsrates Sprötze das städtebauliche Konzept für das einstige Ritscher-Areal beraten und mit großer Mehrheit zur Beschlussfassung durch den Verwaltungsrat empfohlen.
Wo südlich des Dreiecks Bürgermeister-Kröger-Straße/Am Versberg heute noch großflächige Gewerbehallen und Bürobauten stehen, sollen nach dem Entwurf des Hamburger Planungsbüros Evers & Küssner schon bald rund 55 Wohneinheiten gebaut werden. Im nördlichen Teil sind drei Reihenhäuser mit insgesamt 15 Einheiten vorgesehen, im mittleren und südlichen Abschnitt vorwiegend Einzel- und Doppelhäuser auf Grundstücken mit einer Größe zwischen 500 und 550 Quadratmetern.
Planer haben aufStadtvillen verzichtet
„Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, soll das Quartier nur durch eine in südöstlicher Richtung verlaufende, acht Meter breite Wohngebietsstraße erschlossen werden“, erläuterte Torben Klaucke vom Büro Evers & Küssner. Der Zugang zu den Einzel- und Doppelhausgrundstücken erfolge unterdessen durch kleine Stichstraßen. „Wir wollen auf diese Weise hofähnliche Strukturen schaffen, um dem dörflichen Charakter zu entsprechen“, so Klaucke.
Damit reagierten die Planer auch auf Einwände des Ortsrates, denen der erste Entwurf „zu durchgerastert“ erschien. Mit der neuen Aufteilung des Terrains zeigte sich die Ortsbürgermeisterin Heidemarie Micheel (CDU) denn auch zufrieden. Wenngleich die Höhe der drei Reihenhäuser mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss unterhalb der Bürgermeister-Kröger-Straße nicht überall auf ungeteilte Zustimmung träfe.
Klaucke verteidigte die Planung mit dem Hinweis darauf, dass man diese Höhe schon brauche, um den Mietern der Reihenhäuser familienfreundliche Wohnungsgrößen zwischen 100 und 120 Quadratmetern bieten zu können. Verzichtet habe man indes auf die ursprünglich geplanten Stadtvillen. Obwohl es keinen geförderten Wohnungsbau gebe sei dennoch das gewünschte, „sozial durchmischte Quartier“ möglich.
Intensiv diskutiert wurde das Problem der Oberflächenentwässerung. Da das Gelände gen Norden abschüssig ist, sei in der Vergangenheit bei Starkregen immer viel Wasser aus dem Plangebiet in die Bürgermeister-Kröger-Straße geflossen. Hier verwies Klaucke auf die entlang der Erschließungsstraße vorgesehenen Versickerungsmulden: „Das Aufnahmevolumen der Mulden ist so üppig dimensioniert, dass sich das im Wohngebiet anfallende Wasser normalerweise nicht in die Nachbarschaft ergießen dürfte.“
Vielleicht könne man ja zusätzlich die vorhandene Zisterne am nordöstlichen Rand des Quartiers nutzen, regte Peter Kröger, Abgeordneter der Wählergruppe Sprötze, an. „Aus meiner Zeit bei der Freiwilligen Feuerwehr weiß ich, dass dort ein unterirdischer Tank mit einem Fassungsvermögen von 300.000 Litern für Löscheinsätze liegt. Den sollte man auf jeden Fall erhalten“, so Kröger.
Keinen Bestand hat hingegen der Bolzplatz des TSV. Die Anlage ist von dem ortsansässigen Sportverein aufgegeben und an den Investor May & Co. Wohn- und Gewerbebauten Itzehoe verkauft worden. „Zum Glück“, sagte Klaucke. Anderenfalls hätte nämlich als Lärmschutz gemäß geltender Vorgaben eine sechs Meter hohe Mauer gebaut werden müssen. „Das wäre der Aufenthaltsqualität im Quartier bestimmt nicht zuträglich gewesen“, so Klaucke.
Keine Gefahren für neueBewohner durch Altlasten
Ob der Rückzug auf den TSV-Platz in Bahnhofsnähe für die jungen Fußballer allerdings von Vorteil ist, wurde von mehreren Abgeordneten bezweifelt. Zum einen wegen möglicher Kapazitätsprobleme. Zum anderen wegen zu befürchtender Beschwerden von Anwohnern angesichts der zusätzlichen „Lärmquelle“.
Zerstreuen konnte Torben Klaucke hingegen geäußerte Bedenken, auf dem einstigen Gewerbegebiet bestehende Altlasten könnten zu einer Gefahr für die neuen Bewohner werden. „Erstens sind entsprechende Untersuchungen auf dem Areal erfolgt und ohne auffälligen Befund geblieben. Und zweitens werden alle Spielplätze und Gärten durch Bodenaustausch und den Auftrag von Mutterboden so aufbereitet, dass es hier keine Risiken gibt.“
Treckerschmiede
Das Ritscher-Werk in Sprötze war ein Ableger der Moorburger Trecker-Werke.
Neben Traktoren mit drei und vier Rädern entstanden dort seit 1944 auch Kettenschlepper, Grabenreiniger und Anhänger.
1961 verkaufte Karl Ritscher das Werk an die Berliner Maschinenbau AG, die dort fortan Drehbänke, Setz- und Textilmaschinen baute. 1970 verließ der letzte Grabenreiniger des Typs York die Produktionshallen.