Landkreis Harburg. Sieben Gemeinden wollen Kupfer durch Glasfaser ersetzen. Land hilft mit zusätzlichen zwei Millionen Euro.

Das Breitbandnetz im Landkreis Harburg soll noch besser ausgebaut werden als bislang vorgesehen. Dafür sollen mehr Kupferleitungen durch Glasfaser ersetzt werden. Hintergrund ist die angekündigte neue Förderung des Bundes und des Landes Niedersachsen, über die rund acht Millionen Euro zusätzlich in das Projekt fließen können. Im Gegenzug würden die Gemeinden um den gleichen Betrag entlastet.

Grundsätzlich betroffen von dem Ausbau sind 7000 Nutzer. Über ihre Anschlüsse kann derzeit nicht die geforderte Datengeschwindigkeit von 50 Megabit/Sekunden (Mbit/S) erreicht werden. Derzeit ist vorgesehen, dass es bei Haushalten in der Nähe von Verteilerknoten bei Kupferkabeln bis zum Hausanschluss bleibt, falls damit 50 Mbit/s erreicht werden können. Nur wenn die Entfernungen zu groß sind und Kupfer nicht ausreicht, sollen Glasfaserleitungen verlegt werden. „Mit der neuen Förderung wird es jetzt möglich, statt mit Kupfer überall mit Glasfaser zu arbeiten“, sagt Thorsten Heinze, der für das Projekt zuständige Bereichsleiter bei der Kreisverwaltung.

Die Kreisverwaltung hat nun bei den Bürgermeistern der 14 Gemeinden nachgefragt, bei denen Kupferleitungen verlegt werden sollen. „Sieben von ihnen haben Interesse gezeigt, zwei haben abgesagt und bei fünf laufen die Gespräche noch“, sagt Heinze. Namen nennt er noch nicht. Denn endgültig müssen die einzelnen Räte über das notwendige und zusätzliche finanzielle Engagement für das Breitbandprojekt entscheiden.

Als Hintergrund für die unterschiedlichen Auffassungen der Gemeinden gilt vor allem, dass sie die Hälfte der zusätzlichen Kosten tragen müssen. Dies waren bislang berechnet auf den gesamten Landkreis sechs Millionen Euro. Durch den vom Land zugesagten zusätzlichen zwei Millionen Euro würde diese Summe auf vier Millionen Euro sinken.

Klar ist inzwischen, dass für neue Förderung die bereits veröffentlichten Ausschreibungen nicht verändert werden müssen. „Nach den vorliegenden Einschätzungen von Juristen ist dieser Upgrade nicht beihilfeschädlich“, sagt Heinze. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Gesamtfinanzierung des Projektes.

Denn ohne die von vorn herein zugesagten Hilfen von 15 Millionen Euro vom Bund, fünf Millionen Euro vom Land und 3,5 Millionen Euro über das Kommunale Investitionsprogramm wäre der Ausbau gar nicht möglich gewesen. Der Anteil von Landkreis und Gemeinden liegt jetzt bei jeweils 6,25 Millionen Euro. Sie müssten für die technisch bessere, insgesamt zwölf Millionen Euro teure Lösung nun noch vier Millionen statt bislang sechs Millionen Euro aufbringen.

Zwar rechnet man in der Kreisverwaltung derzeit mit zeitlichen Verzögerungen durch den verstärkten Ausbau mit Glasfaser. Schließlich sind davon 40 Prozent der 7000 Anschlüsse betroffen. „Wir gehen von drei bis vier Monaten für die Planungen aus, hoffen aber dies im Laufe des Projektes wieder aufholen zu können“, sagt Bereichsleiter Heinze. Insgesamt soll der Ausbau bis Ende 2020 abgeschlossen sein.

Inzwischen sind für den Bau das Verlegen der Leerrohre und der Glasfaserkabel ausgeschrieben. Die Entscheidung über die Aufträge soll im September fallen. Der Betreiber steht dagegen fest. So hatten Landrat Rainer Rempe und Rudolf Markschläger, Geschäftsführer Technik & IT bei der EWE TEL, im April die Vereinbarung für den Betrieb des Netzes unterschrieben.

Beim heutigen Kreis-Wirtschaftsausschuss wollen sich nun CDU und Wählergemeinschaft über den Stand des Projekts orientieren. Geht es nach den Politikern, sollten auch Anschlüsse in den Ausbau eingeschlossen werden, über die schon jetzt eine Geschwindigkeit von 50 Mbit/S erreicht werden kann. Dies ist aber in den bisherigen Überlegungen und trotz der zusätzlichen Förderung nicht vorgesehen.

Kein Wunder. Denn Ziel von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) ist es zunächst, weiße Flecken im Netz schnell zu schließen, Gewerbegebiete gigafähig zu machen, sowie Schulen und Krankenhäuser in den nächsten drei Jahren mit einer guten digitalen Infrastruktur zu versorgen. Dafür stelle das Land allein in diesem Jahr 100 Millionen Euro bereit, rechnet der Minister vor. „Dies ist mehr Geld, als Niedersachsen jemals für den Breitbandausbau in die Hand genommen hat.“ Damit stünden für die Digitalisierung im Land, da ist sich Althusmann sicher, „alle Ampeln auf Grün.“

Breitband-Ausbau

Ein Breitband-Internetzugang ist ein Zugang zum weltweiten Netz mit hoher Datenübertragungsrate. Bislang existiert aber kein allgemein akzeptierter Schwellwert, ab der eine Breitband-Verbindung beginnt. Im Jahr 2014 lag die Zahl der Haushalte mit Internetanschluss per Glasfaser bei 450.000.

An dem Breitbandprojekt im Kreis Harburg beteiligen sich 25 Gemeinden. Es sind: Brackel, Egestorf, Hanstedt, Marxen, Undeloh, Appel, Drestedt, Halvesbostel, Hollenstedt, Regesbostel, Wenzendorf, Jesteburg, Neu Wulmstorf, Rosengarten, Gödenstorf, Salzhausen, Seevetal, Stelle, Dohren, Handeloh, Kakenstorf, Tostedt, Welle, Wistedt und Winsen. Buchholz, die Samtgemeinde Elbmarsch und Döhle haben eigene Projekte.