Lüneburg. Die Lüneburgerin Kate Kitchenham vermittelt ihr Wissen in Büchern, Fernsehsendungen und Seminaren.

Hunde haben im Leben von Kate Kitchenham schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Ihre Eltern waren kurz vor ihrer Geburt aus England nach Hamburg gekommen, die Mutter züchtete Labrador Retriever, eine damals hierzulande noch eher unbekannte Rasse. Die kleine Kate wuchs mit den Tieren auf, lernte, die Welt aus deren Perspektive zu betrachten. Die Nähe zu den Hunden war für sie selbstverständlich.

„Ich habe mich sogar für meinen Mittagsschlaf zwischen die Welpen gekuschelt“, erzählt die 44-Jährige, die heute mit ihrer Familie und zwei Hunden in Lüneburg lebt. Diese Erfahrungen legten den Grundstein für ihre Tätigkeit als Fachjournalistin, Buchautorin und Fernsehmoderatorin. Außerdem ist sie als Coach unterwegs, trainiert regelmäßig im Lüneburger Kurpark mit Hunden und ihren Besitzern. Ihr großes Thema ist das Verhalten von Hunden sowie die Beziehung zwischen Mensch und Tier.

Praktische Erfahrung allein reiche jedoch nicht aus, um Hunde wirklich zu verstehen, meint Kate Kitchenham. „Wir können intuitiv viel richtig machen. Doch um eine gute Hund-Mensch-Beziehung aufzubauen, ist die regelmäßige Beschäftigung mit der aktuellen Forschung sehr hilfreich.“ Wenn die Frau mit den lockigen Haaren und dem breiten Lächeln von Studien und Forschungsergebnissen spricht, gerät sie regelrecht ins Schwärmen.

„Ich bin einfach so neugierig, wie andere Lebewesen die Welt erleben. Das war für mich der Antrieb, Verhaltensforschung zu studieren“, erklärt Kate Kitchenham und lacht selbst über ihre Begeisterung. Aktuelle Forschungsergebnisse könnten helfen, Althergebrachtes neu zu überdenken. So sei es bis vor zehn Jahren beispielsweise üblich gewesen, Hunde ausschließlich mit Leckerlis für gut erledigte Aufgaben zu belohnen.

„Ich belohne aber viel lieber auf spielerische Art“, sagt Kate Kitchenham. Auch Studien zeigten: Neuer Lernstoff werde anscheinend am besten abgespeichert, wenn nach dem Lernen gespielt wird. Sie erklärt, wie das in der Praxis funktioniert: „Ich bringe Hunden bei, an einer Stelle zu bleiben, indem ich Spielzeug verstecke. Sie müssen dann warten und ruhig bleiben, das ist gut für die Festigung der Impulskontrolle.

Gleichzeitig können sie mich beobachten und auf Hinweise achten, wo sie das Spielzeug anschließend suchen sollten.“ Das schule Beobachtungs-, Konzentrations- und Problemlösevermögen. Anschließend werde gespielt. „Das kann auch mal richtig wildes Herumjagen sein. Das macht Hunden einfach Spaß.“ Die positive Erinnerung, die fortan mit dem Spiel verknüpft sei, sorge beispielsweise dafür, dass der Hund den Befehl „Bleib“ lerne.

Hundebesitzer sollten das Training mit ihrem Hund allerdings nicht darauf beschränken, ihm „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ beizubringen. „Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass der Hund damit zufrieden ist. Hunde sind zu Höherem berufen“, sagt Kate Kitchenham.

Ein gutes Beispiel für ihre Lernfähigkeit seien Blindenhunde, die oft schwierige Aufgaben bewältigten und die Perspektive ihres Herrchens einnehmen und auf unerwartete Hindernisse selbstständig reagieren müssten. „Hunde, die Herausforderungen bewältigen müssen und dafür Anerkennung bekommen, sind die glücklicheren Hunde.“

Überhaupt seien Erfolgserlebnisse ganz wichtig, betont Kate Kitchenham. „Wenn Hunde sich langweilen, entwickeln sie Hobbys wie Jogger oder Rehe jagen oder Omas am Zaun erschrecken. Sie finden es einfach großartig, etwas zu bewirken. Deshalb ist es unsere Aufgabe, ein Hobby für jeden Hund zu finden, das ihm Spaß macht.“

Neben der Beschäftigung mit Herrchen oder Frauchen sollten die Tiere regelmäßig Zeit mit Artgenossen verbringen. „Hunde führen ein soziales Doppelleben“, sagt Kate Kitchenham. Einerseits seien sie in der Lage, mit Menschen zu kommunizieren, andererseits brauchten sie den Austausch mit anderen Hunden, um zu sozial kompetenten Wesen zu werden. „Dieses Leben in zwei Welten müssen wir ihnen ermöglichen.“

Im Kontakt mit gleichaltrigen Hunden verschiedener Rassen lernten die Tiere, Konflikte zu bewältigen, sich zu behaupten und zu entschuldigen. Das beginne mit dem Besuch einer Welpenschule und sollte sich beim täglichen freien Auslauf fortsetzen.

Die größten Fehler, die Hundehalter machen könnten, seien daher, so Kate Kitchenham, einem Hund keinen Kontakt zu Artgenossen zu ermöglichen, ihn stets an der Leine zu halten und zu kon­trollieren. Solches Verhalten beobachtet die Lüneburgerin immer öfter. Sie führt dies auf die inniger werdende Verbindung zwischen Mensch und Tier zurück, die allerdings auch positive Seiten habe.

„Der Stellenwert des Hundes für den Menschen wird wichtiger. Er sieht uns als Eltern, die ihm Orientierung, Sicherheit und Unterhaltung bieten sollen. Und auch wir haben elterliche Gefühle für diese Persönlichkeit, die uns so sehr am Herzen liegt.“

Ähnlich wie ein kleines Kind mache ein Welpe anfangs viel Arbeit, dies zahle sich aber aus. „Im ersten Jahr sollte man enorm viel investieren. Hier muss der Hund vor allem lernen, die Regeln der sozialen Welt unter Menschen und Artgenossen zu lernen. Wenn der Grundstock gelegt ist, kann man sich später entspannen“, sagt die Expertin.

Denn auch wenn Herausforderungen und kleine Aufgaben den Tieren gut tun – das sollte nie in Stress ausarten. „Erwachsene Hunde lieben schlafen, herum­lungern, entspannte Spaziergänge machen, hin und wieder mal ein kleines Abenteuer mit dem Menschen erleben oder neuen Lernstoff. Das sorgt für ausgeglichene und glückliche Hunde, die uns viel Freude bereiten.“

Zu Gast im NDR

Kate Kitchenham wurde in Hamburg geboren und studierte Kulturanthropologie und Zoologie mit dem Schwerpunkt Verhaltens­forschung an der Universität Hamburg. Ihre Abschlussarbeit schrieb sie über den „Lebensbegleiter Hund“. Sie ist als freiberufliche Journalistin unter anderem für das Magazin „Dogs“ tätig und hat mehrere Fachbücher über Hunde verfasst.

Seit 15 Jahren lebt Kate Kitchenham in Lüneburg, zusammen mit ihrem Mann, den heute 18 und 14 Jahre alten Kindern und ihren beiden Hunden Erna und Knox.

Von 2014 bis 2017 hat sie die Fernsehsendung „Der Haustiercheck“ moderiert und war für die Sendung „Tierisch britisch“ (beides ZDF) mit ihrem Hund Knox in England unterwegs. Am 1. Oktober ist Kate Kitchenham als Expertin in der NDR-Fernsehsendung „WissensCheck“ zu sehen.

Ihre Seminare, Coachings und Vorträge bietet Kate Kitchenham deutschlandweit an. Im Seminar „Der soziale Hund“ am Sonnabend, 25. August, in Lüneburg sind noch wenige Plätze frei. Anmeldungen sind im Internet auf www.kitchenham.de möglich.